Sie befinden sich hier: Home Polly Der Traum eines kleinen Mädchens (76)

Wer ist Online

Wir haben 1126 Gäste online

Suche

Anzeige

Anzeigenschaltung

Google Translate

German Chinese (Simplified) Chinese (Traditional) Czech Danish Dutch English French Galician Greek Hungarian Italian Japanese Norwegian Polish Portuguese Romanian Russian Spanish Swedish Turkish Ukrainian

Zugriffe seit 16.09.2009

Anmeldung



Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Fotoanfragen über KHFrieler@aol.com

Anzeige

Banner

Anzeige

Banner
Anzeige



Der Traum eines kleinen Mädchens (76) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 06. April 2011 um 17:31

Herr Wacker hat auch Jack Russel Pete zurückgelassen...

 

 

Die Stimmung im Reitstall war gedrückt. Ein der erwachsenen war verschwunden, das interessierte sie eigentlich nicht sonderlich. Aber die schwermütige Atmosphäre empfanden auch die Kinder.

 

So wurde die sonst nicht gar geliebte Theorie-Stunde zur willkommenen  Abwechslung. Die Prüfung an Ostern stand bevor. Die Kinder bereiteten sich auf das „Seepferdchen“ vor. Nun hatten sich sogar einige der älteren Kinder angemeldet, um das „Kleine Hufeisen“ zu machen. Das war die nächst schwierigere Prüfung.

 

Joachim, der Hilfsreitlehrer, hatte die Theorie-Stunde für Samstagnachmittag angesetzt. Es ging um die Anatomie des Pferdes. Zuerst erklärte er, dass man unter Anatomie den Körperbau eines Tieres oder Menschen verstand. Also, wo welcher Knochen oder welches Gelenk oder Organ im Körper des Pferdes liegt. Es beinhaltete auch die Benennung der einzelnen Körperteile des Pferdes. Der Schwanz hieß nämlich nicht einfach „Schwanz“, sondern „Schweif“. Das hatte Polly schon oft gehört. Aber als Joachim nach dem Namen des „Pferde-Schwanzes“ fragte, fiel es ihr nicht gleich ein. Klar, er meinte „Schweif“. Für die langen Haare auf dem Pferdehals kannten alle die richtige Bezeichnung: Mähne. „Wie nennt man die Nasenlöcher der Pferde?“, fragte Joachim und sah dabei ganz ernst aus. Er verzog keine Miene. Was wollte er nur hören, gab es dafür eine ganz besondere Bezeichnung? hatten die Kinder erst mal gegrübelt. Sie kannten den Joachim. Der hatte immer irgendetwas parat, womit er die Kinder „ins Schleudern brachte“. Polly dachte nach. Eigentlich würde sie sagen, dass er die „Nüstern“ meinte. Aber wenn der schon so komisch fragt.....Könnte es auch noch was anderes sein. Den anderen gingen die gleichen Gedanken durch den Kopf. So eine simple Frage konnte doch nicht von Joachim kommen, oder? Natürlich meinte er die Nüstern. Als die Kinder nicht gleich antworteten, lachte er sie aus. „Nicht einmal das wisst ihr?“ fragte er in die Runde und freute sich, dass er die Kinder wieder ausgetrickst hatte.

 

So verlief die Theorie-Stunde ziemlich fröhlich. Auf einer großen Tafel, die Joachim vor der Stunde aufgestellt hatte, zeigte er die einzelnen Körperteile anhand eines seitlich dargestellten Pferdes. Für alle Kinder war es zunächst unglaublich, dass ein Pferd ein Knie nur an den Hinterbeinen habe, und zwar dort, kurz bevor das Hinterbein in den Pferde-Popo übergeht. „Die Kniescheibe liegt vorne drauf. Man kann es sogar fühlen. Wir gehen gleich Mal in den Stall und schauen nach“, sagte er. Entsprechend sollte also der Ellenbogen nur an den Vorderbeinen sein. Ebenfalls ziemlich hoch. Polly fand das sehr interessant. Sie hatte auch gedacht, dass diese Gelenke weiter unten am Pferdebein lagen. Das, was sie für Knie gehalten hatte, war vorne das Vorderfußwurzelgelenk.

 

Joachim ging mit den Kindern in den Stall. Er forderte Polly auf, Lisa am Halfter und Strick auf die Stallgasse zu führen. Rolf wollte schnell seinen Rih holen. Aber Joachim bestand auf Lisa als Anschauungsobjekt, weil Rih nicht ruhig stehen bleiben würde und in Anbetracht so vieler Kinder um ihn herum nur nervös werden könnte.  Die Kinder sahen sich Lisa nun genau an. Sie sahen das Pony mit ganz anderen Augen als sonst. Normalerweise sahen sie in dem Tier vor allem die schönen großen Augen, die so lieb schauten, das weiche Fell, das sich so schön weich anfühlte. Die Größe des Ponys war entscheidend. Je größer, desto mehr Ehre, wenn man es reiten durfte. Kleine Ponys waren unspektakulär. Aber sie waren auch schön, fand Polly.

 

Joachim stellte sich mit einem Zeigestock, den er von der Anschauungstafel mitgebracht hatte, neben Lisa und zeigte von vorne nach hinten die einzelnen Körperteile. Die Kinder mussten sagen, wie sie hießen. Nur Polly kam nicht dran, weil sie vor Lisa stand und den Strick hielt. Für sich überprüfte sie sich aber, was sie gewusst hätte und was nicht. Sie wusste alles. Es interessierte sie, und sie hatte vorhin gut zugehört.

 

„Wie heißen die Mähnenhaare, die zwischen den Ohren in das Gesicht des Ponys fallen?“ fragte Joachim. Keiner wusste es. „Das ist auch die Mähne“, krähte Rolf. Und er lag damit voll falsch. Joachim ließ die Kinder weiter rätseln. Die wurden immer lauter. Die Konzentration war weg. „Pony!“, rief Petra, „wie bei mir. Der Pony wird ganz oft geschnitten, ich muss dann immer zum Frisör“, rief sie ganz aufgeregt. „Quatsch!“, sagte Joachim. „Sieht das so aus wie bei Dir?“, neckte er Petra, die ganz geknickt wegschaute. „Man nennt es Schopf“, erklärte Joachim. Die Kinder atmeten erleichtert auf. Den Begriff hatten sie schon mal gehört, aber keiner wusste mehr wann. Das würde sie nie mehr vergessen, dachte sich Polly. Sie durfte Lisa nun wieder in ihren Stall führen. Die Theorie-Stunde war beendet.

 

In der Tränke holten sich die Kinder nun etwas zu trinken. Viele Eltern und erwachsene Reiter hatten sich dort um den Tresen versammelt. Der verschwundene Herr Wacker war Hauptgesprächsthema. Er war nicht wieder aufgekreuzt, seit Wochen hatte ihn keiner mehr gesehen. Zwei Polizei-Beamte kamen jeden Tag in den Reitstall und stellten alle möglichen Fragen. Sagen konnten sie wenig. Sie beantworteten kaum die vielen Fragen, die die Erwachsenen an sie stellten. Aber es sickerte immer etwas durch. Was die Polizisten nicht bestätigen durften, wurde dennoch als Tatsachen weitergegeben. Unter den Leuten am Tresen im Reitstall Hubertus gab es immer wieder ganz besonders „kluge Leute“, die zu wissen glaubten, was bei Wackers los war.

 

„Frau Wacker war die ganzen letzten Monate kaum noch zu Hause. Sie litt häufig unter Depressionen und verschwand dann wochenlang zu ihrer Mutter oder in die Klinik“, wusste der große Klaus zu erzählen. Herr Wacker und er ritten häufig zusammen aus und galten als Freunde. Sie verkehrten auch außerhalb des Reitstalles miteinander. „So erklärt es sich auch, dass sie von dem Bauvorhaben nichts bemerkt hatte“, fügte Klaus hinzu. „Man kann es sich gar nicht vorstellen. Das Grundstück von denen ist ziemlich groß, so groß, dass man einen Beton-Bau nicht bemerkt, ist es aber nun auch wieder nicht. Sie müsste es geschnallt haben“, sagte Klaus. „Was denn bemerkt?“, fragte der kleine Klaus neugierig. Nun erst stellten die Erwachsenen fest, dass die Kinder um sie versammelt waren und ihren Gesprächen zuhörten. Jetzt machte sich der große Klaus ganz groß, hob den Kopf, und flüsterte dennoch, als handele es sich um ein Geheimnis, was es ja tatsächlich auch war: Herr Wacker hatte in seinem Garten einen Bunker gebaut. Getrieben von einer bedrohlich wachsenden Angst vor einem drohenden Atomkrieg oder ein berstendes Atomkraftwerk sowie einem Angriff durch Terroristen, hatte er in seinem Garten zu Hause eine enorme Grube ausgehoben und dort hinein einen massiven Beton-Bunker gebaut. Er als Bauunternehmer kam ja an Beton und Baumaterialien leicht heran. Der Bunker war voll eingerichtet für mehrere Monate langes Überleben im Falle eines Supergaus.

 

Die Kriminalpolizei hatte bei Wackers alles auf den Kopf gestellt. Auch das Gartengrundstück hatten sie abgesucht. Dabei wurde der unterirdische Bunker gefunden. Sicher am Ziel ihrer Suche zu sein, öffneten sie den Bunker. Mit einem Spezialschlüssel ging das nicht. Es musste erst ein Sprengfachmann kommen und mit einer Sprengung Zugang verschaffen. Herr Wacker wurde dort nicht gefunden. Er blieb verschwunden. Deswegen setzten die Polizisten die Suche fort.

 

Die Kinder lauschten fasziniert. Sie beteiligten sich an den Spekulationen der Erwachsenen. Es blieb mysteriös. Ein ganz normaler Mann, den Polly persönlich kannte, verschwand so mir nichts dir nichts. Er ließ sogar sein neues Pferd im Stich und auch seinen Jack Russel „Pete“. Das würde Polly sicher nicht passieren, sagte sie zu sich selbst.

 Pete

(Fortsetzung folgt........)

 

 


Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>