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Der Traum eines kleinen Mädchens (74) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Donnerstag, 24. März 2011 um 16:53

Warum Rih ausgeschlagen hat...

Der Unfall war doch schlimmer gewesen, als vorher gedacht. Polly und ihre Freunde aus dem Reitstall Hubertus waren gestern im Krankenhaus, um dort Anton zu besuchen. Alle hatten auf ihre Mittwochsreitstunde verzichtet. Vom Verein aus wurde ein Kleinbus besorgt, damit alle Kinder zusammen fahren konnten. Zugleich hatte niemand damit gerechnet, dass Anton so lange in der Klinik bleiben musste.

 

Letzte Woche hatte er aus einer Laune heraus dem Rih auf den Hintern geklatscht. Der hatte gleich ausgeschlagen und Anton am Bein getroffen. Anton fiel dabei einfach um auf den Steinboden der Stallgasse und hatte anschließend ein Loch im Kopf. Seither lag er im Krankenhaus.

 

Den Kindern war das Krankenhaus gar nicht geheuer. Die meisten hatten so eine Einrichtung noch nie von innen gesehen und kannten sie nur aus dem Fernsehen. Die Stimmung war ungewohnt, irgendwie bedrückend. Es wurde nicht laut geredet, sondern fast nur geflüstert. Keine lauten Geräusche! Polly wusste nicht so genau, was sie erwartete. Wie würde Anton aussehen? Ob er einen großen Verband um den Kopf hatte? Würde er im Schlafanzug sein und im Krankenbett liegen?

 

Sie dachte daran, wie sie letzten Mittwoch, nach diesem Unfall, noch einmal in den Ponystall gegangen war. Die Ponys knabberten wie immer an ihrem Heu herum. Das gewohnte Geräusch der kauenden Tiere klang angenehm. Als ob vor ein paar Stunden gar nichts passiert wäre. Polly schaute auf die Stelle, an der Antons Blut den Boden verfärbt hatte. Dieser große Fleck auf dem Steinboden ließ sie mit einem Grauen erschaudern. Noch war er dunkelrot und als Blut zu erkennen. Polly lief es kalt den Rücken herunter bei der Erinnerung daran. Anton hatte sehr aus seiner Kopfwunde geblutet. Beim Umfallen war er hart mit dem Hinterkopf auf dem Boden aufgeschlagen. Wie ein Boxer, der durch einen rechten Harken seines Gegners umgehauen wurde.

 

Mittlerweile wusste man, dass der Tritt durch das Pony auf den Oberschenkel von Anton gar nicht so schlimm war. Aber die Verletzung des Kopfes war nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Es lag zwar kein Schädelbruch vor, aber die Platzwunde war ziemlich groß, und der Aufschlag auf dem Beton hatte zu einer schweren Gehirnerschütterung geführt. Deswegen musste Anton noch im Krankenhaus bleiben. Er hatte sich die ganze Nacht nach dem Unfall übergeben müssen. Er litt unter argen Kopfschmerzen. In den nächsten Tagen musste er viele Untersuchungen über sich ergehen lassen. Es war aber nichts noch schlimmeres dabei herausgekommen, doch Anton musste zur Beobachtung bis Morgen in der Klinik bleiben.

 

Eigentlich ging es ihm gestern schon wieder ganz gut. Er lag im Bett, das so eingestellt war, dass er fast saß. Am Kopf hatte er einen dicken Verband, die Wunde war mit zwölf Stichen genäht worden. Anton freute sich sichtlich über die vielen Besucher. Dabei ließ er sich regelrecht als Held feiern und machte auf  ganz tapfer. Er nahm nur allzu gerne die mitgebrachten Geschenke und Leckereien seiner Freunde entgegen. Natürlich kam Anton wohl nicht auf den Gedanken, davon seinen Freunden etwas anzubieten.

 

Irgendwie war Polly froh, als sie wieder den Bus nach Hause besteigen durfte. Anton gehörte sowieso nicht gerade zu ihren Lieblingen. Es tat ihr sogar ein bisschen leid, dass dafür die Mittwochsreitstunde ausfallen musste. Na ja, heute durfte sie diese Stunde nachholen.

 

Sie war heute für Michi eingeteilt. Petra zog ein Gesicht, weil damit klar war, dass nicht sie an die Tete der Abteilung reiten würde. Michi war das größte Pony des Reitstalles und musste deswegen immer vorne gehen. Für das Doppelpony war es zu schwierig, hinter den kleineren Ponys herzulaufen. In letzter Zeit durfte immer Cordula Michi reiten. Deswegen war Polly ganz überrascht, dass sie heute die Ehre hatte. „Kordula muss für eine Klassenarbeit üben“, teilte deren Mutter in einem Telefonat mit und dass die Tochter deshalb nicht zur Stunde kommen könne.

 

Bevor die Reitstunde begann, redeten noch alle über den Besuch bei Anton und den Unfall, wie alle das Geschehene nannten. Die kleine Maria, die sonst kaum die Lippen auseinander bekam, rief ganz laut: „Der böse Rih muss verkauft werden! So ein Pony brauchen wir hier nicht im Stall!“

 

Die Kinder verstummten. Zum erstenmal Mal, dass Maria etwas von sich gab. Sonst hörte ihr niemand zu. Normalerweise hielt sie deswegen gleich den Mund. Aber heute war das anders. Gerade da kam der Reitlehrer in die Bahn. Er hatte die Worte von Maria auch gehört und war entrüstet. „Der Rih kann nichts dafür!“, sagte er entschieden. Und wieder hielt er einen seiner Vorträge.

 

„Tiere sind anders als Menschen. Ein Mensch weiß, was er tut. Sollte man jedenfalls meinen“, erklärte Herr van Hopps. „Tiere reagieren nach Instinkt auf Situationen. Sie überlegen nicht, weil sie nach menschlichem Ermessen nicht denken können. Am besten kann man das beobachten, wenn eine Fliege ein Pferd stört. Landet das Insekt auf dem Pony, zuckt die Haut, damit die Fliege verschwindet. Das Pony überlegt nicht, jetzt muss ich an der Stelle mit meiner Haut zucken. Sondern es macht das automatisch. So kann es aber auch bei uns Menschen sein. Wenn wir einen Krümel am Mund haben, wischen wir den einfach mit der Hand fort, ohne zu merken, was wir da gerade unbewusst machen. Manchmal wissen wir nachher gar nicht, dass da ein Krümel war und wie der verschwunden ist“, fuhr er  mit seinem Vortrag fort. Aber es war schon einleuchtend, was er sagte.

 

„In Rihs Fall, war das so. Das Pony erhielt den unvorhersehbaren Schlag auf sein Hinterteil. Unbewusst fühlte sich das Pferd von hinten angegriffen. Er konnte nicht wissen, dass irgend so ein Junge ihm einen freundlichen Klaps geben würde. Er wehrte sich. Und das einzige Mittel, was ihm zur Verfügung steht,  um einen Angriff abzuwehren, sind nun mal die Hufe. Das war alles. Mit „böse“ hatte das überhaupt nichts zu tun. Für ein Pferd war das die natürlichste Reaktion der Welt. Deswegen ist es beim Umgang mit Pferden so wichtig, dass man sich in sie hereinversetzt. Das gilt – übrigens – für alle Tiere, mit denen wir umgehen“, erklärte der Reitlehrer den Kindern, die aufmerksam zuhörten.

 

Polly atmete auf. Sie wollte und konnte sowieso nicht glauben, dass Rih ein böses Pony wäre. Rolf musste nun auch erleichtert sein. Sicherlich hätte er sein Pony auch verteidigt. Er brauchte nicht zu befürchten, dass ihm sein Pony fortgenommen werden und aus dem Stall geschmissen würde. Polly dachte nach und kam zu der Meinung, dass eigentlich Anton selbst Schuld gewesen sei. Ein bisschen Mitleid hatte sie dann doch mit ihm. Aber nur ein bisschen. Warum hatte der auch auf den Rih draufhauen müssen? Sonst blieb er doch immer den Tieren fern. Aber es hatte sich bestätigt, was sie schon immer dachte, der Anton hatte kein Gefühl für Tiere. Nicht so wie sie. Ihr würde so etwas nie passieren!

 

Aber das mit dem „unbewussten“ Reagieren der Tiere, darüber wollte sie noch einmal gründlich nachdenken. Dass Tiere so gar nicht denken würden, konnte sie sich nicht so echt vorstellen.

 

(Fortsetzung folgt.....)

 


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