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Besuch bei der neuen Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 17. Oktober 2012 um 12:53

Monica Theodorescu, hier auf Whisper, wie ein guter Sitz auszusehen hat, muss man ihr nicht erzählen. Kaum eine Kollegin oder Reiter sitzt oder saß besser als die neue Bundestrainerin im Sattel

 

Füchtorf. Seit dem 1. Oktober 2012 ist Monica Theodorescu  (49) die neue deutsche Bundestrainerin der Dressur. Sie übernahm das Amt von dem im April unmittelbar vor Beginn des Weltcupfinals in s`Hertogenbosch einem Herzschlag erlegenen Holger Schmezer, sie kam für diesen Job fast logisch in Frage, vielsprachig, vor allem in der Materie wie kaum eine andere zuhause.

 

Verändert haben sie wenig, Monica Theodorescu und ihr Mann Burkhard Ernst, dort auf dem Lindenhof in Sassenberg unweit von Warendorf, dort, wo Inge und George Theodorescu daheim waren,  die großen Horsemen. Auf einem Holztischchen ein eigens gebasteltes Gestell, darauf die vielen Pfeifen, ohne die George Theodorescu nicht unterwegs war, da ein Silbertablett mit einem ganzen  Bündel Fotos, Monica Theodorescu als Jugendliche vor einer Reitpferdeprüfung in Aachen, George Theodorescu mit Reiner Klimke bei Olympia in Seoul, mit der Niederländern Anky Van Grunsven, Geschichte und Gegenwart in einem Stapel. An der Wand englische Stiche von Pferden und Hunden, die Regale prall gefüllt mit Büchern, nicht nur über Pferde, über Michelangelo zum Beispiel, „Achtung Vorurteile“ vom großen Schauspieler Sir Peter Ustinov, George Thedorescu hat sich wohl gefühlt in dieser Welt der Pferde und der Feingeiste. Und überall in diesem Raum, in dem einen plötzlich das Gefühl packt, der Reitmeister müsste jetzt zur Tür hereinkommen, kleine Skulpturen von Greyhounds, in Silber getrieben, aus Stein, aus edlem Holz, „für meinen Vater hatten diese Hunde etwas Adeliges an sich“, sagt Monica Theodorecsu. Und sie sagt: „Es ist alles wie früher.“ Nur etwas ruhiger ist es geworden auf dem Lindenhof, der vor unendlich vielen Jahren dem Veterinär, Galopper-Züchter und und auch „Halla-Leibarzt“ Dr. C.W. Löwe gehört hatte.

 

An diesem Tag ist auch alles voller Stille auf dem idyllischen Lindenhof, wo man fast selbst Pferd sein möchte. Das Laub hängt schon leicht verfärbt an den Bäumen, ein Mitarbeiter fegt im Innenhof Blätter zusammen. Pferde schauen aus Boxen ziemlich desinteressiert zu. Ganz rechts die 24 Jahre alte Ramiro Son-Stute Renaissance mit Paradox-Blut, eigentlich Springpferd, Resi genannt, „sie hatte sechs Fohlen“, erzählt Monica Theodorescu. Resi sieht gut aus, kein Hängerücken. Am Ende der Reihe neben Resi steht der Schimmel Balagur. Mit dem Hengst, der als Polizeipferd auf Streife ging, ritt die Russin Alexandra Koroleva (35) bei den Europameisterschaften 2003 und 2005, bei den Weltreiterspielen 2002 und 2006 sowie bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen und in Hongkong 2008, wo sie als Einzelstarterin ausgezeichnete Sechste wurde. Alexandra Korolewa ist zurück in Nowgorod, Balagur ließ sie da. Er ist jetzt 22 Jahre alt und wird täglich noch geritten, „an ihm war nie ein Tierarzt dran“, sagt Monica Theodorescu.

 

Mit 80 ritt ihn auch noch George Theodorescu. Balagur und George Theodorescu verband etwas ganz Besonderes, fast Geheimnisvolles. Wenn er in die Halle kam, ging Balagur zunächst schnurstracks nach links in die Ecke, wo auf einer Bank immer George Theodorescu saß und holte sich ein Zückerchen ab. „Am Todestag meines Vaters wendete sich der Hengst erstmals nicht nach links, sondern gleich in die Mitte der Halle“, sagt Monica Theodorescu, „so, als wüsste er, dass etwas passiert wäre…“

 

Wissenschaft mitnehmen in Training

 

Dreimal Team-Gold bei Olympia gewonnen, die Medaille von Seoul bedeute ihr am meisten, "weil sie die erste war"

(Fotos: Kalle Frieler)

 

Beim Herumschlendern über die Anlage, wo 16 Pferde stehen, erzählt die diplomierte Übersetzerin, wie sie sich ihren neuen Job vorstellt und warum sie das Amt angenommen habe. Sie suchte vor allem auch eine neue Herausforderung. Im Sport habe sie ja sehr viel erreicht, meint sie. Sie liebe den Hochleistungssport, sie fasziniere das Zusammenspiel zwischen Pferd und Mensch, zwischen verschiedenartigen Tieren und verschiedenartigen Reitern. Im eigenen Betrieb hat sie Constanze Möller eingestellt, eine Pferdewirtschaftsmeisterin, um mehr Zeit zu haben für ihre Aufgaben als Bundestrainerin.

 

Es gibt weiter Lehrgänge auf dem Lindenhof, eine Schülerin kommt in Kürze aus Australien, eine aus Russland, Pferde werden auch weiter ausgebildet und verkauft, „es muss ja etwas reinkommen.“ Die Anlage unterhält sich nicht von selbst, die Pferde werden weiter wie bei den Eltern mit Hand getränkt, so werden besondere Verbindungen zusätzlich zwischen Mensch und Tier aufgebaut, da hat sich auch nichts geändert. Die Stärke ihres Vaters, der auch mal früher in Rumänien zur alpinen Skinationalmannschaft, zum Rugbyteam seines Landes gehörte und das Bergsteigen liebte, sei Geduld gewesen, die positive Einstellung zum Pferd („Freund und Partner“), von der Mutter habe sie übernommen, „was nicht immer oder oft nicht unbedingt so gut ist, nämlich geradeaus und unverblümt die Meinung sagen“, so Monica Theodorescu. Sie wisse, von der Mutter habe jeder irgendwann mal eine Abreibung erhalten, was wahrlich stimmt.

 

Zur Zeit fährt sie fast täglich ins benachbarte Warendorf zur Verbandszentrale, drei Stunden lang hörte sie sich an, was Dr. Michael Düe als Leiter der Abteilung Veterinärmedizin zu sagen hatte. Sie will wissen, was dort läuft bei der deutschen FN, wie dort in den einzelnen Ressorts gearbeitet wird, sie will selbst hören und sehen, und nichts vom Hörensagen übernehmen. In der Abteilung Ausbildung, Pferdewirtschaft oder Leistungssport und Regelabteilung. Sie hat sich längst verabschiedet von jenen Sprüchen, als Bundestrainer kamen und sagten, heute sei es besser gewesen als gestern, „mach` nicht so viel…“

 

Vor Jahren bereits wurden Bewegungsabläufe im Training der Leichathleten oder der Skispringer von Experten der Sporthochschule Köln aufgenommen und dann „zerstückelt“ in einzelne Bilder. Damit wird in Zukunft auch Monica Theodorescu arbeiten, damit könne im Hinblick auf Championate detaillierter gearbeitet werden. Mit Bildern vermag man zu belegen, „dass nicht immer die Richter schuld waren an einem negativen Ergebnis“, sagt sie. Fotos sind ein Beweis – und auch die Macht. Bilder lügen nicht. Sie gebe aber auch immer bewusst das Wort des früheren deutschen Bundestrainers Harry Boldt weiter, der wegen eines Punktes in Tokio bei den Olympischen Spielen 1964 die Einzelgoldmedaille gegen den Schweizer Henri Chammartin verlor: „Um zu gewinnen – muss man besser reiten...“

 

Schwerpunkt zunächst der Weltcup

 

Das Hauptaugenmerk der deutschen Dressur geht in den nächsten Monaten auf den Weltcup, sie werde die entsprechenden Turniere besuchen, sagt Monica Theodorescu. Sie ist in erster Linie auch zuständig für die Nominierung von Mannschaften und Beschickung von Turnieren. Sie werde auch versuchen zu vermitteln, um die richtigen Kombinationen Reiter – Pferd zu ermöglichen, das fordert Kraft und Engagement. Vieles liegt ihr am Herzen, zum Beispiel Talent- und Pferdeförderung. Der Nachwuchs müsse früher an den Grand Prix herangeführt werden, es dürfe keine Lücke entstehen, sagt sie.

 

Von ihrem Vater George bekam sie mit die positive Lebenseinstellung und Geduld, von einem Pferd erwartet sie Spaß an der Arbeit, „jede Übertreibung ist falsch.“ Auf dem Lindenhof wurden nie Pferde gequält. Inge Theodorescu war eine große Pferdefrau, wie ihr Mann George ein Pferdemann. Sie begegneten dem Tier, nicht nur dem Pferd, immer mit Respekt. Inge Theodorescu ritt zweimal einen Preis der Nationen der Springreiter für Deutschland, dreimal sicherte sie sich  das Blaue Band der Derby-Dressur.  Um Polens Dressur-Nachwuchs kümmerte sie sich besonders, ehrenamtlich, das war eine Herzensangelegenheit. Dort wurde sie verehrt wie eine Heilige. Vor allem in Erinnerung an ihren Vater Hans Fellgiebel. Der war vom großen deutschen Hippologen Gustav Rau nach dem deutschen Überfall auf Polen geholt worden, er verwaltete ab 1940 Europas bekanntestes Araber-Gestüt Janow-Podlaski. Er war Hitler-Gegner wie Gustav Rau. Und weil er auch für die polnischen Angestellten eintrat, hatte die Familie von polnischen Partisanen nichts zu befürchten. 1944 wurde das Gestüt evakuiert, Hans Fellgiebel eingesperrt, sein Bruder Erich als Beteiligter am „Hitler-Attentat vom 20. Juli“ gehängt. Landstallmeister Fellgiebel blieb bis zum Kriegsende in Haft. Er übernahm  nach seiner Freilassung bald  danach das Landgestüt in Bad Harzburg.

 

Seit 1978 auf Lindenhof

 

Inge Fellgiebel und ihre Schwester lebten mit der Mutter in der Nähe des Gestüts in Ostpreußen, in einem einzigen Zimmer. Auf dem Traumgestüt Janow-Podlaski ritt sie im wahrsten Sinne des Wortes Tag und Nacht, Platz war genügend da, zigtausend Hektar. Vor der Roten Armee der ehemaligen UdSSR flüchtete auch die Familie Fellgiebel, inzwischen war nach dem Vater auch die Mutter verhaftet worden, sie hatte auf Hitler laut geschimpft.

 

Hans Fellgiebel, Verfolgter des Nazi-Regimes, fand nach Ende des Zweiten Weltkriegs bald in Bad Harzburg auf dem Braunschweigischen Landgestüt eine  neue Anstellung. Tochter Inge wurde dort Hilfsgestütswärterin. Sie bildete junge Pferde bis auf M-Niveau aus und verkaufte sie. 1952 zog sie zu Hans Günter Winkler nach Warendorf und baute mit ihm einen kleinen Springstall auf. 1957 die Heirat, 1960 die Scheidung. Ein Jahr danach Hochzeit mit George Theodorescu, ihn hatte sie 1957 in Aachen beim CHIO kennengelernt, wo der parteilose Nicht-Uniform-Träger aus Rumänien überaus erfolgreich ritt. Der Rechtsanwalt aus Bukarest war 1956 für sein Heimatland noch ins Dressurviereck der Olympischen Spiele gezogen, 1959 setzte er sich dann einen Tag nach dem Abschied der Nationen des deutschen CHIO  in Aachen von der Mannschaft ab, Seither hatte er niemals wieder den Boden einer damaligen Ost-Republik betreten.

 

In Steinhagen bauten sie ihre erste gemeinsame Existenz auf. Im März 1963 kam Tochter Monica auf die Welt, die große Medaillensammlerin der Familie, Weltmeisterin und Olympiasiegerin. Seit 1978 waren die Theodorescus auf dem Lindenhof zuhause, wo sich auch Pferde immer wohl fühlen. Am 11. April 2010 starb Inge Theodorescu. Sie wurde  84 Jahre alt, ihr Ehemann George hatte diese Welt am 21. August 2007 verlassen, er wurde 81. Die Mutter litt zuletzt an Krebs, zog sich bei einem Sturz auch noch einen Bruch im Beckenbereich zu. Doch sie klagte nicht. Inge Theodorescu starb zuhause, wie sie es immer gewollt hatte, George Theodorescu infolge eines Schlaganfalls im Krankenhaus.

 

Größte Erfolge von Monica Thedorescu:

 

Olympische Spiele

Gold (Mannschaft):

1988 mit Ganimedes/ Seoul

1992 mit Grunox/ Barcelona

1996 mit Grunox/ Atlanta

 

Weltmeisterschaften

Gold (Mannschaft) und Einzel-Bronze 1990 mit Ganimedes/ Stockholm

 

Europameisterschaften

Gold (Mannschaft): 1989 mit Ganimedes, 1993 mit Grunox

Silber (Einzel): 1993 (Grand Prix Special) mit Grunox

Silber (Mannschaft): 2007 mit Whisper

Bronze (Mannschaft): 2009 mit Whisper

 

Deutsche Meisterschaften

Gold: 1990 mit Ganimedes

Silber: 1991 mit Ganimedes, 1992 mit Grunox, 1994 mit Ganimedes, 1996 mit Grunox

Bronze: 1988, 1989, 1993, 1995 mit Ganimedes

 

Weltcup

Siegerin 1993 und 1994 auf Ganimedes

 

 


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