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Ein fehlendes Kapitel im "Reiner Klimke-Buch"... Aufbau-Ost PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Hans-Joachim Begall   
Samstag, 02. Januar 2016 um 19:50

 

Rostock. Vor einigen Wochen erschien im FN-Verlag (Warendorf) das viel beachtete Buch „Reiner Klimke – Erinnerungen an einen großen Reiter und Menschen“. Der Journalist und Geschäftsführer des Landesverbandes von Mecklenburg-Vorpommern, Hans-Joachim Begall, schrieb ein Kapitel dazu – "Klimkes Aufbau-Hilfe Ost…"

Es ist der 5. Juni 1993. Die Tage des Flughafens Tempelhof sind gezählt. Berlin braucht nach dem Mauerfall keine drei Airports. Ich warte in der großen Empfangshalle auf den Flieger aus Münster. Pünktlich kommt die Maschine an. Die meisten Passagiere sind Geschäftsleute und haben nur einen Aktenkoffer. Ganz ohne Handgepäck kommt mir jemand entgegen, einen den ich vor der Wende oft im Fernsehen bewundert habe und erstmals in der Deutschlandhalle live erleben konnte. Suchend schaut er sich um, bis er mich entdeckt – ich winke ihm zu – Herzlich willkommen in Berlin Dr. Reiner Klimke.

Es ist unser drittes persönliches Treffen. Erste Berührungspunkte hatte es bereits im November 1991 beim CHI Berlin gegeben. Dort brachte er den Zuschauern und uns Journalisten die Kunst der Dressur in einer Matinee näher. Ein Jahr später rief er mit Dressurleuten wie Peter Lyga (Salzwedel) den Bernhard-von-Albedyll-Dressur-Cup für den ostdeutschen Nachwuchs unter dem Motto „Der Jugend eine Chance“ ins Leben. Zur finanziellen Unterstützung (30.000 DM) hatte der Münsteraner den FORS (Förderkreis Olympischer Reiter-Spiele) mit ins Boot geholt.

Ein paar Monate nach der Premiere in der Deutschlandhalle wird seine Initiative weiter mit Leben erfüllt. Dr. Kaspar Funke (Escon-Marketing), der 1991 mit dem Holländer Henk Brüger (BCM) und der Springreiter-Legende Paul Schockemöhle (Mühlen) das CHI Berlin aus seinem Dornröschenschlaf geweckt hatte, begleitete den Cup und sorgte für Trainingstage mit prominenten Reitern in den neuen Landesverbänden. Von ihm hatte ich den Auftrag, Reiner Klimke zu einem Lehrgang nach Gera zu fahren.

Schnurstracks geht es mit meinem neuen West-Auto, der einige Monaten zuvor den treuen Trabbi abgelöst hat, auf der A9 in Richtung Hermsdorfer Kreuz. Auf der Höhe von Leipzig fängt der Münsteraner plötzlich an zu schimpfen, was so alles auf der „Grünen Wiese“ vor den Toren der Stadt entsteht. Er weist auf die riesigen Betonklötze an der Autobahn. „Macht nicht den gleichen Fehler wie wir im Westen“, meint er zu mir und schaut mich komisch an, als ich antworte: „Das sind doch Eure Firmen.“

Auf der dreistündigen Fahrt werden viele Probleme der alten DDR, des Pferdesports in Ost und West und auch der wirtschaftlichen Entwicklung angesprochen. Dabei merke ich, wir sind gleichwertige Gesprächspartner. Seine gut gemeinten Ratschläge kommen nicht als „Besser-Wessi“ rüber, sondern es sind Erfahrungen aus seiner sportlichen, beruflichen und politischen Arbeit. Und er ist auch wissbegierig und möchte erfahren, wie wir die Probleme hinter der Mauer gelöst haben.

Dabei erzähle ich Reiner Klimke, dass mein erstes Pferdesport-Buch aus dem Westen - das mein Onkel über die Grenze geschmuggelt hatte - den Titel „Cavaletti“ hat und von ihm war. Während der 260 Kilometer gibt es keine Schweigeminute und wir hätten auf der A9 noch bis Bayern fahren können, ohne dass uns der Gesprächsstoff ausgegangen wäre.

Freudig werden wir in Gera von der Geschäftsführerin des Thüringer Verbandes, Regina Böttger,  empfangen. Als sie uns nach der Begrüßung zum Mittagessen einlädt, antwortet Reiner Klimke barsch: „Wir sind doch nicht zum Essen gekommen, sondern ich will den jungen Reitern etwas beibringen und dazu brauchen wir die ganze Zeit.“ So geht der sechsmalige Olympiasieger gleich ans Werk und bringt die D-Kader-Reiter Thüringens auf Trab. Die Zeit wird bis zum „Abflug“ intensiv genutzt.  Sein Fazit anschließend: „Die Reiter im Osten sind genauso talentiert wie bei uns. Was ihnen fehlt, sind Technik und Routine, die sie nur durch Wettkampferfahrung sammeln können. Leider sind sie nur mit normalen Pferden beritten.  Das reicht nicht aus…“ Der Nachhauseweg mit dem Auto ist nicht ganz so weit. Den Flieger nach Münster nimmt der Westfale bereits in Leipzig.

Soweit mein Tagesausflug mit Reiner Klimke. Nach diesem Training in Gera hat er sich in den weiteren Jahren bei den Finalprüfungen des Bernhard-von-Albedyll-Dressur-Cups stets die Zeit genommen, gemeinsam mit den Nachwuchsreitern sowie ihren Trainern und Eltern die Ritte in der Berliner Reitschule und in der Deutschlandhalle an Hand von Video-Material auszuwerten. „Die Fördermaßnahmen sind ein guter Anfang. Wir müssen sie nur noch auf breitere Schultern bringen“, sagte er. Später haben die Auswertungen der Ritte der Richter Jochen Künneke (Soltau) und die Jugendbundestrainer Siegfried Peilicke und Holger Schmezer übernommen. Für die Finalisten waren die Siegerehrungen der Höhepunkt, die zusammen mit den Weltcup-Platzierten erst in der Deutschlandhalle und später im Velodrom durchgeführt wurden. So ritten beispielsweise bei der Premiere der Sachse Jan Löffler (Zwickau) neben Monica Theodorescu und die Thüringerin Anita Häußer (Pfersdorf) neben Nicole Uphoff.

Es war jedoch ein langer Weg, bis das Niveau des Cups jetzt bei den internationalen Aufgaben angekommen ist. Angefangen wurde in der Klasse L. Damals hatte Reiner Klimke noch die Meinung vertreten, den Anschluss schafft der Osten in ein oder zwei Jahren. Doch so einfach war es nicht. Erst im fünften Jahr bescheinigte er den Cup-Finalisten, dass sie nun die Reife für den „Preis der Besten“ und die Deutschen Jugendmeisterschaften hätten.

In einem sollte er Recht behalten: „Wenn uns das Projekt gelingt, gibt es einen Nachahmungseffekt. Wir brauchen ein bis zwei Leitwölfe.“ Einer, der es geschafft hat, in den Spitzensport zu kommen, wenn auch im Springreiten, ist Andre Thieme. Der Mecklenburger aus Redefin gehörte in den ersten Jahren zu den Final-Teilnehmern des Bernhard-von-Albedyll-Cups und war 1992 Sieger des Bundesberufs-Wettbewerbs der Pferdewirte in der Dressur.  „Das war eine prägende Zeit. Die dort gelernte Dressurarbeit hilft mir heute auch bei der Ausbildung junger Springpferde“, sagt der dreimalige Derbysieger und Bundeskader-Reiter.

Der Bernhard-von-Albedyll-Cup, der heute von der FN gefördert wird, hat den CHI Berlin überlebt und wird 2016 zum 25. Mal ausgetragen. Das Finale findet nun in einem kleineren Rahmen im November im brandenburgischen Tremsdorf statt. Davor werden im Frühjahr (26. bis 28. Februar) im Reitsportpark Dallgow und im Herbst (14.-16. Oktober) in Prussendorf Lehrgänge mit dem Bundesjugendtrainer Oliver Oelrich (Lengerich) durchgeführt, an denen je Landesverband vier Reiter teilnehmen.

 


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