Sie befinden sich hier: Home Polly Der Traum eines kleinen Mädchens (52)

Wer ist Online

Wir haben 1013 Gäste online

Suche

Anzeige

Anzeigenschaltung

Google Translate

German Chinese (Simplified) Chinese (Traditional) Czech Danish Dutch English French Galician Greek Hungarian Italian Japanese Norwegian Polish Portuguese Romanian Russian Spanish Swedish Turkish Ukrainian

Zugriffe seit 16.09.2009

Anmeldung



Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Fotoanfragen über KHFrieler@aol.com

Anzeige

Banner

Anzeige

Banner
Anzeige



Der Traum eines kleinen Mädchens (52) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Donnerstag, 21. Oktober 2010 um 11:04

Anton wird immer unheimlicher...

.

Anton ritt zwar nicht selbst, war aber jeden Tag im Reitstall. Er gehörte mittlerweile einfach dazu. Doch die anderen Kinder lernten zu reiten – er nicht. Er stammte aus der Nachbarschaft des Reitstalles und tauchte fast täglich auf. So gehörte er eben auch zur Clique. Aber irgendwie war er anders, fand Polly. Etwas stimmte nicht mit ihm. Nur wusste sie nicht, was ihn anders machte. Ein unheimliches Gefühl beschlich Polly, wenn Anton sich zum Wortführer der Kinder aufschwang. Nicht immer. Aber manchmal. Und wenn Anton ganz vorlaut wurde, da dachte Polly, „den würde ich gerne mal auf dem Pferd sehen.“ Bisher saß er noch nie auf einem Pony.

 

Alle übrigen Kinder hatte längst der Ehrgeiz gepackt. Natürlich traten Unterschiede auf. Der kleine Klaus war der mutigste. Rolf, der für sein Alter ein bisschen klein gewachsen war, zeichnete sich auch durch eine gewisse Verwegenheit auf dem  Pferd aus. Maria und Marion zeigten sich ziemlich ängstlich. Harald ritt, weil er eben der Sohn eines Reitstallbesitzers war. Anne, die von ihren Eltern in keiner Weise unterstützt wurde, fiel durch große Schüchternheit auf. Sie machte aber durch ihren Arbeitseinsatz und Hilfsbereitschaft alles wett. Petra und Polly waren die ehrgeizigsten von allen. Seit kurzem kam öfter ein neues Mädchen zum Reiten, Ulla hieß sie. Sie wirkte sehr still. Ulla stand Petra und Polly an Ehrgeiz aber in nichts nach. Die anderen Kinder beeindruckten Polly kaum sonderlich.

 

Letzte Woche hatte Polly eine Situation beobachtet, die sie die ganze Zeit bis jetzt beschäftigte. Es ging um Anton. Polly kam aus dem Ponystall. Sie trug Sneakers. Gummisohle! Anton hatte sie dadurch nicht kommen hören. Er stand in der Ecke zwischen Büro und Tür zur Tränke. Nicht direkt an der Bande. Er schaute in die Reitbahn, blickte verträumt auf das, was sich dort tat. Seine Augen sahen traurig aus. Er senkte den Kopf und schaute verstohlen den Reitern zu. Er ließ die Schultern hängen, alles an ihm sah traurig aus.

 

Das alles nahm Polly im Bruchteil von Sekunden wahr, ehe sie sich durch Schlurfen mit den Füßen bemerkbar machte. Augeblicklich lachte Anton albern auf. Etwas überlaut und provokativ fragte er:“ Biste endlich mit dem Abpflegen fertig?“ Als ob es sich um etwas Lächerliches handelte und nicht um eine Notwendigkeit.

 

Das war der Moment, als Polly klar wurde, dass es sich bei Antons Nicht-Reiten-wollen, nicht um Desinteresse handelte. Mit einem Mal wusste sie, das der freche Anton eine Heiden-Angst hatte. Nur wo vor, dass wusste Polly nicht so genau. Von da an sah sie den Anton mit anderen Augen. Aber die gemischten Gefühle blieben. „Lass mich bloß in Ruhe. Kein Wort zu den anderen! Ich warne Dich, Du blöde Kuh“, raunte er Polly zu, als diese an ihm vorbeiging in Richtung Tränke. Polly schüttelte nur den Kopf. Das lag jetzt eine Woche zurück. Alles war wie vorher auch. Die Jungs ließen sich von Anton beeinflussen, die Mädchen  hielten sich ohnehin etwas von ihm fern. Polly erzählte nichts von ihren Gedanken und ihren Vermutungen.

 

Was ein Zufall war, hatte Polly erst kürzlich in der Schule gelernt. Sie nahmen das Thema im Deutschunterricht durch. Daher wusste sie auch ungefähr, was Vorsehung bedeutete. Was heute geschah, konnte unmöglich Zufall sein. Es musste sich um wahre Vorsehung handeln.

Jeder hatte noch in Erinnerung, als damals die China-Böller in der Reithalle explodierten und alle Ponys durchgingen. Gott sei dank, verunglückte niemand dabei. Riesenwirbel, Anton war mit Stallverbot belegt worden.

 

Heute gab Hilfsreitlehrer Joachim die Pony-Stunden. Für die Kinder war deshalb alles lustiger als sonst. Aber auch viel anstrengender, weil Joachim immer viel von ihnen forderte. Fünf Ponys sollten in der Abteilung hintereinander herlaufen. Dabei hatten die Kinder eine Pferdelänge Abstand voneinander zu halten.

Sie wussten, dass zwei Pferdelängen Abstand zum Vorderpferd so eingehalten werden können, indem man darauf achtete, die Hufe des Vorderpferdes durch die Ohren des eigenen Pferdes sehen zu können. Sah man die Hinterhufe des Vorderpferdes über den Ohren des eigenen Ponys, war der Abstand zu groß. Entsprechend zu klein, wenn man die Hinterhufe des Vorderpferdes überhaupt nicht sehen konnte. Joachim erklärte alles den Kindern nochmals. „So, wenn ihr es schafft, den richtigen Abstand zu halten, müsste es möglich sein, dass alle fünf Paare auf einer langen Seite hintereinander eine Volte reiten können. Also los!“, sagte Joachim. „Abteilung - Volte marsch!“ lautete das Kommando. Nichts gelang. Petra vorne ritt einfach weiter durch die Ecke, gleichzeitig hielt Marion den Fips als Schlusslicht der Abteilung so weit zurück, dass sie schon in der letzten Ecke zur Volte ansetzte. Die drei Ponys an der langen Seite dazwischen machten viel zu große Volten. Jetzt schnauzte Joachim. „Nochmals das Ganze“, brüllte er sauer. „Abteilung.....Volte marsch“, kommandierte er erneut. Gerade, als alle fünf Ponys an der Bande vorbei gingen, flog ein Fußball in die Reitbahn. Genau über die Köpfe der jungen Abteilungsreiter hinweg. Wie abgeschossen auf Fingerdruck gingen alle Ponys durch. Petra flog in hohem Bogen runter und schlug schwer auf dem Boden auf, Marion auch. Beide Mädchen brüllten wie am Spieß.

 

Marion stand schon wieder. Sie schrie und schrie aber weiter. Dabei klopfte sie ständig wie fast unsinnig ihre schneeweiße Bluse ab, die voller Sand war. Sonst schien ihr nichts passiert. Joachim rannte zu Petra. Sie krümmte sich im Sand und wimmerte. „Es tut so weh. Es tut so weh“, klagte sie. „Steh auf. Komm, ich helfe Dir“, sagte Joachim und versuchte sie hochzuziehen. Petra aber wollte nicht und wimmerte immer lauter. Ausgerechnet heute war ihre Mama nicht da geblieben. Sie wollte noch in die Stadt zum Einkaufen. Joachim schaute sich fast hilflos um. Herr van Hopps kam eilig herbei. Beide Männer hoben Petra auf und trugen sie in die Tränke. Das Mädchen weinte und verzog das Gesicht vor Schmerz. „Rufen Sie einen Krankenwagen“, rief Herr van Hopps Frau Esser zu. Anne war in die Reitbahn gelaufen und hatte Diana eingefangen. Die Reitstunde war abrupt beendet.

 

„Wer nur hatte den Fußball in die Bahn geschossen?“ fragten sich alle, nicht nur die Kinder. Marions Eltern waren besonders aufgebracht. Sie schnappten sich ihr Töchterchen und fuhren sofort nach Hause. Anne musste auch noch den Fips versorgen. Polly, die auf Lisa geritten war, überstand alles unbeschadet. Lisa sprang zwar auch vom Hufschlag weg, aber buckelte nicht. Polly konnte sich halten und verlor auch die Zügel nicht aus der Hand. Für sie war alles gut gegangen. Aber sie hatte einen Verdacht. Es konnte nicht sein... Es durfte nicht sein.... Aber jemand hatte nun einmal einen Fußball in die Reitbahn geschossen. Das konnte nur Anton gewesen sein. Da war sie sicher. Doch sie hielt den Mund.

 

Es half nichts. Die Erwachsenen hatten den gleichen Verdacht. Anton wurde an diesem Tag nicht mehr im Reitstall gesehen. Herr Lichtenhügel, Haralds Vater, kam angefahren. Er rief den Reitlehrer und den Hilfsreitlehrer sowie Frau Esser zu einer Versammlung in der Tränke zusammen. Es müssten Maßnahmen ergriffen werden, befand er. Die außerordentliche Versammlung beschloss, dass zuerst noch mal versucht werden müsse, Frau Dimmer, Petras Mama, zu benachrichtigen. Als nächstes sollten beide Reitlehrer mitkommen zu Antons Eltern, um sie über die Tat ihres Sohnes zu informieren. Dabei würde ein unwiderrufliches Stallverbot ausgesprochen werden.

 

Während dessen hatten sich alle Kinder um den Jugendtisch in der Tränke versammelt. Sie warteten auf Nachricht, was mit Petra war. „Was können wir nur tun, damit so was nicht mehr passiert?“, fragten sich die Kinder. Aus den Vorschlägen, die eingebracht wurden, wählten sie zwei aus: Sie besorgten sich Papier und Stifte. Dann malten sie ein großes Schild. Darauf stand: Ballspielen im Stall und auf der gesamten Reitanlage strengstens verboten!!! Gemeinsam brachten die Kinder das Schild am schwarzen Brett an. Jetzt warteten sie, über Petra etwas zu hören. Sie erhielten an diesem Tag keine Nachricht mehr.

 

(Fortsetzung folgt...)

 


Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>