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Der Traum eines kleinen Mädchens (80) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 04. Mai 2011 um 15:45

Wer reich ist, lässt reiten...

 

So hatte Polly sich ihre Ferien nicht vorgestellt.  „Reiten am Strand entlang“ sollte ein Gefühl von Freiheit, Wind und Glück auf dem Rücken eines Pferdes mit sich bringen. Ihre Erfahrung in diesem Urlaub hatten sie etwas ganz anderes gelehrt. Der Reitbetrieb am Urlaubsort unterschied sich so ganz vom Reitstall Hubertus zu hause. Schon allein deswegen war Polly so froh, wieder daheim zu sein. Eine ganze Packung Zückerchen hatte sie den ihren Ponys mitgebracht, obwohl sie wusste, dass zuviel Zucker für die Ponys schädlich sein konnte. Schon als sie den Stall betrat, wieherte Lisa. Sogar Heidi und Naomi schnaubten ihr freudig entgegen. Alle Ponys drehten ihre Köpfe nach ihr um. Ein cooles Gefühl!!!!!

 

Die Hälfte der Schachtel war schon leer. Polly erinnerte sich, dass der Hilfsreitlehrer Joachim einmal einen seiner beliebten „Vorträge“ während einer Pony-Schulstunde gehalten hatte. Zucker sei nicht so gesund für Ponys. Besonders Shetties seien gefährdet. Zuviel Zucker könne eine Stoffwechselkrankheit namens „Rehe“ auslösen, die sogar tödlich enden könne. „Aber so ein paar Zückerchen zum Wiedersehen, können ja wohl nichts schaden“, dachte Polly.

 

Nach dem Wiedersehen mit ihren Ponys lief Polly Richtung Halle, um ihre Freunde zu treffen. Die meisten waren mit ihren Eltern in die Ferien gefahren. Aber auch sie würden schon wegen der Schule wieder zurück sein. An der Bande stand keiner von Ihnen. In der Tränke hielt sich auch kein Kind auf. Polly lief zur Sattelkammer. Manchmal traf man sich dort, um ungestört reden zu können. In der Sattelkammer war nur Aggi, und die ordnete irgendwelches Lederzeug. „Die anderen sind auf dem Platz hinter der Halle“, sagte sie und zeigte grob in die Richtung.

 

Tatsächlich waren schon alle Kameraden von der Pony-Abteilung versammelt. Sie saßen auf dem Zaun, der das Reitstallgelände von einem Getreidefeld abgrenzte. Polly wurde mit lautem „Hallo“ begrüßt. Man hatte sie schon  erwartet und wunderte sich, dass nicht als Erste zurück aus den Ferien war. „Wie war`s? Wo warst Du?“, kamen sofort die ersten Fragen. Vom Hotel und dem Meer brauchte sie gar nicht viel zu erzählen. Das interessierte keinen. Von Strand und Essen schon eher. Aber als Polly erzählte, dass sie am Meer entlang geritten war, erweckte das sofort das Interesse der anderen. Eigentlich wollte Polly das Ausreit-Erlebnis gemäß dem Traumbild von der Reklame-Tafel schildern. Vor ihrem inneren Auge ritt die schöne, fast nackte Frau auf dem Schimmel vorbei. Aber, als die Freunde Genaueres wissen wollten, erzählte sie nach und nach, wie dieser Touristen-Stall wirklich war. Dass die Verleih-Pferde ganz arme Kreaturen seien, dass das Personal aus muffeligen jungen Mädchen bestehen würde, die nicht nett mit den Pferden umgingen. Polly hätte viel lieber etwas ganz Tolles erzählt, aber es war einmal nicht so cool gewesen.

 

„Aber ich war in einem ganz coolen Ausbildungsstall“, sagte da auf einmal Petra. War ja klar, die hatte wieder wie schon üblich etwas Besonderes erlebt. Die Freunde erwarteten schon nichts anderes von ihr. Petra hatte immer von allem das Beste. Und sie wusste sich auch immer damit in Szene zu setzen. Heute hatte sie erst mal Polly von ihrem Desaster-Ritt erzählen lassen, bevor sie loslegte.  „Ausbildungsstall? Was ist das?“, fragte Harald, der eigentlich herausfinden wollte, ob es sich um etwas cooleres als den Reitstall seines Vaters handeln könnte.

 

„In einem Ausbildungsstall gibt es keine Schulpferde“, fing Petra an. „Es gibt nur Privat-Pferde“, fuhr sie fort. „Alle Reiter dort sind Turnierreiter. Mit Spitzenpferden!“, sagte sie und hob den Kopf dabei so hoch, dass sie nur durch winzige Schlitze ihrer Lider auf die Freunde herabschauen konnte. Sie ging einem schon ziemlich auf dem Wecker. Polly drehte sich nach links und rechts, um festzustellen, dass ihre Freund auch die Augen verdrehten. Alle schauten sich an, und es war klar, dass sie am liebsten Petra hätten stehen lassen. Aber ihre Neugierde siegte. Die Kinder konnten sich einen Reitstall ohne Schulponys gar nicht vorstellen. Sie fragten nach, und Petra war voll in ihrem Element. Sie konnte vorschwärmen, wie cool der Reitbetrieb war, den ihre Eltern ihr gezeigt hatten.

 

„In diesem tollen Stall putzt man die Pferde nicht, bevor man sie reitet“, sagte sie wichtig. Das könne doch gar nicht sein, erwiderten die Freunde. „Doch!“, sagte Petra und erklärte weiter, dass die Reiter auch ihre Pferde gar nicht selber sattelten. Ganz ungläubig lauschten die Kinder ihrer Freundin. Dann aber kam der Hammer: Die Privatleute ritten ihre Pferde nicht mal selber ab !!!!! Petra würde lügen, dachten die anderen. Das war doch gar nicht möglich. Abreiten gehörte doch dazu. Reiten machte doch Spaß. Warum sollte man jemand anderen sein Pferd abreiten lassen? Unmöglich!

 

Wir müssen viel Geld dafür bezahlen, dass wir überhaupt reiten dürfen, dachten die Kinder und diskutierten untereinander, ob das Sinn machen könnte, was Petra ihnen weiß machen wollte. Die hatte es aber mit eigenen Augen gesehen und erlebt. „Es handelte sich um die besten Reiter der Welt“, sagte sie. „Die müssen sehr viel Geld dafür bezahlen, dass ihr Pferd in so einem Ausbildungsstall untergebracht ist. Dafür bekommen sie ihr Pferd geputzt, gesattelt und, wenn sie wollen, geritten. Das heißt da auch nicht reiten, sondern bereiten. Deren Pferd wird beritten. Nicht von irgendwelchen jungen Mädchen, sondern von „Bereitern“. Das sind Reiter, die das beruflich machen“, sagte Petra. Die Kinder konnten sich immer noch nicht vorstellen, dass es so etwas gab. Wofür sollte das gut sein, sein Pferd von jemand anderem reiten, oder bereiten zu lassen? Sie verstanden das nicht. Aber Petra erklärte weiter: „Wenn so ein Bereiter das Pferd abgeritten hat, was so ähnlich ist wie zum Beispiel in der Leichtathletik, dass man sich vor einem Wettkampf locker macht, vor allem die Muskeln, kommt der Besitzer. Und der setzt sich dann drauf und fängt mit dem richtigen „Training“ an. Es gibt da auch keinen Reitlehrer, wie hier im Reitstall, sondern einen „Trainer“. Dem gehört der Ausbildungsstall und der ist der Höchste. Manchmal setzt der sich sogar selbst noch auf das Kundenpferd und reitet es vor. Oder er bringt dem Pferd die Lektionen bei. Der Pferde-Eigentümer braucht sich dann nur noch draufzusetzen und nachzureiten.

Er kommt in den Stall, setzt sich auf sein Pferd, sitzt nach seinem Training ab und verschwindet wieder. Er pflegt nicht ab und gibt kein Zückerchen. Stellt Euch vor, dafür zahlt er auch noch extrem viel Geld jeden Monat“, wusste Petra.

„ Der Trainer ist meist Millionär. Eigentlich müsste der gar nicht mehr arbeiten. Für solche Leute ist Reiten Arbeit.“ Petras Freunde staunten. Polly war sich nicht ganz sicher, ob Petra das nur erfunden hatte, um ihren Urlaub als viel besser dastehen zu lassen als die Erlebnisse ihrer Kameraden. Aber –eigentlich- Petra war keine Lügnerin. Angeberin, vielleicht, aber lügen..... Nein! Bisher hatte Petra noch nie gelogen, was die Unternehmungen ihrer Eltern betraf.

 

„Das Coolste ist, dass die Besitzer dieser tollen Turnierpferde mit dieser Methode sogar aufs Turnier gehen und allen anderen damit die Preise wegschnappen. Sie nehmen einen Bereiter oder sogar den Trainer mit zum Turnier und fünf Minuten, bevor ihre Prüfung beginnt, setzen sie sich dann erst selbst drauf und gewinnen“, sagte Petra bedeutungsvoll, „sogar Olympiasieger lassen manchmal ihr Pferd von jemand anderem vorbereiten.“ „Völlig unmöglich! Das ist doch ungerecht!“, riefen die Kinder aufgeregt. Das konnte doch nicht sein. Jetzt lügt Petra wirklich.

 

So eine ungeheure Ungerechtigkeit konnte es im Sport doch nicht geben. Keiner glaubte Petra. Die Kinder redeten auf die arme Petra ein, sie solle die Wahrheit sagen. „Tue ich doch“, versicherte sie. Aber selbst die sanftmütige Maria glaubte ihr nicht. Die Kinder würden Petra als Lügnerin entlarven. Spätestens, wenn  sie Joachim fragten, ob das alles sein könnte. Petra  fing an zu weinen und lief in den Stall.

 

Plötzlich lagen Rolf und Klaus im Dreck. Die Zaunstange war durchgebrochen. In der Aufregung hatten sie sich zu heftig bewegt, die Stange hatte das nicht ausgehalten und brach genau zwischen den beiden Jungen durch. Augenblicklich herrschte Ruhe. Die Kinder sahen Petras Mama nicht kommen. Gott sei Dank war den Jungen nichts passiert. Der Zaun war kaputt. Wie ein Monument hatte sich Frau Dimmer vor den Kindern aufgebaut. Sie holte tief Luft und hob zu einer Rede an, die sich gewaschen hatte. Darin bestätigte sie alles, was Petra erzählt hatte. Die Kinder mussten erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass Petras Urlaubserlebnis sich genau so abgespielt hatten. Anscheinend entsprach ihr Bild von einem fairen Turniersport keineswegs der Wirklichkeit. Aber, als Petras Mama gegangen war, nahmen sie sich vor, für alle Fälle, Joachim zu fragen. Vielleicht, hatten Petras Eltern doch irgend etwas falsch verstanden.

 

Polly würde niemals ihr Pferd von jemand anderem reiten lassen. Wenn sie erst mal ein eigenes Pferd hatte....

 

(Fortsetzung folgt......)

 


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