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Vom Versagen der Richter - Totilas hätte abgeläutet werden sollen... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 17. September 2015 um 20:08

 

Martin Richenhagen - er hätte als Richter Totilas abgeläutet in Aachen

 

Atlanta. Nach den weiter heftig geführten Diskussionen nicht nur um den Hengst Totilas, sondern auch um Trainingsmethoden in der Dressur äußert sich auf Befragung auch Martin Richenhagen (63). Der Präsident des US-Landmaschinenherstellers AGCO, selbst internationaler Richter, hätte nach eigenen Worten Totilas im Grand Prix der Europameisterschaft abgeläutet.

 

 

Martin Richenhagen war selbst Dressurreiter, ist internationaler Richter, Züchter und fungierte bei den Olympischen Reiterspielen 2008 in Hongkong als Equipe-Chef der deutschen Dressurmannschaft. Dazu ist er Präsident des Landmaschinenherstellers AGCO, zu dessen Konzern auch FN-Sponsor Fendt gehört.

 

Er war selbst bei der Europameisterschaft in Aachen vor Ort, sein Resümee zur EM, Richterei, Totilas und die Dressur allgemein:

 

++Tierschutz und das Wohlbefinden der Pferde werden in Zukunft immer mehr in den Mittelpunkt rücken. Einen ähnlichen Trend sehen wir in allen relevanten Bereichen der landwirtschaftlichen Tierhaltung und zum Beispiel auch bei der Diskussion um Zoo und Zirkus.

 

++Wichtig ist, die Diskussion offen und sachlich zu führen und nicht populistisch Emotionen zu schüren.

 

++Die Grundsätze der Reitsportverbände spiegeln diese relevante gesellschaftliche Entwicklung wieder, und in wichtigen Bereichen hat es bereits deutliche Verbesserungen gegeben (Ständer, Außenboxen ...).

 

++Fendt als Hauptsponsor engagiert sich u.a. auch deshalb bei der FN, um den Tierschutzgedanken im Reitsport entscheidend zu fördern. Diese Idee werden wir auch in Zukunft genauso unterstützen wie in der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Von innen kann mehr bewirkt werden als von außen.

 

++In der Dressur hat es immer wieder Versuche gegeben mit „Gewalt“ zu sportlichen Ergebnissen zu kommen. Hierzu gehört u.a. die zu enge Abstellung im Hals. Wichtig ist, eine erzwungene Halshaltung zu unterbinden, ohne gelegentliche sehr losgelassene Pferde, die gerne auf dem Vorbereitungsplatz  in der Lösungsphase einmal hinter der Senkrechten gehen, zu bestrafen.

 

++Der Takt ist der erste Punkt der Ausbildungsskala auf dem jede Dressurarbeit aufbaut.

 

++Die hohen Anforderungen im Spitzensport und das enorme Bewegungspotential erstklassiger Dressurpferde können bei falscher Reitweise zu frühem Verschleiß führen. Daher habe ich schon vor Jahren vorgeschlagen, beim Bundeschampionat nur vierjährige Pferde zuzulassen. Auch bei Körungen muss über das richtige Alter nachgedacht werden.

 

++Weitere Diskussionspunkte sind z. B. die Verkürzung von GP und GPS – ein Thema, das viele Reiter nicht diskutieren wollen.

 

++Persönlich schlage ich vor, Bandagen und Gamaschen auch in der Prüfung zuzulassen und den Stress der Pferde durch die Genehmigung von Ohrschützern zu reduzieren.

 

++Der Gebrauch der Gerte sollte in allen Prüfungen und auf dem Abreiteplatz verboten werden.

 

++Die richtige Verschnallung der Reithalfter/Gebisse muss konsequent durch die Stewards kontrolliert werden.

 

++Als Richter habe ich Totilas bei Vetchecks erlebt und hin und wieder Taktprobleme gesehen. Trotzdem waren die Tierärzte der Meinung, der Hengst war „fit to compete“. Vollkommen lockere Pferde zeigen gelegentlich ungleiche Tritte, wenn sie direkt aus dem Stall kommen. Totilas habe ich bei der EM vor Ort beobachtet und hätte ihn als Richter bei C abgeläutet.

 

++Mein Eindruck war allerdings, dass der Hengst eher losgelassen ging und wahrscheinlich nicht wirklich gelitten hat. Unsere Anforderungen an den Takt sind extrem hoch, und hier in den USA kann man Mustangs in Freiheit sehen, die nicht ganz gleichmäßig gehen, ohne Schmerzen zu haben. Das gilt auch für meine Hunde, die locker, schief und nicht immer taktrein – aber gesund und happy streunen.

 

++Klaus Balkenhol hat als amerikanischer Coach Brentina unter Debbie Mc Donald eingesetzt, obwohl die Stute nicht ganz klar ging. Ahlerich von Dr. Reiner Klimke zeigte am Ende seiner Karriere ebenfalls Probleme mit der Reinheit der Gänge.

 

++Totilas hat einen Beitrag zum Mannschaftsergebnis geliefert. Der Einsatz des Pferdes war in der Vorbereitung intensiv besprochen worden, und die Bewertung durch die Richter hat gezeigt, dass unterschiedliche Sichtweisen bestanden. Echte solide Alternativen, die sicher Richtung plus 75 Prozent lieferten, fehlten.

 

++Klaus Röser als Ausschussvorsitzender hat sehr sachlich und im Team entschieden, und sein berufliches Verhältnis zu Paul Schockemöhle als Mitbesitzer von Totilas hat seine Entscheidung niemals beeinflusst. Trotzdem entsteht hier schnell der Verdacht der Befangenheit.

 

++Im Nachhinein war die Entscheidung, Totilas an den Start zu schicken, falsch, für mich aber durchaus nachvollziehbar.

 

++Die Richter haben auf der EM vollkommen versagt, und weder die beiden zusätzlichen Richter, noch die Einführung des JSP haben etwas gebracht. Es fehlt an konsequenter Kontrolle und Bestrafung. Durch intensive Schulung muss die Kompetenz deutlich optimiert werden.

 

++Mein Eindruck ist, dass alle Beteiligten aus ihren Fehlern lernen werden.

Der Dressursport war in Deutschland mit Sicherheit in der glorifizierten Vergangenheit nicht auf einem besseren Niveau.

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Zur Person Martin Richenhagen:

 

Seit 2004 ist der Rheinländer Martin Richenhagen Vorstandsvorsitzender und Chef des Aufsichtsrats des Landmaschinenherstellers AGCO mit Sitz in Duluthth im US-Staat Georgia. AGCO beschäftigt weltweit 16.000 Mitarbeiter (Jahresumsatz rd. 8,3 Milliarden Euro). Zu AGCO gehört seit 1997 auch Traktoren-Fabrikant Fendt, Hauptsponsor der deutschen Reiterlichen Vereinigung. Seit Mitte 2014 einer der Wirtschaftsberater von US-Präsident Obama und seit Januar 2015 Vorsitzender der deutsch-amerikanishcen Handelskammer.

 

Der ehemalige Vorsitzende der deutschen Studentenreiter mit Bereiterprüfung ist seit 1991 auch Internationaler Dressurrichter, 2008 war er Teamchef der deutschen Dressur-Equipe bei den Olympischen Spielen in Hongkong. Er besucht Fortbildungslehrgänge in der Dressur und kommt jeden Monat nach Europa. Er züchtet selbst Pferde, er ließ in Duluth ein 20 mal 60 m-Viereck anlegen, dazu gehören auch zehn Boxen.

 

Er unterrichtete in Frechen bei Köln am Gymnasium als Oberstudienrat  Französisch, katholische Religion und Philosophie. Wie er mal erzählte, habe ihn eines Tages Jürgen Thumann angesprochen. Thumann war später FN-Präsident und Präsident des Bundes der deutschen Industrie (BDI). Der habe ihn gefragt, ob er denn ewig „die unerzogenen Kinder anderer Leute unterrichten“ wolle. Thumann, auch Sponsor von Dressurveranstaltungen von Richenhagen, bot ihm den Einstieg in die Stahlbranche an. 1985 fing Martin Richenhagen bei ihm an.

 

1999 hatte er die erste Million auf dem Konto. Er war Geschäftsführer geworden beim Landmaschinenhersteller Claas. 2003 bewarb er sich bei AGCO, er war unter 16 Bewerbern der einzige Nicht-Amerikaner und erhielt den Job.

 

 


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