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Schmerzensmann Alwin Schockemöhle mit 19. Derby-Erfolg... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Montag, 05. August 2013 um 20:04

Alwin Schockemöhle - so kannte ihn die Reiterwelt, als Ausbilder u.a. von Johan Heins, Franke Sloothaak oder Gerd Wiltfang, als Reiter, der im Dunkeln ein Spitzenpferd fand und der erfolgreich war, nicht nur mit Springpferden...

(Foto: Werner Ernst)

 

Mühlen. Er geht zwar kaum oder gar nicht mehr aus dem Haus, doch ins Vergessenwerden wie so viele frühere Sportgrößen kann er nicht abgeschoben werden: Alwin Schockemöhle. Auf der Trabrennbahn in Berlin feierte er seinen insgesamt 19. Derby-Erfolg – als Reiter, als Besitzer und Züchter, nicht nur bei den Trabern…

 

 

Sie waren oder sie sind es noch, etwas Besonderes, die Schockemöhles aus Südoldenburg. Werner war Jurist und weltweit anerkannter Züchter, er starb mit 61 an Krebs, doch noch auf dem Sterbebett riss er Witze, von Multiunternehmer Paul weiß man, dass er hart sein kann wie eine Betonwand, aber hilft, ohne zu fragen, ob er helfen könne, und dann ist da auch noch Alwin Schockemöhle (76). Er ist wahrscheinlich einer der größten Pferdeversteher und Pferdekenner, wie sie selten geboren werden. Betrat er eine Box, wie vor Jahren mal bei Exweltmeister Norbert Koof in Willich, bekam er Schwitzehände, Zeichen, dass er ein Weltklassepferd sah. Es war damals Prinzregent, der wegen einer Verletzung früh aus dem Sport verschwand.

 

Alwin Schockemöhle ritt in jungen Jahren auch Flachrennen, oder auch sonst alles, was damals zu reiten war. Der große Hippologe Dr. Gustav Rau holte das Talent nach Warendorf, in Deutschlands damalige Hauptstadt der Reiterei. Er qualifizierte sich in der Vielseitigkeit für die Olympischen Reiterspiele 1956 in Stockholm, doch andere wurden vorgezogen, angeblich erfahrener. Er zog die Militarykappe ab und wechselte zu den Springreitern, dort wurde er einer der Größten. Mit Hans Günter Winkler und Fritz Thiedemann gewann er Mannschafts-Gold bei Olympia 1960 in Rom, er sammelte Titel und Große Preise wie andere Preziosen, 1976 in Montreal holte er Einzelgold, in seinem Heimatort Mühlen ließ der Pfarrer an jenem 27. Juli 1976 die Glocken läuten…

 

Gesundheitlich angeschlagen ging er 1977 in Aachen am Schlusstag des deutschen CHIO auf die Abschiedsrunde, mit seinem Wallach Warwick Rex, der in Bronze gegossen in Lebensgröße Mitten in Vechta steht. Er verschrieb sich dem Trabrennsport, zusammen mit seinem früheren Schwiegervater Otto Schulte-Frohlinde und Georg Ahlmann, dem Vater des augenblicklichen Weltranglisten-Ersten der Springreiter, Christian Ahlmann. Der Stall Rex ASS mischte alles auf und weg.

 

Nachdem der Trabrennsport immer kaputter wurde als überhaupt vorstellbar, verlegte er sich ganz auf die Zucht. Alwin Schockemöhle, der das Springreiterderby in Hamburg  auf Bachus (1957) und zweimal mit Wimpel (1969 und 1971) gewann, Besitzer war des Hengstes von Grandeur, auf dem der Österreicher Thomas Frühmann 1988, 1989 und 1989 dreimal hintereinander das Blaue Band in Hamburg-Klein Flottbek holte, erlebte seine eigenen Traber und die aus seiner Zucht bisher – angefangen von dem großartigen Vererber Diamond Way 1985 – nicht weniger als 13-Mal erfolgreich in einem Derby der Trotter, zuletzt nun am letzten Sonntag in Berlin Tiger Woods AS. Einmalig in der Welt des Pferdesports.

 

Genießen kann Alwin Schockemöhle das alles nicht mehr so richtig. Zwischen 1969 und 1996 hatte er sich u.a. nicht weniger als zehn Operationen unterziehen müssen, z.B. Absplitterung des Lendenwirbels und dreimal Bandscheibenvorfall, an einer in einer Klinik eingefangenen Virusinfektion wäre er fast gestorben, im Koma lag er bereits. Der dreimalige Gewinner des Großen Preises von Aachen, Doppel-Europameister von 1975 in München, „Sportler des Jahrhunderts“ von Niedersachsen („darauf bin ich besonders stolz“) und Mitglied der „Ruhmeshalle des Trabrennsports“, der sich täglich alle sechs Stunden schwere Schmerzhemmer reinwerfen muss, sieht sich bereits im Rollstuhl. So jedenfalls drückten sich Ärzte auch vor einigen Wochen nach einer Schmerztherapie in Hamburg aus, als sie dachten, Schockemöhle könne nicht mithören, und sagten, man könne nichts mehr machen, über kurz oder lang werde er im Rollstuhl sitzen. Durch einen gespaltenen Wirbel im oberen Halsbereich werden Nervenstränge abgeklemmt, was nicht operabel ist, wie Fachleute bis in den USA einstimmig feststellten. Das ließ ihn zusätzlich in ein seelisches Tief fallen.

 

Und nun muss er innerlich verletzt feststellen, dass ihn auch die eigene Föderation vergaß. Im Jahresbericht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) werden nämlich alle Inhaber des hohen Ordens "FN-Ehrenzeichen in Gold mit Lorbeer, Olympischen Ringen und Brillanten" aufgeführt, von Hans Günter Winkler über Hans-Heinrich Brinckmann, Max Habel, Josef Neckermann und Dr. Reiner Klimke bis hin zu Dieter Graf Landsberg-Velen - nur Alwin Schockemöhle fehlt, „ich habe den Orden hier bei mir zuhause liegen, ich habe ihn ja wohl nicht geklaut…“ Bisher erhielt er aus Warendorf noch keine diesbezügliche Antwort.

 


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