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Der Traum eines kleinen Mädchens (54) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Donnerstag, 04. November 2010 um 16:12

 

Polly – erst enttäuscht, dann glücklich...

 

 

Das bisher aufregendste Jahr ihres jungen Lebens hatte sie hinter sich, sie feierte Geburtstag, den achten. Vor genau einem Jahr durfte sie erstmals zum Reitunterricht. Seither wusste sie, glaubte wenigstens zu wissen, dass Reiten ihr Leben werden sollte. Der Reitstall wurde zum Mittelpunkt ihres Interesses.

 

In der Schule zündete die Lehrerin eine Kerze an und stellte sie vor ihr auf das Pult. Das machte sie bei allen Geburtstagskindern. An so einem Tag fühlte sich dann jedes Geburtstagskind als etwas ganz Besonderes, und irgendwie benahmen sich die Klassenkammeraden auch danach. Es war nicht nur deswegen ein schöner Tag.

 

Während der Unterrichtsstunden der Schulstunden war Polly überaus unkonzentriert. Sie hörte den Lehrern kaum zu. Ständig rätselte sie darüber nach, was sie für Geschenke von ihren Eltern und Großeltern bekommen würde. Sie hatte keine Idee. So viel hatte sie sich gewünscht, an erster Stelle stand natürlich ein eigenes Pony. Aber das würde wohl ein Traum bleiben. Zu teuer! Sie kannte die Argumente ihrer Eltern zur Genüge.

 

Aber sie besaß ja noch keinerlei eigene Ausstattung mit Ausnahme der Sicherheitskappe, die war ja ein unbedingtes Muss, vorgeschrieben. Eine  eigene Reitgerte hatte sie ebenfalls, doch alles andere benötigte sie ganz dringend. Meinte sie jedenfalls.

 

Polly konnte den Schulschluss kaum erwarten, sie fieberte förmlich. Je schneller sie nach hause kam, umso rascher hatte sie auch die Geschenke. Doch dann, dann war alles anders. Eine Enttäuschung reihte sich an die andere, als sie die kleinen Päckchen öffnete. Fürs Reiten war nichts dabei. Beide Brüder hatten ihr je ein Bild gemalt, der kleine Bruder George hatte die Familienangehörigen, sie sollten es jedenfalls sein. Andy hatte wenigstens versucht, ihr Lieblingspony Lisa zu malen. Die Farben stimmten sogar in etwa.

 

Von Mama und Papa erhielt Polly ein komplett neues Outfit für die Schule. War schon cool. Neue Jeans, Kapuzensweatshirt und Sneakers in rosa Farbe mit Glitzer dran und rosa Schnürsenkeln. Das schönste war aber ein T-Shirt in rosa. Darauf prangte vorne ein weißes Pferdchen mit im Wind wallender Mähne, das war voll cool. Viel zu schade für den Stall. Überhaupt, fürs Reiten lag überhaupt nichts auf dem Geburtstagstisch. Sogar einen Kuchen vermisste die jetzt Achtjährige. Irgendwie fehlte was, dachte Polly. Na ja, mal abwarten, was Oma und Opa bringen würden.

 

Polly hatte es schon fast erwartet: die Großeltern überreichten ihr einen Umschlag, der die nun schon obligatorische Zehnerkarte enthielt. Aber nicht nur das. In der Zehnerkarte lag ein sehr neuer, ganz glatter Zwanzig-Euro-Schein. Auf der ebenfalls beiliegenden Glückwunschkarte schrieb Oma, dass sie davon etwas fürs Reiten kaufen sollte. Was sie wolle! Das war genau, was Polly sich erhofft hatte. Hurra, der Geburtstag war gerettet!!!

 

Aber irgendetwas stimmte heute nicht. Anstatt, dass alle zusammen Mittagessen würden, meinte Mama, sie müsse jetzt in die Stadt fahren und einkaufen. Oma und Opa würden mit den Kindern essen und sie dann in den Reitstall bringen. Es gab Pollys Lieblingsessen: Spaghetti mit Tomatensauce. Oma und Opa verwöhnten ihre Enkelkinder. Aber Polly war schon traurig, dass Mama nicht mitaß. Das kam bisher nie vor. Dass Pollys Geburtstag so unwichtig war...... Wo doch Mama selbst mit diesem Geburtstag ihres ältesten Kindes am meisten zu tun hatte.....  So ein wichtiger Tag für Polly, so unwichtig für ihre Mama...

 

Später im Reitstall geschahen seltsame Dinge. Kaum hatte Polly den Stall betreten, kamen die ersten anderen Kinder und gratulierten ihr. Woher die das mit dem Geburtstag heute nur wussten? Polly hatte niemandem etwas davon erzählt. Und das mit gutem Grund: Sie hatte niemanden eingeladen zu sich nah Hause. Auch nicht aus der Klasse. Sie wollte sowieso auch an diesem Tag nur im Reitstall sein. Einen Party-Nachmittag zu Hause erschien ihr pure Zeitverschwendung.

 

Dann kam der Reitlehrer, Herr van Hopps, auf sie zu und gratulierte ihr. Der wusste auch Bescheid? Woher? Polly wunderte sich immer mehr. „Ich schenke Dir heute zu Deinem Ehrentag eine Reitstunde“, sagte er. Polly freute sich und sagte artig „Danke“. Dass offenbar alle von ihrem Geburtstag wussten, hatte also doch etwas Gutes an sich, eine freie Reitstunde. Prima, toll. Sogar auf Lisa durfte sie heute reiten.

 

Seltsamerweise waren die Scheiben zur Tränke teilweise mit Papierbahnen abgeklebt. Nur Fenster des äußeren Teils  mit der Theke blieben unverklebt. „Wahrscheinlich Anstreicher“, dachte Polly und dann erst fiel ihr das Schild an der Tränke-Eingangstüre auf. Sie hielt Lisa an und las „Bis 16 Uhr Eintritt verboten“. Komisch, nach der Reitstunde konnte man dann wieder in die Tränke. Aber wahrscheinlich waren dann die Anstreicher weg in den Feuerabend.

 

„Abteilung bilden! Polly an die Tete!“, kommandierte Herr van Hopps und verließ die Bahn. Plötzlich ertönte Musik aus den Lautsprechern in der Halle. Beim Zurückkehren sagte der Reitlehrer: „Heute gibt`s zu Ehren von Polly Musikreiten“.

 

Die Kinder waren begeistert. So oft hatten sie das alles Sonntags bei den Erwachsenen gesehen, und alle wünschten sich, auch mal zur Musik reiten zu dürfen. Herr van Hopps legte zwar keine Marschmusik auf, sondern eine Party-CD, aber das gefiel den Kindern noch besser.

 

„Zu Zweit aufreiten“, kommandierte er nun. Das bedeutete, dass jedes zweite Pony zum weiter vorne gehenden aufschließen musste. „Die äußeren Ponys müssen immer etwas zügiger gehen, als die inneren. Das liegt daran, dass sie in den Wendungen einen etwas weiteren Weg zurückzulegen haben. Die inneren Reiter müssen dementsprechend ihre Ponys etwas zurück halten“, erklärte der Reitlehrer. Das gilt für alle Gangarten.

 

Genau nebeneinander zu reiten war gar nicht so einfach. Irgendein Pony bewegte sich immer zu schnell oder zu langsam. „Schaut zu, dass eure Steigbügel immer nebeneinander sind“, riet der Reitlehrer weiter. „Aber nicht zu dicht nebeneinander, sonst fühlen sich manche Pferdchen zu sehr bedräng und schlagen vielleicht aus“, fuhr er fort. Es machte den Kindern Spaß. Sie konnten mit ihrem Nebenmann reden, wenn es ihnen gelang, die Pferdchen auf einer Höhe zu halten.

 

„Durch die ganze Bahn wechseln“, lautete nun das Kommando. Jetzt waren die Äußeren innen und die Inneren außen. Genau umgekehrt wie vorher. Die Reiter mussten sich also umstellen. Wieder waren die äußeren Ponys etwas anzutreiben, die inneren mussten etwas zurückgehalten werden. Es klappte recht gut.

 

„Abteilung im Arbeitstempo - Galopp marsch“, rief Herr van Hopps. Alle waren gewohnt, in den Ecken anzugaloppieren. Das wurde jetzt aber schwierig, denn das innere Pferd drückte das äußere gegen die Bande, das wiederum wollte sich nicht einquetschen lassen und schoss nach vorne. Somit war kaum mehr ein Paar wirklich parallel nebeneinander.  Die Abteilung löste sich auf, und am Ende galoppierten alle Ponys wie gewohnt hintereinander. Die Kinder lachten und riefen durcheinander. Herr van Hopps und alle Zuschauer an der Bande lachten mit.

 

Der Reitlehrer erklärte die offizielle Reitstunde für beendet. Aber die Musik durfte weiter spielen. Heute war eine Superstimmung in der Reithalle. Polly fand ihren Geburtstag toll. Während Polly zufrieden Lisa absattelte und abpflegte, dachte Polly noch einmal daran, wie alles begann. Die Überraschung, als sie den Gutschein für Reitstunden in den Händen hielt. Vor einem Jahr war sie darüber überaus glücklich, heute immer noch. Selig. Glücklich darüber, dass sie auf Ponys reiten durfte und darüber, dass sie hier im Reitstall so coole Freunde gefunden hatte.

 

Polly wurde als Letzte mit dem Aufräumen des Zaumzeugs fertig. Sie ging zur Tränke, wo sie die anderen vermutete und wo sie sich eine Cola kaufen durfte. Das Schild an der Tür war fort. Polly trat in die Tränke.

 

„Überraschung!!!“, riefen alle Kinder im Chor. Tatsächlich, eine Überraschung für Polly. Der Jugendtisch war geschmückt und schön gedeckt. Vier Kuchen standen darauf. Mama trat auf Polly zu und drückte sie. „Herzlichen Glückwunsch, noch mal, mein Liebes“, sagte sie. „Das ist Deine Party. Wir feiern hier“, fügte sie hinzu. Und nun sah Polly auch, das Karin, Moni und Claudia aus ihrer Klasse gekommen waren. Sogar Petra war da. Die  durfte nach ihrem Unfall zwar noch nicht reiten, aber das Mitfeiern, das wollte sie sich nicht entgehen lassen. Sie hatte sogar ein besonders hübsches Geschenk für Polly mitgebracht: Einen kleinen silbernen Anhänger, der einen Reitstiefel darstellte. Polly wusste gleich, was sie mit dem Stiefelchen anstellen würde. Sie konnte den Anhänger am Schulmäppchen befestigen.

 

Frau Opitz brachte heiße Schokolade und ein ganzes Tablett voll bepackt mit Cola und Limo. Die Kuchenschlacht konnte beginnen. Nach der Reitstunde hatten die Kinder immer ei9nen Bärenhunger. Nun wusste Polly auch, dass Mama nur vom Mittagessen ferngeblieben war, um diese Überraschungs-Party vorzubereiten. Mama hatte die Schulfreundinnen abgeholt und direkt hierher gebracht. Die hatten die Fenster verhängt und alles hergerichtet. Also war Pollys Ehrentag keineswegs für Mama unwichtig gewesen. Ganz im Gegenteil.

 

Während Polly darüber nachdachte und alle Kinder sich über den leckeren Kuchen hermachten, bemerkte keiner, dass die Türe aufging und jemand an den Jugendtisch  herantrat. Petra war die erste, die verstummte und den Gast anstarrte. Plötzlich verstummten alle. Sie starrten den Gast an. Polly schaute unsicher zu Mama hin. Was sollten sie tun? Plötzlich war es Mucksmäuschen still in der Tränke. Die Erwachsenen kamen heran.

 

„Ich habe ihn eingeladen“, sagte Mama mit fester Stimme. Sie wandte sich Frau Dimmer, Petras Mama, zu. Dann wieder zu den Kindern am Tisch. „Jeder macht mal Fehler. Es konnte ja auch keiner wissen, wie die Ponys in der Bahn reagierten. Er hat sich ja auch entschuldigt. Das Stallverbot ist erst mal aufgehoben“, erklärte Mama den anwesenden. „Aber, das ist Deine letzte Chance. Wenn noch einmal etwas vorfällt, mit dem Du etwas zu tun hast, kann auch ich Dir nicht mehr helfen. Und nun nimm Platz“, sagte sie noch zu dem Gast.

 

Anton war also auch zu Pollys Geburtstag gekommen. Er überreichte ihr hübsch eingepackte Pralinen und setzte sich an den Tisch. Zunächst wusste keiner, was er sagen sollte. Es dauerte aber nicht lange, dann ging Pollys Geburtstags-Party im Reitstall voll ab. Alles ein toller Erfolg. „Das machen wir jetzt immer so“, rief Harald übermütig, und die Kinder dachten angestrengt darüber nach, wer von ihnen als nächster Geburtstag hatte.

 

(Fortsetzung folgt...)

 

 

 

 


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