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Deutschland vor nicht gerade rosiger Dressur-Zukunft PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Montag, 08. August 2022 um 16:04

Herning. Zum zweitenmal nach 2010 wurde eine deutsche Dressur-Equipe wie jetzt in Herning bei einer Weltmeisterschaft mit Bronze dekoriert, zwölfmal wurde bisher Gold überreicht. Ein dritter Rang war vor gar nicht vielen Jahren eine Niederlage. Aber vielleicht gehen Deutschland inzwischen die Dressurreiter aus?

Die ersten Dressur-Weltmeisterschaften fanden 1966 in Bern statt. Deutschland siegte in der Teamwertung mit Josef Neckermann auf Mariano, Harry Boldt auf Remus und Dr. Reiner Klimke auf Dux, und auch alle drei Einzelmedaillen holten sie in der Reihenfolge von Gold bis Bronze durch Neckermann, Boldt und Klimke. Glorreiche Zeiten für die deutsche Dressur brachen an und für die Zucht. Die deutsche Reitlehre wurde wie ein Evangelium verbreitet, und mit dem Erwerb deutscher Pferde glaubte man, den Erfolg ebenfalls gekauft zu haben. Alle lebten gut davon, die Reitlehrer und Ausbilder, die Pferdehändler und die Züchter.

Bei den nachfolgenden Weltmeisterschaften im Vierjahresrhythmus holten deutschen Mannschaften zwölfmal Gold, lediglich 1970 in Aachen war die damalige sowjetische Truppe vor der Bundesrepublik, und mit zweimal Bronze hatten sich deutsche Auswalteams zu begnügen bei den Weltreiterspielen 2010 in Tryon, wo die Niederlande mit dem damals alle überragenden Edward Gal auf Totilas als Fackel die Vierecke erhellte, und nun jetzt im dänischen Herning. Da standen Ingrid Klimke (54) auf dem Hengst Franziskus, Benjamin Werndl (38) auf dem Wallach Famoso, Isabell Werth (53) mit dem Hengst DSP Quantaz und Frederic Wandres (35) im Sattel von Duke of Britain auf der untersten Stufe des Podestes, es hätte sogar noch anders ausfallen können. Bis auf Isabell Werth hatte von den anderen des Teams niemand Championatserfahrung in dieser Sparte, und solche Meisterschaften sind nicht zu vergleichen mit normalen Turnieren, auch nicht mit Aachen. Sie verlangen mehr, sie greifen die Psyche an, das Selbstbewusstsein, und sie stehen für den Augenblick und damit in den Annalen des Sports. Resultate werden dabei weniger schnell vergessen. Und auch das: Für den Erfolg gibt es keinen Ersatz.

Alle der deutschen Equipe ritten gut, brav, aber die Vorstellungen im Grand Prix rissen keinen vor Begeisterung aus dem Sitz. Isabell Werth, die alles kennt, vom Siegen bis ganz hinunter, die bei Weltmeisterschaften bisher neun Goldmedaillen gewann, bei Olympia sieben und bei Europameisterschaften gar 22, brachte es offen auf den Punkt: „Mehr als Bronze war nicht drin.“ Sie selbst habe mit dem Hengst nichts riskieren wollen, zumal er in Kronberg zuletzt gar mal gestiegen ist in der Prüfung, und ein Steigen hätte die Medaille gefährdet. Aber auch das meinte sie, ein Paar aus der Mannschaft hätte über 80 Prozentpunkte erreichen müssen.

Doppel-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl hätte bei einem Start mit der Stute Dalera BB sicher in alter Form weit über 80 Prozent herausgeritten, doch sie ist bekanntlich schwanger und erwartet ihr zweites Kind.

Aber auch Isabell Werth, die früher über mehrere Grand Prix-Pferde verfügte, ist bei weitem nicht mehr so beritten wie ehedem, als in den Boxen mehrere "Kracher" standen, und dennoch sie ist und bleibt sie  die beste Dreussurreiterin. Aber einer, wie der frühere Dr. Uwe Schulten-Baumer als Pferdeaussucher, fehlt sicherlich.

Der Sport ist eben inzwischen wie das allgemeine Leben, immer stärker auf die Gegenwart bezogen, als gäbe es keine Zukunft. Und das Jetzt im Reitsport heißt Olympia in zwei Jahren in Paris, Dressur vor dem Schloss Versailles. Für die teilnehmenden Mannschaften lautete früher jeweils nur die Frage: „Wer wird Zweiter hinter Deutschland?“ Und damals sagte auch der sechsmalige Olympiasieger Dr. Reiner Klimke (+ 1999): „Es ist in Deutschland schwieriger für ein Championat nominiert zu werden als eine Medaille zu gewinnen…“

Dänemark wurde in Herning erstmals zurecht Weltmeister, doch ohne die auch in den Einzeldisziplinen favorisierte Catherine Laudrup-Dufour (30) vielleicht nicht. Sie schaffte mit dem zehnjährigen Westfalen-Wallach Vamos Amigos von Vitalis die Höchstpunktzahl mit 81,864 Zählern im Grand Prix als der Teamkonkurrenz. Die zuverlässige Championatsstarterin gehört seit Jahren zur Weltspitze. Und sie kann sicher auf das inzwischen im Dressursport heftig und weltweit tätige dänische Unternehmen Helgstrand als Unterstützer bauen.

Und Dressur ist ja nicht allein Sport, dazu gehören auch die Richter, die so unangreifbar sind wie die Robenträger an den weltlichen Gerichten demokratischer Staaten. Wer jedoch die Konkurrenzen um die Team-Weltmeisterschaft in Herning am Bildschirm verfolgte und dann die Notengebung sah, musste sich fragen, ob einige gar völlig andere Vorstellungen zu beurteilen hatten. Bisher wurde jedoch noch nie, wie zum Beispiel im Eiskunstlauf, eine Entscheidung des Weltverbandes (FEI) verkündet, dass ein Dressurrichter wegen mehrmaliger falscher Beurteilung zum Nachsitzen und Überlegen heruntergestuft wurde. Früher gab es Autos oder gar Häuser und Ferienaufenthalte oder teure Uhren als Aufmerksamkeiten von Pferdebesitzern oder reitenden Unternehmern, heute möglicherweise ganz andere Annehmlichkeiten. Sport ist Politik – und somit empfänglich für Zutaten.

Und das kommt für die deutsche Dressur erschwerend dazu: Ohne es lauthals zu sagen, ist eine gewisse Häme nicht zu hören, aber zu spüren, Deutschland auch in der Dressur heruntergeholt zu sehen. Es war damals ein Hochgenuss für die Niederlande, Deutschland endlich geschlagen zu haben bei Europameisterschaften, Olympia und Weltchampionaten, dafür lebte, ritt quälte sich auch die sympathische Anky van Grunsven- es war ihr nicht zu verdenken.

Kleine Anmerkung: Deutsche Funktionsträger sind im großen Sport, nicht nur im Internationalen Reiterverband, auch in anderen Föderationen, kaum mehr vertreten. Deutschland ist wie auf dem politischen Globus nur als Geldgeber willkommen, dort jedoch herzlich...

 

 

 


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