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Reiten und TV - eine unendliche und unzufriedene Story... PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Dienstag, 19. November 2013 um 16:03

 

Kaum etwas von der Europameisterschaft in Herning, obwohl die öffentlich-rechtlichen in Kompaniestärke angetreten waren, wie die Aktiven festgestellt hatten. Nichts vom Nationen-Preisfinale in Barcelona – ist Springen oder Dressur überhaupt noch vorhanden in den mit Milliardengeldern gesponserten staatlichen TV-Anstalten, die bekanntlich auch einen offiziellen Informationsbeitrag zu leisten haben? Ein Beitrag aus dem Magazin Pferdesport INTERNATIONAL.

 

Die Einschaltquoten bei Reitturnieren sind durchweg mies, doch mit dem Fernsehen wird weiter antichambriert, als wäre das TV das Allein-Seligmachende für einen Veranstalter. Das hat auch einen ganz bestimmten Grund. Hart gesagt: Der Reitsport taugt fürs Fernsehen nicht. Das so allmächtige Bild steht für Ästhetik, Harmonie, Eleganz, auch eine gewisse Arroganz,  aber nicht für Emotionen wie im Tennis oder im Fußball. Die Dressur reißt schon gar keinen aus dem Sessel, und zum Aufschrecken braucht es für die meisten einen Sturz in Springen oder in der Vielseitigkeit. Der mal früher so allmächtiger Sportmanager Ion Tiriac, der sich ebenfalls um die Vermarktung des CHIO von Deutschland in Aachen bewarb, sagte später: „Im Reiten kommt einer in die Bahn, einer reitet gerade hinaus. Der eine klopft seinem Pferd an den Hals, der andere zieht seine Kappe oder legt die Hand an den Helm. Nichts ist zu spüren, was in einem solchen Moment in einem Reiter vorgeht, ob das Herz klopft, ob er gelassen ist, ob er an sein Pferd glaubt. Nichts. Alles läuft kalt ab. Doch ein Zuschauer will sich mit einem Sportler identifizieren können, mitleiden, mitfühlen – das fehlt im Reitsport.“

 

Reiten ist für die meisten zu speziell, fordert zu viel Kenntnis, eigenes Erleben, Einfühlvermögen, um allein schon zu kapieren, welche Mühe und Disziplin hinter der Ausbildung eines Dressurpferdes stecken. Vom Reiten selbst versteht nüchtern genommen nur der Reiter selbst etwas, „könnte er sich auch mal verpferdlichen, wäre dies ideal“, wie der einstmals weltbeste Springreiter und spätere großartige Parcoursbauer „Micky“ Brinckmann formulierte. Und weil gutes Reiten auch noch so leicht am Bildschirm rüberkommt, bleibt dieser Sport weiter in einer Nische. Doch der Zuschauer will mitgehen und mitleiden. Das fällt im Reiten ohne eigene Bindung dazu schwer.

 

Fußball drückt alle an die Wand...

 

Fußball erdrückt alles. Vom Fußball verstehet jeder etwas, die Regeln sind relativ simpel.  Wenn der Ball über eine bestimmte Linie rollt, darf „Tor“ gebrüllt werden. Dann kommen in der Berichterstattung - egal wo - die „Formel 1“ oder Wintersport, in den meisten Tageszeitungen kämpft auch nur noch selten ein Redakteur um ein paar Zeilen für den Pferdesport. Die Ressorts um das Pferd sind verwaist. Das liegt durchaus auch daran, weil dem Reiten die Helden ausgingen, und weil Dopingvergehen nicht gerade das Image förderten. Aber auch daran,  weil die Turnierveranstalter vor allem um die Fernseh-Reporter herumschwänzeln, auch wenn laut einer Untersuchung die Zuschauer für eine Veranstaltung durchweg von der örtlichen Presse eingefangen werden. Die lokale Presse soll das Interesse für ein Turnier wecken. Werden jedoch  die entsprechenden Redaktionsstuben eher als notwendiges Übel empfunden, darf sich ein Veranstalter nicht wundern, dass der Griffel nur noch ungern für ein Turnier gespitzt wird.

 

Und gefährlich wird`s, ganz und einzig und allein auf das Fernsehen zu setzen. Wehe dem Veranstalter, der solchem Hochmut verfällt. Das spürte vor vielen Jahren der Alpine Skiweltcup in Österreich, dort also, wo man mit Brettern an den Füßen angeblich schon geboren wird. Damals nämlich meinte der Weltcup-Erfinder, ein gewisser Serge Lang, die Zeitungsschreiber brauche man nicht mehr. Das Fernsehen käme ja... Darauf schrieben die Print-Journalisten Austrias nur noch das Nötigste über den Volkssport. Also lasen auch die Fernsehgewaltigen lediglich wenig über Ski und schränkten daraufhin die Übertragungen ein, weil ja wohl doch nicht das ganz große Interesse vorhanden wäre, wie aus den Sendehäusern verlautete. Die Umkehr kam schnell.

 

Es fehlen an den Schalthebeln auch Pferdesport-Versteher

 

Reiten im Fernsehen von ARD oder ZDF ist passe. An den Schalthebeln sitzt kein Hans-Heinrich Isenbart mehr oder Addy Furler. Die meisten der heutigen Reporter am Mikro vermarkten vor allem sich selbst, nicht den Sport. Der möglicherweise interessierte Zuschauer wird so eher abgeschreckt. Entsprechend sind die Quoten. Wie sagte mal der frühere Generalsekretär der FN in Warendorf, Dr. Hanfried Haring: „Wir haben immer mehr Sendeminuten – aber immer weniger Zuschauer.“ Reiten wird möglicherweise in Kürze ganz bei ZDF und ARD aus den Hauptprogrammen gestrichen,  weil die Quoten längst an der vorgegebenen Barriere von zehn Prozent scheiterten.  Der CHIO von Deutschland als weltgrößtes Turnier hatte zuletzt Spitzenwerte, nämlich 14,0 Prozent – doch nicht mit Sport, sondern beim „Abschied der Nationen“ -  dem Ereignis hinter dem Sport.

 

Ab in die Dritten Programme...

 

In Deutschland wurde deshalb Reiten immer öfter in die Dritten Programme gesteckt. In Frankreich ist die Lage nicht anders, eher noch miserabler. Doch bei den Galliern mit ihren nicht weniger als fünf 5-Sterne-Turnieren – Deutschland hat vier, nämlich Hamburg, Aachen, Leipzig und Stuttgart – werden die Veranstaltungen durch Gelder der betreffenden Städte, durch die jeweiligen Departements, der Region, aus der Wirtschaft und manchmal wie in Bordeaux von einer Vielzahl kleiner Sponsoren finanziert.

 

Das Fernsehen bringt keinen Zuschauer mehr. Doch TV sei steuerlich interessant, wie Vermarkter Dr. Kaspar Funke, Chef von „ESCON Marketing“, erklärt, hebe die Fernsehpräsenz  ein Turnier auf eine höhere Werbe-Wertigkeit und könne steuerlich leichter abgesetzt werden als eine Veranstaltung ohne TV, die das Finanzamt oft gerne als Privatangelegenheit abtut. Funke hat sich in Deutschland als erster Turniersport-Veranstalter den „Privaten“ zugewandt. Und er ging zu Sport1. Als nämlich die ARD vor einem Jahr dem Dortmunder Turnier Adieu sagte, klopfte er beim später in Sport1 umbenannten DSF an. Die ersten Erfahrungen seien nach seiner Aussage nicht schlecht gewesen, vor allem bei den Sponsoren angekommen. Doch wie das traditionelle Turnier in der Westfalenhalle in Zukunft weitergehen werde, darüber rätseln inzwischen auch einige.

 

Dortmund und die ARD passten deshalb nicht mehr zueinander, wie Kaspar Funke erzählte, weil einfach nach Quoten geschielt werde. Es seien 2010 die guten Zahlen vom Sonntag mit den schlechten vom Samstag zusammengezählt und durch 2 dividiert worden, „das war es dann.“ Und weiter sagt er, während es bei den Öffentlich-Rechtlichen wirklich um Zuschauerzahlen ginge, sei das bei den Privaten nicht der Fall, „da zählt vor allem die Werbewirksamkeit auf die Seher zwischen 20 und 40 Jahren“.

 

Erkenntnisse aus den USA

 

Reiten mit seinem ursprünglich ländlichen Charakter komme bei einem großen Publikum - mit schlechtem Benehmen und noch schlechterem Geschmack – in den USA, so die Journalistin Nancy Jaffer. kaum an. Die wichtigsten Vollblutrennen schafften es gerade noch ins Fernsehen, vor allem Triple Crown und Breeders´ Cup. Pferde, die auf keiner Rennbahn gehen oder bei einem Rodeo aufträten, hätten es schwer. Übernehme kein Sponsor die Produktionskosten für eine Übertragung, werde eben nicht gesendet. Außer von den  Olympischen Spielen.

 

Barbara Donahue, die als Produzentin an drei Olympischen Spielen beteiligt war, meint, Springreiten sei “nicht immer  zuschauerfreundlich“. Der normale Betrachter könne kaum die Feinheiten des Reitens erkennen, viele hätten auch Schwierigkeiten damit, nämlich zu kapieren, warum mal eine Prüfung nach der Zeit, dann wieder nach einem Stechen entschieden werde, dann wieder nach zwei Runden, aber einer Zeitwertung im zweiten Umlauf.

 

Zu wenig Emotionen zu sehen

 

Eine andere Produzentin meint, der Reitsport sei für die Masse des Publikums einfach zu elitär, ein Springen, bei dem jeder Teilnehmer selbst seinen Parcours wählen könnte, wäre für Laien einfacher zu verfolgen. „Die meisten Leute sind nicht mit Pferden und diesem Sport aufgewachsen und können daher die Regeln nicht so ohne weiteres verstehen“, sagt sie, „und die Regeln lassen sich nicht so leicht in einer Reportage von knapp zwei Minuten erläutern.“ Und es kämen im Reiten auch zum größten Teil zu wenige Emotionen herüber. Hinzu komme nach ihrer Ansicht  das Problem, wie man die Reiter beim Publikum attraktiver machen könnte, „Reiter sind häufig kühle, steife Jungs, auch wenn sie gerade gewonnen haben.“ Wiederum eine andere amerikanische Journalisten behauptet, das Problem des Reitsports liege irgendwo anders. „In der heutigen Zeit der ´Extremsportarten´ ist Reiten nicht  spannend genug“, behauptet sie, Reiten sehe nicht schwierig genug im Fernsehen aus.

 

Alle Arten des Pferdesports, so die Meinung in Übersee, müssten sich ändern, wenn sie sich nicht nur auf die wachsende Konkurrenz mit anderen, lebendigeren und moderneren Sportarten, sondern auch auf die sich stets ausweitende Bandbreite der Unterhaltung einstellen wollen. Altmodisches und Traditionelles wird allein nicht länger gut genug sein, um auch in Zukunft Sendezeit zu erhalten.

 

Was macht Warendorf?

 

Die Verbandszentrale in Warendorf hat den berühmten Schuss wohl auch immer noch nicht gehört. Beispiele: Da ist Michael Jung mit zwei Olympischen Goldmedaillen in London in der Vielseitigkeit erfolgreichste deutsche Olympiateilnehmer der Spiele  2012 und garantiert sicher wie kaum ein anderer prädestiniert zum „Sportlers des Jahres“. Oder, dass die deutsche Springreiter-Equipe aus Tierschutzgründen vom CSIO in St.Gallen wegen des tiefen Bodens vorzeitig abreist?  Was macht Warendorf daraus? Erklärt lediglich, Jung sei auf der Vorschlagsliste. St.Gallen wurde gar nicht groß aufgegriffen, fast wie selbstverständlich und kaum verständlich in einer Zeit, da der Tierschutzgedanke so im Vordergrund steht. Mehrere Journalisten haben die Equipe für den Fairness-Preis des Verbandes Deutscher Sport-Journalisten vorgeschlagen, aus Warendorf: Null Echo. Warum, auch zum Beispiel, wird amerikanischen Forschern und Wissenschaftlern am häufigsten der Nobelpreis zuerkannt? Weil getrommelt wird. Vielen muss eben gesagt werden, was läuft, nicht jeder kann alles wissen.  Von nichts kommt nichts. Die FN muss aufpassen, die erfolgreichste deutsche olympische Sportart nicht selbst ins Abseits zu kutschieren…

 

Doch dafür die deutsche Verbandszentrale ist wieder einmal glücklich, einen TV-Vertrag mit ARD und ZDF abgeschlossen zu haben. „Damit bleibt der Pferdesport auch zukünftig einer breiten Öffentlichkeit zugänglich“, so Generalsekretär Sönke Lauterbach.“ Übertragen wird bei ZDF oder ARD nur noch das Deutsche Derby in Hamburg, der CHIO in Aachen und die Deutsche Meisterschaft…

 


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