Sie befinden sich hier: Home Polly Der Traum eines kleinen Mädchens (83)

Wer ist Online

Wir haben 2043 Gäste online

Suche

Anzeige

Anzeigenschaltung

Google Translate

German Chinese (Simplified) Chinese (Traditional) Czech Danish Dutch English French Galician Greek Hungarian Italian Japanese Norwegian Polish Portuguese Romanian Russian Spanish Swedish Turkish Ukrainian

Zugriffe seit 16.09.2009

Anmeldung



Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Fotoanfragen über KHFrieler@aol.com

Anzeige

Banner

Anzeige

Banner
Anzeige



Der Traum eines kleinen Mädchens (83) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Donnerstag, 26. Mai 2011 um 16:52

Polly ritt die beste Volte von allen

 

Seit der vergangenen Woche schaffte es Polly noch ein paar Mal, ihr Pony „an den Zügel zu stellen“. Das konnte sie bei den Großen abschauen, und der Reitlehrer hatte den Ponykindern außerdem erklärt, dass dies die Grundlage des Dressurreitens bilde, nämlich sein Pferd „an den Zügel zu reiten“. Dadurch könne man jede Lektion leichter ausführen. „Man hat sein Pferd einfach besser unter Kontrolle“, sagte er. Bei dem Doppelpony Michi hatte Polly das beste Gefühl. Aber leider wurde sie manchmal auch für andere Ponys eingeteilt.

 

Gestern zum Beispiel sollte sie wieder Naomi reiten. Naomi, ein kohlrabenschwarzes Shetlandpony. Es ließ sich keineswegs so leicht an den Zügel stellen, obwohl es viel kleiner war als Michi. Aber mit der Größe des Pferdes hatte das ja nichts zu tun, aber mit Rittigkeit.  Genau das aber war der Knackpunkt bei Shettis.  Sie wurden schon immer gerne für Kinder eingesetzt. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie einfacher zu reiten waren. Shettis hatten ihren eigenen Kopf. Man musste sich, als kleiner Reiter, schon richtig durchsetzen auf ihnen. Shettis waren stur – und äußerst dickköpfig!

 

„Wenn jemand auf Ponys reiten gelernt hat, kann er auch jeder Zeit große Pferde reiten. Umgekehrt ist das noch lange nicht der Fall“, dozierte Herr van Hopps in einer der vorangegangenen Reitstunden. Und er sagte: „Jemand, der sein Können auf Großpferden erworben hat, stößt bei dem starken Willen von Shettis häufig an seine Grenzen.“

 

Deswegen bildete Polly sich ein, schon ganz gut reiten zu können. Denn ab und zu nahm die störrische Naomi doch tatsächlich ihren Kopf runter und begann, zufrieden auf dem Gebiss zu kauen. Polly bemerkte auf einmal, dass auch die Zuckelei auf dem Ponyrücken dann viel leichter auszusitzen war. Es schien, als würde das Pony längere Schritte machen. Polly wurde dabei nicht mehr so schnell hintereinander aus dem Sattel geworfen. Sie konnte korrekter sitzen. Diese Momente genoss sie sehr, und dabei stellte sie sich vor, dass sie schon so gut reiten konnte wie die großen Mädchen, wie  Aggi und Gudrun.

 

Heute hielt Hilfsreitlehrer Joachim wieder die Pony-Schul-Stunden ab. Polly freute sich darüber. Insgeheim hoffte sie, dem Joachim zeigen zu können, dass sie ihrem Traumziel, eine große Dressurreiterin zu werden, schon einen großen Schritt näher zu sein.

 

Polly sollte Lisa reiten. Früher hätte sie sich riesig gefreut. Lisa war das Pony, auf dem Polly ihre ersten Reitstunden bekommen hatte. Und seit damals war Lisa ihr Lieblingspony. Mittlerweile hatte sich das etwas geändert. Weil Lisa so brav war, wurde sie immer für Anfänger eingesetzt. Polly wollte keine Anfängerin mehr sein. War sie auch nicht. Also ritt sie lieber ein schwierigeres Pferdchen, das eine Herausforderung wurde und bei dem sie Können  beweisen konnte. Nun gut, es war kein anderes Pony mehr frei. Polly sattelte Lisa, die so artig war wie erwartet.

 

In Joachims Reitstunde schien dies vielleicht sogar von Vorteil. Polly wollte ja ganz stolz auch zeigen, was sie inzwischen schon konnte. Vielleicht wäre das auf einem anderen Pferd gar nicht so möglich gewesen. Auf einem störrischen Pony gut auszusehen, könnte schwierig sein. Polly wollte ja einer guten Dressurreiterin gleichen.

 

Auf Lisa war Verlass. Polly konnte sich von Anfang an voll auf ihren Sitz und die richtigen Hilfen konzentrieren. Und schwupps, schon nach zwanzig Minuten, lief die brave Lisa wie am Schnürchen. Sie stand „am Zügel“. Polly saß wie eine Königin und triumphierte insgeheim. Sie war stolz auf sich. „Hoffentlich sieht der Joachim uns auch“, flüsterte sie Lisa von oben ins Öhrchen.

 

„Polly das sieht ganz toll aus“, rief da auf einmal Joachim sehr laut durch die Reitbahn. Polly platzte fast vor stolz. Sie wurde dabei zudem puterrot. „Wenn das so gut klappt mit Dir und Lisa, machen wir heute mal `was Schwieriges“, fügte er sofort hinzu. Die Kinder stöhnten.  Wenn Joachim etwas schwieriges von ihnen wollte, konnten sie sich darauf verlassen, das es sich um eine äußerst schwierige Aufgabe handeln würde. Nicht nur das, sondern sie konnten davon ausgehen, dass Joachim sich über sie lustig machen würde, falls es nicht klappte. “Einzeln angaloppieren und Mitte der langen Seite eine Volte im Galopp und hinten anschließen“, lautete sein Kommando. Eine Volte im Galopp! Das hatten sie noch nie versucht, und die Ponys kannten die Lektion natürlich auch nicht. Alle wurden ganz hektisch. Nur der Hilfsreitlehrer schmunzelte verschmitzt und gab das Kommando, anzufangen.

 

Michi, als Tetenpony der Abteilung, war als erstes dran. Kordula begann. Aus dem Schritt galoppierte sie an. Polly hatte das sehr wohl bemerkt und bewunderte Kordula deswegen. Das hatte sie gut hinbekommen. Gleich würde sie die Mitte der langen Seite erreichen. Aber Michi galoppierte auf dem Hufschlag weiter geradeaus. Kordula konnte erst am hinteren Zirkelpunkt Michi zum Abbiegen bewegen: sie ritt einen Kreis fast so groß wie der Zirkel selber. Von Volte keine Spur. Kordula durfte es noch mal probieren. Sie traf beim zweiten Mal zwar den richtigen Punkt, aber die Volte war noch immer mehr ein Zirkel als eine Volte. Den anderen Kindern mit ihren Ponys erging es nicht anders. Joachim wurde immer fröhlicher. Er lachte laut und machte Scherze über die Größe einer Volte und das, was die Kinder da zustande brachten. Nämlich alles andere nur keinen Kreis von acht oder zehn Metern Durchmesser.

 

„Wenn die Reitbahn zwanzig Meter breit ist, wie weit darf dann eine Zehn-Meter-Volte gehen?“, fragte er provokant die Kinder. „Bis zur Hälfte der Bahn“, „Bis zur Mittellinie“ riefen die kleinen Reiter ihm entgegen. „Na also, ihr wisst es doch! Warum reitet ihr dann nicht so?“ fragte Joachim in die Runde.

 

Polly war jetzt dran. „Würde sie Lisa herum bekommen?“, fragte sie sich selber. Also: bis zur Mittellinie und dann zurück zum Hufschlag. Sie trabte an. In der Ecke galoppierte sie an. Lisa blieb „am Zügel“. Der Mittelpunkt der langen Seite kam immer näher. Instinktiv streckte Polly ihren Körper. Sie drückte beide Beine an Lisas Leib, das äußere Bein etwas zurückgelegt. Sie zog nur wenig am inneren Zügel. Immer im Hinterkopf, dass bei zu dollem Ziehen am inneren Zügel, das Pferd sich nach außen wegdrückt und die Volte zu groß werden würde. Ganz leicht führte sie Lisa vom Hufschlag fort. Lisa reagierte. Sie bog ab. „Jetzt nur nicht über die Mittellinie hinausschießen“, dachte Polly. So schnell konnte sie gar nicht denken, wie die Mittellinie da war. Aber Lisa ließ sich herumreiten. Sie erreichten den Hufschlag zwar nicht genau dort, wo sie abgebogen waren. Aber die Mittellinie hatten sie auch nicht überritten. Polly schloss sich am Ende der Abteilung wieder an und parierte durch.

 

„Polly, sehr gut!“, rief  Joachim ehrlich ganz erstaunt. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. „Du hast die beste Galopp-Volte geritten. Und das zum ersten Mal in Deinem Leben!!!  Die war fast perfekt“, lobte er  Polly. Überglücklich ließ diese beide Zügel einfach los und schwang ihre Arme von oben um Lisas Hals. Ihre Brunst lag auf der Ponyhals. Polly war selig. Sie gab dem Pony von oben ein Küsschen. Dabei dankte sie dem Pony mit  leisen Worten, sodass nur Lisa es hören konnte. Sie würde gleich eine extra Ladung Zückerchen bekommen. Lisa war doch die beste. Es war und blieb eben Pollys Lieblingspony.

 

Das war die schönste Reitstunde gewesen, die Polly bisher erlebt hatte - und die anderen und Petra vor allem würden ganz schön neidisch sein. Aber das war ihr egal.

 

(Fortsetzung folgt....)

 


Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>