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Der Traum eines kleinen Mädchens (78) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Freitag, 22. April 2011 um 12:54


Eine einsame Stute und ständig Polizei im Stall

 

Der Reitstall war völlig durcheinander. Herr Wacker verschwunden, keiner wusste, was mit ihm passierte. Vielleicht ein Verbrechen, man wusste nichts. Jedenfalls war nichts mehr wie es mal war. Für Polly war das größte Verbrechen, sein eigenes Pferd im Stich zu lassen. Genau das war mit der hübschen Fuchs-Stute Bianca geschehen. Sie war seit nunmehr zwei Wochen ohne ihren neuen Eigentümer. Sie gehörte Herrn Wacker, und der blieb verschwunden.

 

Polly und ihre Freunde von der Pony-Stunde waren sich da alle völlig einig: Man darf sein eigenes Tier nicht alleine lassen. Wer sollte es denn so gut versorgen, wie man selbst? Wer anders als man selbst kannte die Bedürfnisse des eigenen Tieres so genau? Sogar die Jungen der Reitstall-Clique hatten da mal keine andere Meinung. Rolf führte sogar seinen Rih an, von dem er behauptete, dass keiner außer ihm das braune Pony angemessen versorgen könnte.

 

Der Reitstall-Besitzer, Vater von Harald und Maria, sprach bereits von einem Verbrechen, dass nämlich nun keiner die Kosten für das Einstallen und Fütterung von Bianca aufkam. Bisher fand sich nämlich niemand, der diese Kosten des Herrn Wacker übernahm. Der Reitstall, also der Besitzer, versorgte das herrenlose Pferd. Nicht persönlich natürlich. Das überlies er dem Pitter, dem angestellter Pferdepfleger, der das einsame Pferd mitfütterte. Aggi, die Tochter des Reitlehrers Karl von Hopps, bewegte das arme Tier, damit es nicht krank wurde.  Daher war sie auch im Besitz des Schlüssels, den man zum Öffnen des großen Vorhänge-Schlosses benötigte, um die Box von der schönen Stute zu öffnen. Aber es gab niemanden mehr, der das Pferd streichelte und beschmuste. Es war tatsächlich alleine.

 

Die Kinder gingen immer mal wieder hin, wenn sie an der Box von Bianca vorbeigehen mussten, und sprachen mit ihr. Heute hatte Polly ein paar Zückerchen wieder einmal extra, die sie sonst immer für die Schul-Ponys mitbrachte. Sie gab Bianca einige durch die Gitterstäbe der Box. Dabei meinte  Polly, heute habe Bianca sie besonders traurig angeschaut. Ihre großen dunklen Augen blickten ganz betrübt. Polly merkte, dass ihr Tränen kamen. Ganz vorsichtige nahm Bianca mit ihren weichen Lippen das Zückerchen von der kleinen Kinderhand. Sanft, um Pollys Finger nicht zu verletzen. Polly sagte sich, sei werde später noch mal zu dem verlassenen Tier gehen und ein Leckerchen mitbringen.

 

Die beiden Herren von der Kriminalpolizei gehörten mittlerweile schon fast zur  Stallgemeinschaft. Sie wurden bereits mit Namen angeredet, weil jeder sie inzwischen kannte. Jeder, auch Polly und die anderen Kinder, war von ihnen befragt worden. Anscheinend gab es zu viele Ungereimtheiten, die mit dem Wegbleiben des Herrn Wacker zu tun hatten. Die Erwachsenen trafen sich immer noch häufig am Tresen in der Tränke, um Neuigkeiten zu erfahren. Die Polizisten selber sagten gar nicht so viel. Mussten sie auch nicht. Die Spekulationen der Leute im Reitstall ergaben genug Gesprächsstoff. Von ihren Eltern erfuhren die Kinder davon, und ihrerseits diskutierten sie dann das Gehörte. Für sie lag ein Verbrechen vor. Denn ein reicher Bauunternehmer kauft sich kein eigenes Pferd, dann noch so ein besonders schönes und lässt es einfach im Stich. Natürlich war zudem auch das ausgebrannte Auto, von dem inzwischen feststand, dass es der Lieferwagen von Herrn Wacker war, für alle, auch die Kinder, rätselhaft. Von den Erwachsenen wussten sie, dass entweder der verschwundene Karl Wacker selbst oder jemand anderer das Fahrzeug angezündet haben musste. Von alleine brannte ein Auto nicht einfach ab.

 

Von Frau Wacker sprach man kaum. Sie kam in den Diskussionen gar nicht wirklich vor, weil die wohl sowieso meistens krank gewesen war. Sie hatte sich die meiste Zeit nicht zuhause aufgehalten.

 

Die Kinder bekamen aber mehr und mehr mit, was die Polizisten den Großen erzählten. Und es gab auch noch andere Quellen, von denen Informationen durchsickerten und schließlich auch in Pollys Clique ankamen. So hörte man heraus, dass sich die Polizisten eingehend für den Kauf von Bianca interessierten. Dabei schien es für die Beamten wichtig zu erfahren, wo kam das Pferd überhaupt her? Wie hatte Herr Wacker es gefunden? War es vermittelt worden und wenn, von wem? Wer war der Verkäufer? Mit welchem Geld hatte der Bauunternehmer gezahlt? Hatte er darüber eine Quittung erhalten? Hatte Herr Wacker für Bianca eine Rechnung erhalten und überwiesen? Oder hatte er bar gezahlt? Hatte er mit „Schwarzgeld“ bezahlt?

 

„Schwarzgeld“? Polly wusste nicht, was damit gemeint war. Sie bekam nur mit,  dass Harald, der diese entscheidende Frage stellte (er hatte sie am Tresen aufgeschnappt), seine Stimme bis zu einem Flüstern senkte. Er tat geheimnisvoll. Was meinte er? Polly hatte keine Ahnung. Aber Harald war der Einzige unter den Kindern, der in etwa erklären konnte, was mit „Schwarzgeld“ gemeint ist. „Man sagt auch manchmal „Negergeld““, fügte er noch geheimnisvoller hinzu. Als Sohn eines Immobilienmaklers und Reitstall-Eigentümers hatte er schon etwas Einsicht in eine Geschäftswelt, die den anderen Kinder noch völlig verborgen war. Harald war nämlich des öftereren dabei gewesen, wenn sein Vater, Herr Lichthügel, für den Reitstall Hubertus Ponys und Pferde für den Schulbetrieb einkaufte.

 

Wenn Haralds Vater Schulpferde bei einem Verkäufer ausgesucht hatte, um sie später abholen zu lassen, schickte er seinen Sohn zwar regelmäßig aus dem Raum. Aber Harald fing doch den einen oder anderen Gesprächsfetzen zwischen dem Verkäufer und dem Käufer, in diesen Fällen seinem Vater, auf. Später stellte er die entsprechenden Fragen. Nicht alle beantwortete Herr Lichthügel seinem noch zu jungen Sohn. Aber was Schwarzgeld oder „Negergeld“ war, erklärte er schon. „Nicht, dass ich so etwas hätte“, sagte er, „aber im Pferdehandel ist es fast immer der Fall, dass Leute Geld geben, das sie mal irgendwo eingenommen haben, ohne es offiziell verbucht zu haben. Sie haben also auch keine Steuern darauf entrichtet. Das ist ungesetzlich. Man macht sich strafbar, wenn man solches Geld einnimmt und später ausgibt.“

 

So ganz verstand Harald die Zusammenhänge doch nicht. Er konnte es den anderen Kindern nicht richtig erklären. Aber gerade das machte die Sache für sie noch interessanter. Also konnte man davon ausgehen, dass Herr Wacker doch etwas mit Verbrechen zu tun hatte......? Polly nahm sich vor, sich das von ihrem Vater noch mal genau erklären zu lassen.

 

Diese momentanen Umstände trugen nicht zu einer guten Stimmung im Reitstall bei. Herr van Hopps brachte die Schulstunden eher lustlos über die Bühne. Seine Scheiß-Stimmung ging den Kindern auf den Zeiger. Sie hatten doch nichts damit zu tun und die Ponys schon gar nicht. Die kleinen Reiter freuten sich nach wie vor auf ihre Reitstunden. Polly ritt, so oft sie konnte. Dadurch, dass Herr von Hopps jetzt meist keine Lust hatte, den Tresen zu verlassen, um  in der Reitbahn zu erscheinen, waren die Kinder sich oft selbst überlassen. Sie durften sich außerhalb der regulären Stunden die Ponys fertig machen und alleine in der Halle reiten. Das nutzte Polly aus, um immer besser zu werden. Das, was sie bei den Großen gesehen hatte, versuchte sie nachzumachen. Dabei waren Aggi und Gudrun und vor allem Joachim ihre großen Vorbilder.

 

Polly war in den letzten Wochen immer davon ausgegangen, dass in diesen Osterferien eine Prüfung abgehalten werden würde. Sie wollte das Abzeichen machen. Die anderen auch. Aber die Erwachsenen hatten beschlossen, das Datum zu verschieben. Das Verbrechen war schuld. Auf die Kinder, die sich so gefreut hatten, ihr Können vorzuführen, wurden jedoch nicht gefragt.

 

Viele Eltern hatten deshalb beschlossen, in den Osterferien fortzufahren. Sie beabsichtigten, die Kinder von allem einmal abzulenken. Das Verbrechen hatte eine zu große Auswirkung auf sie alle. Es sollte wieder Normalität im Alltag einkehren. Sie wollten nicht mehr, dass ihre Kinder jeden Tag mit Polizisten in Berührung kamen.

 

Und so beschlossen auch Pollys Eltern, über Ostern wegzufahren. Sie suchten einen Ort an der See. Weit weg vom Reitstall. Polly war geschockt. Sie wollte nicht in Urlaub fahren, sondern bei den geliebten Ponys bleiben. Und wer würde gerade jetzt in der schwierigen Zeit der einsamen Stute ein Zückerchen bringen? Das ging doch gar nicht, dass Polly nun so viele Tage an einem Stück nicht im Stall erschien!

 

Es half nichts. Polly musste mit den Eltern und den blöden Brüdern in Urlaub fahren.

 

(Fortsetzung folgt....)

 


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