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Ein Besuch bei Ex-Weltmeister Jos Lansink PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 31. Mai 2012 um 18:31

 

Auf einem Pony begann mal die ganz große Karriere des Jos Lansink

Meeuwen/ Belgien. Ein Besuch bei Belgiens Exweltmeister Jos Lansink in seinem neuen Turnierstall ist wirklich ein Besuch. Man fühlt sich als Gast willkommen und wird nicht durchgeschleust wie eine Busladung von Besuchern eines Museums. Auch da gehört er zu den Ausnahmen.

 

Das andere Fortbewegungsmittel des Jos Lansink

Bullenstraat 23, Meeuwen, Belgien, ein enges Sträßchen, überall Abdrucke von Pferdehufen, Spuren von Gespannen im Wald. Viel Natur, Heidelandschaft wie im deutschen Military-Mekka Luhmühlen. Dann die Reitanlage, bescheiden fast steht da „Stal Jos Lansink“. Alles offen, keine Warnschilder, keine Verbotshinweise. Auch kein kläffender Jack Russel wie eigentlich üblich auf Reiterhöfen. Gleich neben der Einfahrt steht eine sportlich ausstaffierte Limousine, Audi A 7. Nummernschild: 9-001-Jos. Da muss schon einer wirklich einer sein, um sich so eine KFZ-Nummer abholen zu dürfen. Er kann es, er ist nämlich einer, nicht nur in Belgien, auch weltweit: Jos Lansink. Ein ganz Großer, der immer am Boden klebte und der sagt: „Ich weiß, wie schnell man wieder unten ist.“ Vor allem im Reitsport.

 

Jos Lansink an seiner Cafebar im Casino

 

Bis vor drei Jahren war er Pächter einer Anlage in Ellikom, seit drei Jahren ist er Herr eines eigenen Turnierstalls drei Kilometer weiter in Meeuwen, 12.000 Einwohner, nicht weit von Aachen, 28 km von Lanaken entfernt, dort wohnt er weiter. Jos Lansink, 51, war der 16. Weltmeister in der Geschichte seit 1953, der erste für Belgien. Er gewann bei den Weltreiterspielen 2006 souverän in Aachen, und es gab niemanden, der ihm den Titel nicht gegönnt hätte. Klasse hatte sich durchgesetzt. Kein Märchen ging in Erfüllung, einzig und allein Qualität, Können, Ausbildung vereinigten sich zu einem Ganzen. Nichts war Zufall. Aachen wurde gleichzeitig zur Vollendung einer sicherlich einmaligen Karriere, die ohne Schlagzeilen verlief, ganz ruhig, aber in den richtigen Bahnen.

 

Von jedem Championat eine Medaille

 

Von jedem aller ausgeschriebenen Championate, die er ritt, besitzt er inzwischen eine Medaille, ob von Olympia, Weltcup oder Europameisterschaft und Weltmeisterschaften, wahrlich zusätzlich etwas ganz Großes.

Medaillensammlung eines Champions

 

Bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona wurde er zusammen mit Jan Tops und Piet Raymakers  Mannschafts-Olympiasieger, doch die Öffentlichkeit hatte von ihm keinen Besitz ergriffen, auch wenn er bereits Team-Europameister war, den Großen Preis von Aachen gewann, und obwohl damals schon der  deutsche Tete-Reiter Ludger Beerbaum sagte: „Das ist einer, ohne wenn oder  aber. Vom reiterlichen Können her und von seinem Charakter.“

 

Klasse ohne lautstarke Lobby  braucht Zeit, um auch in Erinnerung zu bleiben. Jozeph, Johannes, Gerhardus, Marinus Lansink war nunmal keiner für den Kirmesplatz. Er kam nach eigenen Worten nach oben „durch Zuschauen, beim Zugucken, wie die damals Großen ritten,  Johan Heins, Henk Nooren, später habe ich Ludger Beerbaum beobachtet, Franke Sloothaak, oder Rodrigo Pessoa.“ Und er habe sich auch die deutsche Dressurreiterei zum Vorbild genommen.

 

Statt Landwirt lieber Springreiter

 

Sein Vater bewirtschafte einen kleinen Hof in Weerselo, ganz in der Nähe von  Sydney-Olympiasieger Jeroen Dubbeldam. Sohn Jos sollte ihn übernehmen. Nach dem „Einjährigen“ auf der Höheren Schule begann er auch eine Landwirtschafts-Lehre und legte die Gesellenprüfung ab, nebenbei ritt er, und er sagte dann, er möchte eigentlich Springreiter werden. Bruder Paul erhielt dafür den Hof. Der heutige holländische Bondscoach Rob Ehrens besorgte dem Talent einen Job beim Reiter und Pferdehändler Hans Horn. Er war 22 Jahre alt. 14 Jahre blieb er bei Hans Horn, dann trat er auf dem Gestüt „Zangersheide“ im belgischen Lanaken 1996 die Stelle als Chefbereiter an. Er wurde Nachfolger von Piet Raymakers, mit dem er in Barcelona 1992 Team-Gold bei Olympia gewonnen hatte. „Z“-Chef Leon Melchior überredete ihn zum Sprung nach Belgien. Beim Turnier am Jahreswechsel in Mechelen Ende 2000 verkündete Jos Lansink, dass er in Zukunft für Belgien reiten werde, „aber vom Herzen her bin und bleibe ich Niederländer, ich reite eben für ein anderes Land“, sagte er etwas leiser.

 

Das niederländische Gold-Trio von Olympia in Barcelona 1992 (v.lks): Piet Raijmakers, Jan Tops und Jos Lansink

 

Als Niederländer gewann er bis auf den Weltmeistertitel beinahe alles andere, achtmal wurde er niederländischer Meister, einmal auch schon in Belgien. Seine Frau Marielle änderte die Nationalität nicht, er selbst besitzt nun beide, Tochter Rosanne (18) ebenfalls. Sie studiert in Hasselt.

 

Bruch mit Leon Melchior vor Athen

 

Der Bruch mit dem wahrlich eher schwierigen Leon Melchior vollzog sich fünf Monate vor den Olympischen Spielen in Athen 2004. Lansink: „Melchior verlangte von mir, ich sollte mich bereits im April für das Olympia-Pferd entscheiden.“ Er sagte, er könne und wolle sich nicht so früh festlegen, er wisse ja gar nicht, welches Pferd in Form wäre. Er vermutete aber noch andere Gründe, im familiären Bereich des Arbeitgebers. In Athen ritt Jos Lansink dann kein Z-Pferd, sondern den Schimmelhengst Cumano seines belgischen Freundes Jos Van Der Linden.

 

Der Schimmelhengst Cumano - das sportliche Kapital des Jos Lansink

 

Am 1. September 2004 verließ er Zangersheide, zehn Tage danach gewann er auf dem wunderbaren Holsteiner Cassini-Sohn in Spruce Meadows den Großen Preis des CSIO von Kanada und als Prämie umgerechnet rund 220.000 Euro. Höher ist nirgendwo in der Welt eine Siegprämie. Als einziger war er in beiden Runden mit zunächst 17 und anschließend 14 Sprüngen fehlerlos geblieben, lediglich im zweiten Umlauf musste ihm nach dem Bilderbuchritt mit Cumano ein Zeitfehlerpunkt angeschrieben werden. Der Sieger später: "Wer in Spruce Meadows reitet, denkt vor allem zunächst ans Gewinnen, und dann erst ans Geld."

 

Nach Zangersheide in die Selbständigkeit

 

Jos  Lansink im Rückblick auf seine Jahre auf dem Gestüt Zangersheide: „Nach  meiner Einschätzung habe ich einen guten Job gemacht, ich stand jeden Tag zur Verfügung. Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“ Leon Melchior behandelte ihn teils wie einen Leibeigenen. Paul Schockemöhle fragte auch, ob er nicht zu ihm kommen wolle, auch andere wurden vorstellig, für einen wie ihn hatte jeder große Turnierstall Verwendung. Lansink dachte sich anderes aus. Er ging Ende 2004 das Abenteuer Selbständigkeit an. Er pachtete in Ellikom einen Stalltrakt bei Eric Coppelmans. Jos Lansink hatte jedoch  vor allem ein Kapital, das im Reitsport mehr zählt als Geld, nämlich ein großes Pferd, eben den Hengst Cumano. Den hatte Van Der Linden zweieinhalbjährig gekauft. Cumano, inzwischen 19 Jahre alt, bezog im neuen Zuhause in Meeuwen eine Extrabox, groß mit Blick auf den Innenhof. Der Schimmel ist nach wie vor gefragter Zuchthengst.

 

WM-Titel löste Probleme…

 

Jos Lansink mag das Reiten in freier Natur, am liebsten im Wald, „das ist gut für die Seele des Pferdes“. Das kann er in Meeuwen bestens. Zehn Hektar Land gehören ihm, die gesamte Anlage  ist intelligent geplant und umgesetzt, kein Schnickschnack, kein Protz, alles pferdegerecht, nirgendwo Ecken oder Kanten, alles rund, damit sich die Pferde möglichst nicht verletzen können. Überall Kameras, Licht. Die Halle groß, an einer Frontseite zwei große aufgezogene und von Dirk Caremans „geschossene“ Fotos von Jos Lansink auf Cumano und auf Valentina, gegenüber auf der anderen Seite die Namen der neun Sponsoren. Boxen für 30 Pferde, genügend Abspritzboxen, draußen ein riesiger Platz mit Sand und daneben – fließender Übergang  -  eine Arena mit Gras. Die Baugenehmigung dauerte lange, „doch mit dem Weltmeistertitel lief alles schneller“, so Lansink. In Lanaken („Nicht weit von Zangersheide“) blieb er mit der Familie wohnen, „vom Stall nach Haue sind es genau 28 Kilometer, unterwegs habe ich dadurch auch Zeit zum Telefonieren.“

 

Jos Lansink auf seinem möglichen Olympia-Pferd Valentina

 

Mit acht mit Reiten begonnen

 

Er war acht Jahre alt, als er mit dem Reiten begann, am 3. September 2006 wurde er Weltmeister. Er erhielt Glückwünsche aus aller Welt, der belgische König schrieb ihm, beim Turnier wenige Wochen danach während des Turniers in Brüssel bat man ihn in die königliche Loge. Jos Lansink blieb bodenständig. Die Erfolge verdrehten ihn nicht. Aachen hält er für das beste und schönste Turnier der Welt, „allein diese Atmosphäre gibt es sonst nirgendwo, nur in Aachen beim CHIO zu reiten, bleibt für jeden ein Erlebnis.“ Als er das Finale um den Weltmeistertitel erreichte, da habe er gedacht, jetzt nur nicht Letzter werden. Den Stimmen, der Parcoursaufbau im Finale sei nach Meinung einiger zu leicht gewesen, widerspricht er heftig. „Ich habe da auch Unterstützung von Franke Sloothaak erhalten, der war ja 1994 Weltmeister war. Der sagte mir, er habe alle Parcoursskizzen der  vergangenen Weltmeisterschaften durchgegangen, von Den Haag 94 über Rom 98 und Jerez de la Frontera 2002, Aachen sei am schwierigsten gewesen.“ Nur, so meint Lansink, man habe wohl vergessen in Betracht zu ziehen, „wie gut die Pferde des Finals mit Pferdewechsel waren“.

 

„Papa, jetzt noch siebenmal null…

 

Nach dem Zeitspringen als Auftakt der Weltreiterspiele lag Jos Lansink aufgrund eines Abwurfs mit umgerechnet 5,01 Fehlerpunkten lediglich an 40. Position von 116 Startern. Lansink, inzwischen Ehrenbürger von Lanaken: „Meine Tochter sagte damals zu mir: So Papa, jetzt musst Du noch siebenmal fehlerfrei bleiben – dann bist Du Weltmeister.“ Sie hatte Recht.

 

Das geschmackvolle Casino des Unternehmers Jos Lansink - und irgendwo ist immer unübersehbar Cumano dabei... wenn auch "nur" als Kunstobjekt...

(alle Fotos U.Ludwig)

 

Seit einem Jahr trainiert er die durchaus talentierte Griechin Athina Onassis Miranda, die wahrscheinlich gar nicht weiß, wie reich sie ist, und auch deren Ehemann Alvaro Alfonso de Miranda Neto lässt sich von Lansink coachen. Ein Jordanier schaffte durch ihn die Olympia-Qualifikation für London. Und er selbst steht mit der Stute Valentina im vorläufigen belgischen Aufgebot für die Reiterspiele an der Themse, zusammen u.a. mit der Philippaerts-Troika – Vater Ludo und zwei Söhne – oder Gregory Wathelet und dem augenblicklichen Weltmeister Philippe LeJeune. Pflichtturniere als Sichtung für London sind für Jos Lansink die CSIO`s  von Italien in Rom und den Niederlanden in Rotterdam, „der deutsche CSIO in Aachen nicht, obwohl ich in Aachen gerne reite.“ Der Vorschlag zur Nominierung die Olympiaequipe an das Nationale Olympische Komitee Belgiens ist Angelegenheit des Schweizer Coaches Philippe Guerdat. Es ist kaum damit zu rechnen, dass Jos Lansink auf der Liste fehlt. Dabei ist er trotzdem, wenn nicht als Reiter, dann als Trainer…

 


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