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Der Traum eines kleinen Mädchens (72) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 09. März 2011 um 17:48

Aschermittwoch – Polly Longenführerin eines Großpferdes

 

 

 

Heute geschah eine willkommene Ausnahme. Es war Aschermittwoch und außerdem fiel die Schule aus. Das passierte nicht alle Aschermittwochs. Nur dieses Jahr. Für die achtjährige Polly hieß das, sie konnte den ganzen Tag im Reitstall verbringen. Sie hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass Mama ganz anderes plante, nämlich Schuhe kaufen in der Stadt. Oh Gott, volle Langeweile!!! Mamas Geschmack, was Schuhe anging, war von Pollys Geschmack Lichtjahre entfernt. Polly bekam nie die Schuhe, die ihr gefielen, sondern jene, die Mama gefielen. Mama suchte die Schuhe für Polly nicht danach aus, ob sie trendy waren oder nicht, sondern, ob sie haltbar und gesund waren oder nicht. Es gab keine Sneakers, sondern Lederschuhe. Keine Schweißfüße! So lautete Mamas Argument.

 

Polly schickte sich in ihr Schicksal, damit der Einkauf wenigstens nicht den ganzen Tag in Anspruch nahm. So schaffte sie es, zur Mittagszeit im Reitstall zu sein. Dabei hatte sie aber nicht bedacht, dass in anderen Schulen am Aschermittwoch der Unterricht stattfand. Also waren ihre Freunde nicht da. Und sie blieb zunächst alleine. Sie schlenderte durch den ganzen Stall, ging zuerst zu den Ponys, dann zu den Großpferden. Sie betrat die Sattelkammer für die Schulpferde und  -Ponys, danach wagte sie sich auch in die Sattelkammer, die den Privatleuten vorbehalten war. Hier befanden sich das teure Sattelzeug und die Spinde der Reiter, die ein eigenes Reitpferd oder sogar ein Turnierpferd besaßen. Polly wusste genau, dass sie eigentlich hier nichts zu suchen hatte. Es reizte sie aber zu doll, sich einmal deren schönes Sattelzeug einmal genau  zu betrachten und sogar anzufassen. An diesem Ort roch es lecker nach Leder und Sattelseife. Polly liebte den Geruch und schnupperte sogar an dem einen oder anderen Sattel. Dabei machte sie sich einen Spaß daraus, die Sättel und Trensen den einzelnen Pferden zuzuordnen. Bei den meisten bekam sie das hin. Bei anderen waren ganz kleine Messingschildchen mit den entsprechenden Pferdenamen hinten am Sattel befestigt. Sie konnte sich nicht selber überlisten und schaute ungewollt direkt auf den Namen. So kontrollierte sie sich nicht wirklich selbst, ob sie den Sattel erkannt hätte.

 

Die Zeit schien überhaupt nicht zu vergehen. Es war mucksmäuschenstill im gesamten Reitstall. Langeweile kam auf. Jetzt nahm sich Polly die Trensen  vor. Welche Trense gehörte zu welchen Privat-Pferd? Die meisten Stirnbänder waren mit Strass-Steinchen besetzt. Sie sahen alle mehr oder weniger gleich aus. Die zu unterscheiden war schwer, fand Polly. Mann konnte die Trensen aber auch an der Farbe des Leders unterscheiden. Einige waren nämlich braun. Nicht schwarz. Die überwiegende Zahl der Trensen wurden aus schwarzem Leder angefertigt, weil die meisten Sättel schwarz waren und die Kopfstücke eben passend sein sollten. Polly wusste genau, welches Pferd mit einem braunen Sattel und brauner Trense geritten wurde. Das war auch bei Burgos der Fall. Die Besitzerin Gudrun stach in allen Bereichen von den anderen ab. Nicht nur, dass sie eine auffallende Lederfarbe für ihr Pferd gewählt hatte, zusätzlich hatte sie  ein winziges Messingschildchen sogar an das Backenstück von Burgos` Trense angebracht. Darauf stand „Burgos“. Hier musste Polly aber ganz nah an die Sachen herantreten, um das entziffern zu können.

 

In einem abgeschnittenen Kanalrohr staken eine Menge von Reitgerten. Dressurgerten und Longierpeitschen. Die Longierpeitschen waren fast doppelt so lang wie Reitgerten, und an ihrem Ende war ein noch längerer Lederriemen befestigt. Einen kurzen Moment überlegte Polly, ob sie auch die Peitschen den entsprechenden Reitern zuordnen sollte. Nur um die Zeit zu vertreiben. Sie trat näher an das Rohr heran und sah erst dann, dass auch kürzere, zum Teil abgebrochene Gerten in ihm steckten. Die kurzen Reitgerten waren Spring-Peitschen. Das wusste Polly schon, weil sie manchmal geholt werden mussten, wenn ein Pony nicht ganz brav war. Die Dressurgerten der Großen waren für die Kinder auf Ponys viel zu lang. Polly entschloss sich aber, diese Peitschen nicht genauer in Augenschein zu nehmen. Zu langweilig!

 

Sie hörte etwas. Hufgeklapper auf der Stallgasse. Ein Pferd mit Hufeisen lief Richtung Reitbahn. Das erkannte Polly augenblicklich. Sie lief dorthin und fand Gudrun mit ihrem Burgos. Sie führte den gewaltigen Fuchs an einer Longe in die Bahn. Das Pferd trug keinen Sattel, sondern hatte einen Gurt um den Körper geschnallt. Polly stellte sich an die Bande und beobachtete Gudrun, wie sie alles verschnallte. Die Zügel drehte sie umeinenander und schnallte sie in den Kehlriemen der Trense fest. Polly konnte sich denken, dass sie das so machte, damit das Pferd nicht in einen eventuell herunterrutschenden Zügel treten konnte. Dann führte Gudrun ihr Pferd in eine Richtung um sich selbst herum und „drückte“ es mit der langen Longierpeitsche von sich weg. Gleichzeitig ließ sie die Longe immer länger werden, so dass Burgos an der Longe einige Meter um Gudrun herum lief.

 

Wie aus dem Nichts, furzte Burgos plötzlich laut und rannte voll los. Gudrun bekam durch die Longe einen Ruck und flog drei Meter nach vorn. Da die Longe aber am Gebissring der Trense befestigt war, konnte sie das Tier schnell wieder zurückhalten und beruhigen. Es fiel in Trab und lief nun brav um Gudrun herum. Die sortierte erst einmal die lange Leine, damit sie nicht über den Hallenboden schleifte und die junge Frau darüber fiel. Mit ganz betont ruhiger Stimme sprach sie mit ihrem Pferd. Es trabte nun ganz zufrieden. Manchmal hob Gudrun die Peitsche und hielt sie gegen die Hinterhand, also die Hinterbeine des Pferdes. Das trabte augenblicklich schneller. Wenn sie die Longierpeitsche zurücknahm und „Ruhig, ruhig“ zu Burgos sagte, verlangsamte der Wallach seine Bewegung.

 

Gudrun ließ den Fuchs anhalten. Dabei drehte sich das Pferd sofort ihr zu und ging langsam auf sie zu. Sie griff nach den festgestellten Zügeln und hielt das Pferd an. Dann wechselte sie die Longe an dem anderen Gebissring und führte Burgos anders herum. Dieses Wechseln der Hand machte Gudrun mehrere Male. Das fiel Polly auf. Wäre es nicht bequemer, immer in einer Richtung zu longieren?, fragte sie sich, traute sich aber nicht Gudrun in deren Arbeit zu unterbrechen. Gundrun war nicht so ein freundlicher Typ wie Aggi. Eher  immer streng zu den kleinen Reitkollegen.

 

Umso erstaunter war Polly, als Gudrun sich ihr zuwandte und Polly zurief „Hast Du Handschuhe?“. Verwundert sagte Polly schnell „Ja, natürlich“. Sie hatte gedacht, dass Gudrun sie gar nicht wahrgenommen hatte. „Dann komm und nimm mal den Burgos, ich muss mal.“ Polly wurde rot. So was sagt man doch nicht so laut! Gudrun kannte da keine Hemmungen. „Na los, oder willst Du nicht“, drängte sie. Polly rannte durch den Stall, um ihre durchlöcherten Handschuhe zu holen. Noch beim Zurücklaufen zog sie diese über. Kaum betrat sie die Reitbahn, übergab Gudrun ihr die Longe und die lange Peitsche. Gudrun ging in aller Ruhe in Richtung Toiletten. Polly stand da mit dem riesigen Turnierpferd, die Hände voll mit der aufgewickelten Longe und einer Peitsche, die dreimal so lang war wie sie selber. Ihr brach Schweiß aus.

 

Und dann lief Burgos auch noch los. Polly musste die Peitsche fallen lassen. Die Longe wickelte sich um ihre Hand. Im letzten Moment konnte sie die Hand noch aus ihrem Handschuh ziehen, sonst hätte die Longe ihr noch die Hand abgequetscht und sie wäre vom Pferd hinter sich hergeschleift worden. Sie griff mit der anderen Hand nach der Leine. Dabei fiel das lange Ende herunter. Polly musste sich bücken, um ihren anderen Handschuh wieder aufzuheben. Gott sei Dank, ging Burgos nur im Schritt. Polly schaffte es, die Longe wieder aufzuwickeln. Aber dazu brauchte sie beide Hände und musste die Peitsche am Boden liegen lassen. Prompt latschte das Pferd darüber und Polly sah Gudruns Longier-Peitsche schon durchbrechen. Nichts passiert! Alles gutgegangen. Burgos hatte daneben getreten. Nun hatte Polly Zeit, sich auf das Halten der Longe zu konzentrieren. Gar nicht so einfach! Das Pferd lief immer engere Kreise um Polly herum, die Longe hing durch, schleifte durch den Dreck und Burgos stand plötzlich vor ihr. Polly schaute nach oben, der riesige Pferdeschädel befand sich genau über ihr. Was sollte sie bloß machen?

 

Gudrun kam in die Bahn. Sie machte keinerlei Anstalten, sich zu beeilen und Polly zu Hilfe zu kommen. Stattdessen hob sie ihren Kopf, grinste dabei frech, und fing mit schulmeisterlicher Stimme an,  einen Vortrag zu halten.

 

Später wusste Polly nur noch, das aller Wichtigste beim Longieren war das Tragen von Handschuhen. Der Grund blieb der gleiche wie beim Führen mit Führstrick. Polly wusste das schon: wenn ein Pferd einen Strick oder eben so eine Longe dem Führer durch die Hand zieht, tut das höllisch weh und kann sogar zu richtigen Verbrennungen führen. Dann erinnerte sich Polly noch daran, dass man beim Longieren immer möglichst viel Abstand zwischen sich und das Pferd bringen muss, dass es sich nicht so zu dem Führer umdrehen kann, um den Longenführer möglicherweise mit den Hinterhufen beim Ausschlagen zu treffen. Gudrun hatte gesagt, dass schon mal jemand beim Longieren so geschlagen worden war, dass er augenblicklich tot umfiel.

 

Das Letzte, woran Polly sich noch von Gudruns Vortrag erinnerte, war, dass man öfter die Hand wechseln musste, damit das Pferd nicht einseitig belastet würde und nachher lahmte. Die Innenseite, also die Seite, die zum Führer zeigt, war die Innenseite und die würde immer mehr belastet werden, als die äußere. Damit hatte Polly ihre Frage von vorhin auch beantwortet bekommen.

 

Sie hatte schon öfter gesehen, wie Leute ihre Pferde longierten. Das hatte sie aber bisher nie sonderlich interessiert, weil das die Schulponys nicht betraf. Es sah auch eher langweilig aus. Jetzt aber, wo man ihr so ein großes Pferd an der Longe einfach in die Hand drückte, machte sie eine ganz andere Erfahrung. Es war nämlich gar nicht so leicht, ein Pferd dazuzubringen, in einem gleichmäßigen Abstand zum Führer und dann noch in der gewünschten Gangart um ihn herum zu laufen.

 

Polly fühlte sich etwas erschöpft nach so viel Aufregung. Es war zuviel Verantwortung, die Polly mit Gudruns Pferd aufgebrummt bekommen hatte. Sie war erleichtert, als sie ihre Freunde kommen hörte. Jetzt würde der Nachmittag wieder in bekannten Bahnen verlaufen.

 

(Fortsetzung folgt......)

 


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