Sie befinden sich hier: Home Magazin Nicht das Gebiss verursacht Schmerz, sondern die Hand, die daran zieht...

Wer ist Online

Wir haben 1527 Gäste online

Suche

Anzeige

Anzeigenschaltung

Google Translate

German Chinese (Simplified) Chinese (Traditional) Czech Danish Dutch English French Galician Greek Hungarian Italian Japanese Norwegian Polish Portuguese Romanian Russian Spanish Swedish Turkish Ukrainian

Zugriffe seit 16.09.2009

Anmeldung



Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Fotoanfragen über KHFrieler@aol.com

Anzeige

Banner

Anzeige

Banner
Anzeige



Nicht das Gebiss verursacht Schmerz, sondern die Hand, die daran zieht... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Christian Reiss/ DL   
Freitag, 22. März 2013 um 16:00

 

Pat Parelli

(Foto: EQUITANA)

 

Essen. Westernreining und klassisches Reiten, zwei Welten, zwei oft verschiedene Ansichten über Pferde, Ausbildung und Reiten. Auf der EQUITANA in Essen trafen sie aufeinander, die unter dem Cowboyhut und die in Frack und Zylinder. Am Ende entdeckte man mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.

 

 

Was sind die Gemeinsamkeiten, was sind die Unterschiede zwischen dem Prinzip Horsemanship à la Parelli und der traditionellen Reitausbildung gemäß der Richtlinien der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN)? Diese Fragen wurden gestern Abend im großen Ring der Halle 6 zwischen Pat bzw. Linda Parelli persönlich und Christoph Hess im Rahmen der Show „Horsemanship meets Classical Riding" erörtert. Zwecks Veranschaulichung waren neben den Parelli Instruktoren international erfolgreiche Reitsportgrößen geladen: Grand Prix-Reiterin und Ausbilderin Uta Gräf, die beiden Para-Dressurreiterinnen Britta Näpel und Dr. Angelika Trabert - beide oftmalige Medaillengewinnerinnen bei Europameisterschaften, Weltreiterspielen und Paralympics -, Benjamin Winter, Mitglied der Perspektivgruppe Vielseitigkeit beim Deutschen Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR), sowie Freizeitreiterinnen mit Trainer-A-Schein der deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).


Unter dem Strich fanden die Macher des Abends mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede - Es geht darum, dass die Pferde, das was der Mensch von ihnen verlangt, gerne und mit Freude tun. „Jedes Pferd verdient es, ein bisschen Spaß im Leben zu haben", so Pat Parelli. Dabei ist es egal, ob man klassisch unterwegs ist oder sein Pferd westernmäßig ausbildet. Wie das aussehen kann, zeigten erstmals die Parelli-Instruktoren aus der Schweiz, die ihre Pferde mit Bällen spielen ließen, auf Podeste stellten, am Halsring über Tonnen sprangen, mal mit, mal ohne Führstrick.


Vorbildliches klassisches Reiten hat nichts mit Turnierambitionen zu tun. Das verdeutlichte der FN-Ausbildungsbeauftragte Christoph Hess anhand einer Freizeitreiterin, die mit ihrer selbst ausgebildeten siebenjährigen Stute auftrat, einem Pferd, das zum ersten Mal den eigenen Stall verlassen hatte und durch den großen Ring marschierte, als sei es die heimische Weide. An ihrer Seite: eine langjährige Schülerin der Parellis, die mit ihrem Pferd ebenfalls Dressur und auch Vielseitigkeit reitet. Besonders Christoph Hess‘ Schülerin zeigte zwar nichts Spektakuläres, sehr wohl aber harmonisches, schönes Reiten auf einem Pferd, das sich unter seiner Reiterin offensichtlich wohl fühlt. Linda Parelli war sehr angetan von dem Bild und räumte mit einem Vorurteil auf: „Die Leute denken immer, wir Horsemanship-Leute würden unsere Pferde nicht reiten, und wenn dann nur ohne Gebiss. Das ist Quatsch! Und wenn wir die Pferde dazu bringen wollen, die Oberlinie zu sehr aufzuwölben, dann benötigen wir ein Gebiss."


Aber was empfinden Pferde eigentlich als Spaß? Ganz sicher, auch mal ordentlich galoppieren zu dürfen. Und zu springen. Vielseitigkeits-Perspektivgruppenmitglied Benjamin Winter und Freizeitreiterin Lena Rindermann zeigten, wie es geht. Schubkarren, Stühle, Wassertonnen, Bälle, Gartenbänke - die beiden überwanden mit ihren beiden Pferden alles, was man ihnen in den Weg stellte und legten dabei ein Tempo vor, das einem Vier-Sterne-Cross zur Ehre gereicht hätte. Da juckte es auch manchen Zuschauer in den Füßen! Linda Parelli: „Das hat mich sehr fasziniert Christoph, als ich Dich zum ersten Mal unterrichten sah. Du hast sogar die Dressurreiter dazu gebracht, mal die Zügel lang und die Pferde galoppieren zu lassen."


Doch wer könnte besser veranschaulichen, was die Partnerschaft mit dem Pferd für uns Menschen bedeuten kann, als die Para-Dressurreiterinnen Britta Näpel und Dr. Angelika Trabert? Britta Näpel ist nach einer Vergiftung in den Beinen und im Rumpfbereich spastisch gelähmt. Dr. Angelika Trabert fehlen von Geburt an beide Beine. Aber wenn sie auf dem Pferd sitzen, ist das alles vergessen. „The horses give them wings", „Die Pferde verleihen ihnen Flügel", kommentierte eine bewegte Linda Parelli. Aber diese Pferde sind noch mehr. Sie sind die besten Beispiele dafür, wie sensibel Pferde auf die Reiterhilfen reagieren können. Es erfordert Geduld und Mut von ihren Reiterinnen, mit ihren eingeschränkten körperlichen Möglichkeiten ein Pferd von 600 Kilo Gewicht  auszubilden. Jeder Versuch, das Pferd zu etwas zwingen zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt. Und trotzdem erreichen sie die schwerste Klasse, sammeln Siege und Platzierungen gegen Regelsportler. Und zeigen: Es geht auch ohne Druck.


Auch die letzte Reiterin des Abends steht als Beispiel dafür: Uta Gräf. Mit ihrem selbst ausgebildeten Grand Prix-Pferd Le Noir rangiert sie unter den Top 50 der Weltrangliste, gehört zum B-Kader des DOKR und gilt allgemein als Vorbild in Sachen feines Reiten. Zeigte sie den Zuschauern zunächst auf Kandare, wie schön Dressurreiten sein kann, ritt sie später den Rappen das ganze Programm durch – ohne Kandare. Kein Problem. Riesenapplaus war der Lohn. Wie sagte Linda Parelli? „Es sind nicht die Gebisse, die den Pferden weh tun. Es sind die Hände, die daran ziehen." Wahre Worte.

 

 

 


Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>