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Offener Brief an FEI-Präsidentin Prinzessin Haya PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dr. Leo De Backer   
Freitag, 04. Dezember 2009 um 12:44

Brüssel. Die Welt des Reitsports diskutiert nach wie vor voller Emotionen die Abstimmung der Generalversammlung in Kopenhagen, wonach über Jahre hinweg verbotenen Medikamente bei Pferden wieder erlaubt sein sollen. Alle sind inzwischen an den heißen Debatten beteiligt, auch Tierärzte von Rang und Namen, darunter der belgische weltbekannte Vet. Dr. Leo De Backer (58) aus Antwerpen. Er gehört zu den Befürwortern der sogenannten „progressive liste“. Sein Brief an Prinzessin Haya Bint Al-Husein (35), seit 2006 Präsidentin des Weltverbandes, FEI, enthält viel Lob für die Ehefrau des Scheichs Al Maktoum, aber auch Schelte über Kollegen und Funktionäre.

 

Null-Lösung stellte Athleten an den Pranger

 

Die letzte Novemberwoche war sehr bedeutend für den Pferdesport. Über die meist gehasste Null-Option wurde auf der Generalversammlung in Kopenhagen abgestimmt. In der Vergangenheit hatte die 0-Lösung lediglich Verwirrung und Frustration verursacht, und viele seriöse Athleten standen am Pranger. Es sah fast so aus, als ob die FEI oder einige Abteilungen und Föderationen alles in ihrer Kraft Stehende unternehmen würden, um den Pferdesport in ein schlechtes Licht zu stellen. Speziell die Deutsche Föderation hat unserem Sport in den vergangenen Jahren einen schlechten Dienst erwiesen, indem sie sich in krankhafter und unausgewogener Manier jedem Reiter gegenüber verhielt, der im Verdacht stand, gedopt zu haben. Anstatt für die Reiter aufzustehen und mildernde Umstände in Betracht zu ziehen, anstatt der Allgemeinheit zu erklären, dass es einen Unterschied zwischen Doping und einem positiven Resultat innerhalb der Null-Option gibt, begann die Föderation ohne Ausnahme damit, die Streit-Axt herauszuholen und damit herum zu hacken. Das führte dazu, dass verschiedene Personen unverdienterweise verurteilt, und von der Presse gevierteilt und aufgehängt wurden.

 

Angst: Sponsoren und TV-Rechte

 

Der einzige Grund lag wohl darin, so zu agieren, war nach meiner Einschätzung die Tatsache, dass man glaubte, Sponsoren und TV-Rechte zu verlieren, entsprechend dem Beispiel der starken Reaktionen in Deutschland während der Tour de France vor einiger Zeit, als kaum noch im TV die Frankreichrundfahrt übertragen wurde. Man wollte offensichtlich nicht das nächste Opfer einer ähnlich harten Kampagne werden. Aber die Föderationen – einschließlich des deutschen Verbandes - existieren nicht nur durch die Gnade des Sports. Und Manager vergessen das offensichtlich manchmal.

 

Kollektive Idiotie...

 

Auf dem Meeting am 10. Oktober wurde ein Vorschlag für eine Anti-Doping-Liste unterbreitet (EADCM - equine anti doping and controlled medication). Im Prinzip bedeutete das, dass alle bekannten oder erhältlichen Produkte auf dieser Liste aufgeführt werden müssen, was es einfach unmöglich machen würde, den Pferden die Sorgfalt zuteil werden zu lassen, die sie auf eine verantwortliche Art und Weise verdient haben. So wäre jedenfalls "Das Wohlergehen des Pferdes" nicht beachtet worden. Im Gegenteil, man war so sehr bemüht, "Das Wohlergehen des Pferdes" zu garantieren, dass man die Grenze so stark überschritt, dass alles in einer kollektiven Idiotie endete. Dank vieler Proteste aus der professionellen Welt machte Prinzessin Haya endlich das, wozu ein guter Chairman verpflichtet ist: Sie wurde gelenkt von der Kraft der Wahrheit. Zusammen mit einigen bekannten Professionals wurde eine so genannte "Progressive List" aufgestellt und der Generalversammlung vorgelegt. Dieses Organ musste nun die Wahl zwischen zwei Listen treffen, entweder auf die absolute 0-Lösung bestehen oder für die progressive Liste zu stimmen, die ein Minimum an Behandlungsprodukten ermöglicht. Die progressive Liste wurde mit Mehrheit akzeptiert. Diese Entscheidung wurde auf demokratische Weise erreicht. Aber für einige Leute bedeutet Demokratie nur dann Demokratie, wenn der eigene Kopf durchgesetzt wird.

 

Betroffene Produkte und ihre Wirkung

 

Lysomucil (Acetylcystein), ein Produkt, das Schleim in der Luftröhre löst. In den meisten Ländern kann man dieses Medikament in Apotheken rezeptfrei kaufen, sogar für Kinder, die eine laufende Nase oder eine leichte Erkältung haben. Pferde, die oft transportiert werden, haben häufig Beschwerden wie eine laufende Nase.

 

Als nächstes kommt Lactanase (Dichloroacetate), ein Produkt, das eine unterstützende Wirkung gegen Muskelkater nach einer langen Reise oder einem langen Transport besitzt. Es senkt den LDH Faktor, ein Muskelenzym, das freigesetzt wird, wenn Pferde für mehr als ein paar Stunden nach einer Anstrengung still stehen müssen. Dieses Mittel hat absolut keinen stimulierenden oder engergiebringenden Effekt. Es erspart lediglich den Pferden nach einer langen Fahrt steife Muskeln und schützt vor Muskelschäden.

 

Isoxuprine, ein Produkt, das schon seit langem in der Diskussion steht und das in vielen Ländern nach wie vor als beste Behandlungsmöglichkeit für "navicular" (Kahnbein-Deformation) steht, eine angeborene Krankheit bei Pferden. Das Problem mit diesem Medikament ist der ungeregelte Abbau nach einem Einsatz von Pferden, die einer solchen Behandlung unterzogen wurden. Das Medikament lagert sich im Körper ein und kann drei Monate nach der Verabreichung noch positiv getestet werden, denn das Produkt kann, da im Körper eingelagert, sich nach einer Anstregung wieder freisetzen. Oft wird ein Pferd nach 10 Tagen negativ getestet und plötzlich, zwei Monate später, folgt ein positives Resultat, da  sich das Medikament aus den Fettschichten freigesetzt hat. Dies bedeutete, dass ein Pferd, das standardmäßig wegen Kahnbeinproblemen behandelt wurde und danach viele Monate kein Turnier bestritt, dennoch weiter nicht im Sport vorgestellt werden kann, obwohl man nur zu gut wusste, dass das Medikament nicht als Doping sondern als Krankheitsbehandlung eingesetzt wurde.

 

Weitere Produkte, die im Körper Spuren hinterlassen

 

Neben all diesen Produkten, die rein gar nichts mit Doping, sondern ausschließlich mit Gesundheitsfürsorge zu tun haben, gibt es drei weitere Medikamente, für die die Werte bestimmt wurden, denn - nach Behandlung - hinterlassen sie im Körper Spuren auf eine sehr lange Zeit – und  führen zu positiven  Testergebnissen, ohne dass sie überhaupt noch aktiv sind (Restsubstanzen). Besonders das hinreichend bekannte Butazolidin verursacht eine Menge verleitete zu heftigen Widerstand unter den "Experten" – doch  für Pferde ist Butazolidin nichts anderes als Aspirin für Menschen.

 

Ich würde unglaublich gerne einmal wissen, wie viele "Drogenkonsumenten" bei der Generalversammlung sitzen, die morgens vor dem Meeting ein Aspirin genommen haben. Wenn Spuren von Aspirin in einem Pferd gefunden werden, wird im Pferdesport im Radio, im TV oder in Überschriften von Magazinen und Zeitungen gleich von Doping gesprochen oder geschrieben. In der progressiven Liste erhalten Produkte Schwellenwerte, die falsche Testresultate mit nicht abgebauten Werten verhindern. Dies ist im Interesse des Pferdes aber auch im Interesse des Reiters, den es jedes Mal schaudert, wenn sein Pferd getestet wird. Denn solche hinterlassen Spuren in einer Konzentration von bis zu 10 Dezimalstellen. Obwohl jeder weiß, dass sie nicht mehr aktiv sind – aber in einer wahren, wenn auch falschen Hexenjagd  auf Reiterinnen oder Reiter endet.

 

In den USA „Buta“ erlaubt

 

Zusätzlich wird ein bedeutender Aspekt hier ignoriert, nämlich, dass Butazolidin in den USA in nationalen Wettbewerben erlaubt ist. Die Anwendung der Schwellenwerte schützt den amerikanischen Reiter vor Willkür. Ich denke, dass diese Sichtweise auch andere Föderationen in Betracht ziehen müssten,  Aufstellung von Dopingregeln, die auf allen Kontinenten Anwendung finden sollte. Und das ist eine der vornehmlichsten Aufgaben der FEI, dies in Betracht zu ziehen. Aber einige europäische Verbände  scheinen offensichtlich nicht zu wissen, dass auch außerhalb von Europa Menschen leben, die ebenfalls aktiv im Pferdesport tätig sind...

 

Fluixin gegen Kolik

 

Das dritte und letzte Medikament, für das ein Grenzwert festgelegt wurde, ist Flunixin. Dieses Produkt wird von den meisten Veterinären als eines der besseren Mittel gegen Kolik angesehen. Falls ein Pferd kurz vor einem Wettbewerb Kolik hatte und mit diesem Medikament behandelt wurde, ist der Ausscheidungsprozess unregelmäßig und unvorhersehbar. Das ist der Grund, weshalb man es Sportpferden nicht verabreicht hat. Es wurde durch andere Mittel ersetzt, die nicht effektiv waren, aber nur kurze Zeit nach  einer Behandlung nachgewiesen werden konnten. Daher erhielt das Sportpferd oft nicht die richtige Medikation, die es benötigt hätte, da es anschließend für Wochen oder auch Monate nicht eingesetzt werden konnte. Und vergessen Sie nicht, Koliken sind in vielen Fällen vollständig vergleichbar mit Bauschmerzen bei Kindern. Die Tatsache, dass dieses Medikament nun im Rahmen der Grenzwerte eingesetzt werden kann, ist ein großer Schritt vorwärts für das Pferd. Es ist die Möglichkeit der verdienten Gesundheitspflege des Pferdes. Und ist es nicht gerade das, worum es eigentlich geht? Aber in der Vergangenheit haben sich die Moralisten nicht darum gekümmert, wie wichtig dies für ein Pferd ist. Das Einzige, was zählte, war die Null-Lösung, sogar dann, wenn es schädlich für das Tier war – trotz des verbrieften Rechts auf eine gute Pflege und Behandlung.

 

Verdammung von Reitern

 

Viele wussten oder wissen immer noch nicht, worüber sie reden oder diskutieren. Mir fehlt der Glaube, dass Leute, die die O-Lösung befürworten, echte Informationen vorher erhalten haben oder sich selbst schlau machten, um eine korrekte Entscheidung zu treffen. Aber ihre eigene Ignoranz störte sie nicht weiter, wie in Fällen von positiven Testergebnissen wie bei Theobromin, ein Nahrungszusatz, der aber auch gar nichts mit Doping zu tun hat.

 

Nichtsdestotrotz wurden viele Reiter verdammt, man nahm ihnen sogar sogar Medaillen wieder ab, obwohl die Labors und die beruflich damit verankerten Menschen schon seit langem wussten, dass positive Tests von Fütterungsmethoden abhingen - und nichts, aber auch gar nichts mit Doping zu tun haben.

 

Prinzessin Haya zeigte Courage

 

Die Tatsache, dass Prinzessin Haya die Courage und den Schneid hatte, zwei Listen zur Abstimmung in Kopenhagen vorzulegte,  beweist, dass sie sich nicht von Nichtswissern und falschen Gefühlen leiten lässt, sondern dass sie als Vorsitzende weiß, was in ihrem Sport los ist und worum es letztendlich geht. Sie hat bewiesen, dass sie zu Recht Präsidentin des Weltverbandes ist. Was man in der Vergangenheit von einigen Vorsitzenden der nationalen Föderationen oder deren Vertretern nicht unbedingt sagen kann oder konnte.

 

Diese Abstimmung in Kopenhagen war von entscheidender Bedeutung für den Sport. Es ist ein erster Schritt im Kampf, die Dopingprobleme wirklich zu lösen. Ich glaube ehrlich, dass jeder, der auch nur irgendetwas mit unserem Sport zu tun hat, ein wirklicher Verehrer sein muss, der alles im Interesse des Pferdes unternimmt. Die Hexenjagd der vergangenen Jahre hatte nichts mehr zu tun mit dem Kampf gegen Doping und war desaströs für das Pferd. Sie, als eine aktive Reiterin, hat die Atmosphäre perfekt aufgenommen und einen Impuls gegeben, die Differenz zwischen Doping und medikamentöser Behandlung anschaulich zu machen. Es beweist ein weiteres Mal, wie bedeutend es ist, dass ein Vorsitzender (chairwoman) einer Sport-Föderation sehr eng verbunden ist mit dem Sport, um den es geht. Die dummen Sprücheklopfer der Vergangenheit haben zu oft bewiesen, dass sie das letzte Wort haben wollten, aber oft nicht wussten, um was es ging und wie der Stand der Dinge war.

 

Im Namen und zum Wohle des Pferdes: Danke Prinzessin Haya

Leo de Backer

 


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