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Der Traum eines kleinen Mädchens (68) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Freitag, 11. Februar 2011 um 11:00

 

 

Ein Schuss und die Karnevalstruppe lag im Dreck...

 

 

 

Sogar das schönste Hobby bringt große Anstrengungen mit sich. Manchmal sogar Schmerzen. Nicht nur seelische.... Das musste Polly auch schon erfahren. Ganz zu Anfang, als sie die ersten Pony-Reitstunden erhielt, bekam sie Blasen an den Händen. Damals hatte sie noch keine Handschuhe. Die Zügel, die aus Baumwolle und Lederstegen bestanden, taten ihren Händen weh. Vor allem zwischen dem Ringfinger und dem kleinen Finger. Denn dort hält man die Zügel.

 

Das ist aber Vergangenheit, weil sie nun immer Handschuhe anzog. So konnten ihr die harten Zügel nichts mehr anhaben, wenn das Pony ihr einmal die Zügel durch die Hände zog.

 

Ganz schlimm waren die Schmerzen damals, als Naomi noch ganz neu im Reitstall Hubertus stand. Polly sollte das Pony von der Weide in den Stall bringen. Es war Fütterungszeit. Das wussten alle Pferdchen ganz genau. Naomi ließ sich von Polly einfangen und an den Führstrick nehmen. Vorsichtig öffnete Polly das Gatter, und schon stürmte Naomi los. Polly konnte gar nichts tun. Keine Zeit zum Reagieren! Das schwarze Pony zog Polly den Strick durch die Hand. Polly ließ einen Schrei: die Hand brannte wie Feuer, sie musste den Strick loslassen. Sie schaute auf ihre brennende Hand. Ihre Fingerchen und die Handfläche waren wirklich rot wie verbrannt. Sie hatte keine Handschuhe getragen, das war eine Lehre.

 

Später hatte Polly schon einmal ein schmerzendes Brennen an den Innenseiten ihrer Knie. Das kam vor allem dann vor, wenn sie nur normale Jeans zum Reiten trug. Die Nähte auf der Innenseite scheuerten. Weil dort wenig Fleisch und nur dünne Haut ist, blutete es nicht so sehr, aber auch diese Verletzung brannte wie Feuer.

 

Es war noch gar nicht so lange her, da lernte Polly seelische Schmerzen kennen. Und das im Reitstall, dem schönsten Platz der Erde. Sie hatte für Sabine ein neues Pony abgeritten, sodass es ruhiger wurde und Sabine keine Angst mehr zu haben brauchte. Polly hatte das prima hinbekommen. Aber anstatt, dass sie die angefangene Stunde zu Ende reiten durfte, musste sie Sabine noch die letzten zehn Minuten auf das nun ruhige Pony lassen. Sie konnte Sabine auch noch beim Aufsteigen helfen. Und dann sagte keiner „Danke schön“. Das tat weh. Jedenfalls Polly fühlte einen inneren Schmerz.

 

Aber alles war auszuhalten, wenn sie nur weiter in den Stall gehen und dort reiten konnte. Sie liebte die Ponys über alles. Ihr war auch bewusst, dass sie schon eine ganze Menge gelernt hatte. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Klassenkameraden wusste sie wirklich schon sehr viel über Pferde und wie man mit ihnen umgehen konnte. Darauf war sie schon ein bisschen stolz.

 

Der vergangenen Sonntag verlief besonders schön im Reitstall. Das normale Musikreiten für die Erwachsenen fiel aus. Dafür kamen eine Menge Männer, von denen zwar keiner eine gute Figur auf dem Pferd machte, dafür redeten und lachten sie besonders laut und lustig. Es handelte sich um eine Karnevals-Gruppe, die für den Rosenmontagszug reiten lernen oder wieder erlernen musste. Die Gruppe sollte auf den Schulpferden des Reitstalles Hubertus an dem diesjährigen Rosenmontagszug teilnehmen. Deswegen wurde statt der üblichen Marschmusik fürs Sonntagsmorgensreiten  eine CD mit Karnevalsliedern aufgelegt. Die Pferde wirkten schon ein wenig irritiert. Normalerweise können Schulpferde einiges ab. Aber Karnevals-Kracher durch die Lautsprecher in der Reithalle, voll aufgedreht, dazu eine Horde wild gewordener Männer, denen es egal war, wie man richtig mit den Tieren umgeht, stellten selbst für die Schulpferde eine Herausforderung dar. Reiterlich gesehen boten die Männer eine Zumutung, fand Polly.

 

Alle zehn Minuten mussten Herr und Frau Schneider, die neuen Wirtsleute aus der Tränke, mit einem Tablett ankommen. Für jeden Reiter und Herrn van Hopps gab es einen „Uerdinger“. Polly wusste, es handelte sich um Wacholder-Schnaps. Nach der ersten halben Stunde lag der erste schon im Dreck. Ihm geschah aber nichts Ernsthaftes. Ausgerechnet von Comtessa war er gefallen, dem „lahmarschigsten“ Pferd aus dem ganzen Reitstall! Die Kinder an der Bande lachten den Mann aus. Aber der merkte gar nichts. Er konzentrierte sich darauf, nicht noch mal den Boden zu küssen. Von nun ab gab es für alle Schnaps. Auch die Zuschauer an der Bande bekamen die kleinen Gläschen mit dem starken Zeug, was wie Wasser aussah. Nur die Kinder gingen leer aus, noch!

 

Die Männer auf den Pferden grölten die Schunkellieder lauthals mit. Da zog einer von ihnen eine Karnevals-Pistole hinten aus seiner Jeans. Unvermittelt gab es einen lauten Knall. Wie nur darauf gewartet, schossen alle Schulpferde ab wie eine Rakete. Nicht einer der Karnevalisten blieb oben. Alle fanden sich am Boden wieder.

 

Nichts Schlimmes geschehen! Alles in Ordnung! Da brüllten die Kinder los vor Lachen. Vollen Herzens lachten sie die erwachsenen Männer aus, die so unfähig waren zu reiten. Dass das mit dem genossenen Alkohol zusammenhängen könnte, wussten sie ja nicht. Aber besoffen zu reiten, das geht nicht!!!! Ist auch ungerecht den Tieren gegenüber, fand Polly.

 

Diese Gesellschaft stieg nun gar nicht mehr aufs Pferd. Sie blieben am Boden und beglückwünschten sich gegenseitig, wie gut es geklappt hatte. Es wäre ja nur der eine Schuss am Ende gewesen, der sie etwas in Schwierigkeiten gebracht hätte.

 

Das Ganze hatte aber auch etwas Gutes: die Kinder durften sich die großen Schulpferde schnappen und schon zehn Minuten früher als sonst trockenreiten. Weil der Reitlehrer mit der ausgelassenen Horde in der Tränke verschwand und von dort an diesem Tag nicht mehr herauskam, konnten die Kinder solange die großen Pferde reiten, wie sie wollten. Erst zur Fütterungszeit kam der Pitter aus dem Stall in die Halle und scheuchte die Kinder von den armen Pferden, die sonst an Sonntagen immer schon um 14.00 Uhr Stallruhe hatten.

 

Die Tränke war inzwischen rappelvoll. Der Jugendtisch war mit fremden Erwachsenen besetzt. Die gehörten zu den Karneval-Dollen. Die Kinder standen vor ihrem Tisch und trauten sich nichts zu sagen. Gott sei dank kam Herr van Hopps, der sich in allerbester Laune befand. Lachend übergab er Harald seine ganze Dose Pull-Moll, damit er sie unter den Kinder gerecht verteile. Er sorgte dafür, dass die Leute am Tisch den Kindern Getränke und Schokoriegel spendierten. So zu sagen als Entschädigung für den verlorenen Sitzplatz. Nun fühlte sich jeder Erwachsene vom Tisch verpflichtet, den Kindern etwas Gutes zu tun. Soviel konnten die gar nicht zu sich nehmen, wie sie nun ausgegeben bekamen.

 

Da die neuen Wirtleute an diesem Sonntag durch die Karnevalsgesellschaft ein viel besseres Geschäft machten als erwartet, war Frau Schneider auch großzügig. Sie schlug vor, die für die Kinder von nun an spendierten Runden aufzuschreiben und den Kindern bei späterer Gelegenheit auszugeben. Das war eine gute Idee. So ging weder den Wirtsleuten, noch den Kindern etwas verloren.

 

Das war so ein Tag, der richtig Spaß gemacht hatte. Jedenfalls Polly empfand das so. Nur ihr Papa benahm sich irgendwie komisch. Er ging auch komisch. Er torkelte gar. Mama musste das Auto an diesem späten Nachmittag nach Hause fahren, und Autofahren war nicht gerade ihre Paradedisziplin.

 

Am folgenden Tag erklärte Mama mit einem verlegenen Lächeln, dass Papa am Vortag mit den Karnevalisten mitgefeiert hätte. Die ganze Zeit  sprachen sie nur Bier und Schnaps zu. Über den ganzen Nachmittag sei da eine Menge zusammengekommen. Deswegen ging es Papa auch heute nicht so gut. Im Übrigen seien die Karnevalisten schon angetrunken im Stall erschienen. Deswegen geriet ihre Reiterei auch zu so einem lächerlichen Spektakel.

 

Polly dachte sich: „Selber schuld! Ich jedenfalls werde nie beim Reiten Alkohol trinken. Niemals möchte ich, dass jemand denkt, ich sitze so schlecht auf dem Pferd“.

 

(Fortsetzung folgt......)

 


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