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Otto Becker - der Glücksritter der deutschen Springreiter PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 18. September 2011 um 19:05

Madrid. Im Januar 2009 übernahm Otto Becker (52) das Amt eines Bundestrainers als Nachfolger des eher glücklosen Kurt Gravemeier. Der gelernte Winzer aus Franken war selbst ein Großer im Sattel, nun auch als Coach, er brachte endgültig den Erfolg zurück.

 

Seine Karriere hatte er spontan nach dem Sieg im Großen Preis von Hannover im Oktober 2008 beendet. Er brachte in relativ  kurzer Zeit der deutschen Springreiter-Equipe den Erfolg zurück, er, im Zusammenspiel mit Heiner Engemann (52), ein Glücksfall für die deutsche Springreiterei.  Mannschafts-Gold bei der WM in Lexington und bei der EM in Madrid dazu noch Silber durch Carsten-Otto Nagel.

Vor über 20 Jahren war Paul Schockemöhle (66) der Leithammel der deutschen Springreiter. Er ordnete an und stellte die Mannschaften für Championate auf. Doch auch er brauchte manchmal Hilfe. Wie Mitte des Jahres 1989, da hatten sich er und sein möglicher Nachfolger als Stallchef Ludger Beerbaum gerade getrennt, nicht gerade im Guten. Einer wie Beerbaum ist für jeden schwer zu ersetzen. Schockemöhle fehlte also ein Spitzenjockey. Er griff zum Telefon und sagte zu Otto Becker: „Du kennst ja das ganze Theater, Du könntest mir helfen, hier geht alles drunter und drüber. Komm` bitte.“ Otto Becker antwortete: „Gut, ich komme, aber nur für ein Vierteljahr.“ Der gelernte Winzer verließ die vertraute  Umgebung im fränkischen Großostheim bei Aschaffenburg, wo die Beckers damals noch selbst Wein produzierten, ein eigenes Wirtshaus betrieben, „ich wollte einfach die Bestätigung, dass ich besser war als mein Pferdematerial, mit dem ich zwar ganz erfolgreich in Bayern ritt, aber eben nicht oben in der wahren Spitze.“

 

Erster deutscher Sieger im Grand Prix von Calgary

 

Wenige Monate später gewann er auf der Westfalen-Stute Pamina in Mannheim 1990 erstmals die deutsche Meisterschaft vor Franke Sloothaak und Dirk Hafemeister, alle aus dem Stall Schockemöhle. Pamina hatte Paul Schockemöhle für sich selbst und die eigene weitere Karriere nach der Pensionierung von Deister ausgesucht und für die Polydor-Tochter in den USA gar 600.000 Mark ausgegeben. Doch wegen einer nicht ausgeheilten Schädelprellung – Folge eines Kopfschlags eines jungen Pferdes – konnte der dreimalige Europameister selbst nicht mehr in den Sattel steigen. Glück für Otto Becker, der 1990 mit der Equipe bei den 1. Weltreiterspielen in Stockholm Silber gewann und wegen lediglich 0,47 Fehlerpunkten das Finale der besten Vier verpasste. Dafür wurde er im Herbst, wiederum auf Pamina, erster deutscher Sieger im Großen Preis des CSIO von Spruce Meadows vor den Toren Calgarys. Als der Pferdemann und Geldmensch  Schockemöhle 1992 die damals elfjährige braune Stute für geschätzte zwei Millionen Mark an den italienischen Springreiter Valerio Sozzi verkaufte und seinen angestellten Vorzeigereiter schwächte und auch verprellte, ein halbes Jahr vor den Olympischen Reiterspielen in Barcelona, war Becker sichtlich enttäuscht. In der katalanischen Metropole ritt er auf Lucky Luke chancenlos in der Mannschaft mit, nach dem enttäuschenden elften Rang sagte er: „Mit Pamina wäre sicherlich einiges anders gelaufen.“

 

Zurück zu Paul Schockemöhle...

 

Der Aufstieg des Otto Becker in die Weltspitze war alles andere als sensationell. In den Weinbergen wurde früher mit Pferden gearbeitet, ehe das Zeitalter mit Motoren begann. Vater Robert Becker hatte deshalb immer Pferde, er ritt auch selbst Turniere. Den Sohn setzte er sechsjährig bereits aufs Pferd. Dreimal wurde Otto Becker Bayerischer Meister. Otto Becker heiratete 1993 die Dressur-Olympiasiegerin und Weltmeisterin Nicole Uphoff, Girlanden wurden ihnen beruflich keine gewunden. Die Kosten stiegen, Sponsoren blieben aus. Da trafen sich Otto Becker und Paul Schockemöhle wieder. Sie schlossen 1997 per Handschlag einen Vertrag „auf unbefristete Zeit“ (Becker).

 

Becker auf Cento zum Star – der Hengst durch ihn

 

Die Stute Pamina war der eigentliche Anfang für eine große Karriere des Otto Becker, der Holsteiner Hengst Cento wurde die Vollendung, der Jahrhunderthengst des Gestüts Dobel unweit von Baden-Baden und Pforzheim. Den Capitol I-Nachkommen kaufte zweijährig Gestütsbesitzer Horst Karcher, Otto Becker formte den Schimmel zum Star. Er gewann mit Cento 2002 den Weltcup, 2003 in Calgary zum zweiten Mal den Großen Preis des CSIO von Kanada wenige Tage nach dem Gewinn der Mannschafts-Europameisterschaft in Donaueschingen, die Olympische Goldmedaille mit dem Team 2000 in Sydney und beinahe auch 2004 in Athen, wäre daraus wenige Wochen später  nicht Bronze geworden wegen der Salbenaffaire um Goldfever von Ludger Beerbaum.

 

Mehr jedenfalls geht mit einem einzigen Pferd kaum. Otto Becker, der 57-Mal für Deutschland in einem Preis der Nationen ritt, sagte mal zurecht: „Ich  muss keinem mehr etwas beweisen.“ Sein Zuhause ist inzwischen in Albersloh bei Münster, dort lebt er mit Frau Julia und seinen drei Töchtern Mia, Marlene und Helena in einem überaus gemütlichen 100 Jahre alten Bauernhaus, daneben die Reitanlage.

 

Verständnis für Teilnahme an Geldturnieren

 

Otto Becker, der zweifellos nicht zu jenen gehört, die auf dem falschen Fuß Hurra schreien, hatte immer schon etwas zu sagen. Er war Aktivensprecher, inzwischen hat er Sitz und Stimme als Sprecher der Aktiven im Weltverband. Becker hat Verständnis für alle jene, die bei den geldschwangeren Turnieren vor allem im Ausland starten, beispielsweise bei der Global Champions Tour oder in Spruce Meadows beim kanadischen CSIO vor den Toren Calgarys. Keinem sei zu verdenken, nehme er für solche Turniere Einladungen an, um Geld in die Kasse zu bekommen, koste doch inzwischen für den einzelnen Reiter – Fahrt, Unterkunft, Verpflegung, Boxenmiete und Startgelder -  ein ganz normales Turnierwochenende so an die 4.000 Euro. Und er sagt: „Unser Sport ist konservativ, das bedeutet aber auch Stärke. Wir müssen darauf achten, die Tradition zu erhalten, aber haben uns auch zu öffnen und müssen uns einem gewissen Neuen nicht verweigern.“

 

Wirtschaftlichen Interessen und Zwängen könne sich der Reitsport sicherlich nicht verschließen, „aber er darf sich nicht verkaufen“, so Becker, und dürfe sich nicht in Abhängigkeit der Fernsehanstalten begeben. So ist ihm der CHIO von Deutschland in Aachen inzwischen „zu TV-lastig“. Reiten werde sicherlich nie das große Publikum erreichen wie Fußball, "dennoch soll dem Zuschauer der Sport so vermittelt werden, dass er ihn auch versteht, dass er Freude daran hat und dass wirkliches Interesse geweckt wird.“

 

Die Öffentlich Rechtlichen TV-Anstalten haben auch eine Pflicht, nicht nur kurze Nachrichten über ein Großereignis zu melden, sie haben den Auftrag, auch zu übertragen, vor allem von  Deutschlands erfolgreichster olympischer Sportart. Sie werden schließlich aus Steuergeldertn bezahlt. Da reicht wahrlich nicht, vom CHIO in Aachen stundenlang zu berichten – aber nicht von der Europameisterschaft in Madrid. Ein Trauerspiel.

 


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