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Der Traum eines kleinen Mädchens (85) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 08. Juni 2011 um 12:02

Joachim wird gegen Autos geschleudert...

 

Bisher hatte Polly immer gedacht, dass einem erfahrenen und sorgfältig handelnden Menschen nichts Schlimmes geschehen kann. Nun weiß sie es besser,  dass es nämlich Unfälle gibt, die durch eine winzige Unbedachtheit ausgelöst werden. Die Folgen können dramatisch sein. So passierte am gestrigen Tag im Reitstall Hubertus ein solcher Unfall. Und Polly hatte alles mit angesehen.

 

Nach den Ponyschulstunden trafen sich die Kinder wie immer draußen vor dem Stall. Sie saßen auf ihren Fahrrädern oder auf dem antiken Hufbeschlag-Gestell und hingen dort einfach so ab. Neuerdings kamen auch die großen Jugendlichen dazu. Für gewöhnlich aber erst viel später am Abend, wenn sie ihre Trainingsstunden beendet hatten. Gestern war es aber noch so früh, als die Kinder sich versammelten, dass noch kein Jugendlicher ihnen den Platz streitig machen konnte.

 

Von ihrem Standort aus konnten Polly und ihre Freunde die Auffahrt zum Reitstall und den Reitplatz, der zwischen dem Wohnhaus und dem Stall lag, gut einsehen. So beobachteten sie genau, wer im Stall ankam und wer den Stall wieder verließ. Die Kinder also immer, wer heute da war und wer nicht. Außerdem standen ja die Autos der Erwachsenen wie Perlen auf einer Schnur  aufgezogen nebeneinander am Rande des Reitplatzes. Damit wusste man auch,  welche Eltern sich gerade in der Tränke aufhielten.

 

Bei so schönem Wetter wie an diesen Tagen dauerte es auch nicht lange, bis die geparkten Autos mit dickem Staub vom Reitplatz bedeckt waren. Die Kinder machten sich einen Spaß daraus, „Sau“ oder so etwas mit den Fingern in diese Staubschicht zu schreiben. Dafür wurden sie auch oft ausgeschimpft, weil sie angeblich den Lack der Fahrzeuge zerkratzen würden. Trotzdem, wenn kein Erwachsener in der Nähe war....... Es machte einfach Spaß.

 

Auf einmal bog ein großer Pferdetransporter in die Auffahrt ein und kam direkt auf die Gruppe Kinder zugefahren. Kurz vor ihnen hielt er an. Ein sehr dicker Fahrer wuchtete sich aus dem Führerhaus und sprang die letzte Stufe runter. „Wo ist das Büro?“ fragte er unwirsch. Er sah schon so schmierig aus, fand Polly. Die Kinder schickten ihn in den Stall. Was der wohl auf dem Transporter hatte? Die Kinder liefen um das Fahrzeug herum. Sie hörten, dass da was drin war. Man hörte Getrampel, Schnauben und etwas gegen die Wände Poltern.

 

Sie hatten den schicken „Jaguar“ gar nicht bemerkt, der etwas später als der LKW auf das Reitstallgelände gefahren kam. Der Fahrer der Limousine rief: „Ist mein Pferd angekommen? Wir müssen es vorsichtig abladen! Wo ist der Fahrer?“.

 

Als der Fahrer die Klappe herunter ließ, sahen die Kinder ein braunes Pferd zwischen den Trennwänden stehen. Das Pferd stand nicht auf Stroh, wie sie es vom Transporter her kannten, der die neuen Schulponys brachte. Dieses Pferd stand auf Gummimatten, Diese schwarzen Matten hatten Moppen. Rutschfest!  Damit war sogar die Rampe ausgelegt. Als das Pferd heruntergeführt wurde, verursachten die Hufe kaum ein Geräusch. Die Gummimatten dämpften das Aufsetzen der eisenbeschlagenen Hufe. Alles an diesem LKW sah so neu aus und so modern, fanden die Kinder. Die Jungen bestaunten das Fahrzeug mehr als das gelieferte Pferd. Aber Polly beobachtete das Tier ganz genau. Es benahm sich sehr brav, die Augen schauten aufmerksam in die neue Umgebung. Es wurde in die bisher leerstehende Box von Bianca geführt. Der Pitter musste sich beeilen, um erst einmal frisches Stroh in die Box zu bringen.

 

Als das neue Pferd zufrieden an seinem Heu knabberte, gingen die Erwachsenen mit dem neuen Mann in die Tränke. Die Kinder trollten sich nach draußen und nahmen ihren Stammplatz wieder ein.

 

Sie erzählten und alberten herum, machten sich lustig über den LKW-Fahrer. Der war nämlich so dick, dass er sich richtig mit Schwung ins Führerhaus wuchten musste. Er blickte finster und fuhr davon.

 

Plötzlich führte Joachim das neue Pferd aus dem Stall. Es war fertiggemacht zum Longieren. Joachim ging mit dem Pferd auf den Reitplatz, es schien Longenarbeit gewohnt zu sein. Der Hilfsreitlehrer ließ die lange Peitsche erst einmal auf den Boden fallen. Er nahm die noch aufgerollte Longe in die linke Hand. Mit der rechten führte er das Pferd in die richtige Richtung und drückte es etwas von sich weg. Das Pferd kannte das offensichtlich. Im Schritt entfernte es sich immer etwas mehr von dem Longenführer. Die Kreise um Joachim wurden größer und größer. Als das Pferd in ungefähr sechs Metern Abstand von ihm war, bückte sich Joachim vorsichtig, um die Peitsche aufzunehmen. Polly wusste, warum er gewartet hatte, bis das Pferd den richtigen Abstand zum Führer hatte. So konnte es im Falle, dass es austrat, Joachim nicht treffen. Er war aus der Gefahrenzone. Aber es passierte sowieso nichts. Das Pferd war ganz lieb. Joachim ließ es nun antraben. Dabei hielt er das Ende der Peitsche immer in Höhe des Sprunggelenks der Hinterhand. Polly wusste auch hier Bescheid: der Hilfsreitlehrer tat das, damit das Pferd auf Abstand blieb und vor der Peitsche vorwärts lief. Wenn es langsamer werden wollte oder versuchte, sich einfach umzudrehen, konnte Joachim es gleich wieder nach vorne treiben. Für Polly war klar, Joachim konnte alles und wusste alles über Pferde. Eigentlich war der Hilfsreitlehrer sogar besser als der richtige Reitlehrer, Herr van Hopps.

 

Mittlerweile erschienen nach und nach die größeren Jugendlichen. Die Kinder sahen Haralds großen Bruder Hans auf seinem Motorrad in die Auffahrt einbiegen. Die Jungen kannten das Model und die Kubikzahl des Motorrades. Gerne wären sie selbst darauf gefahren. Polly hatte aber nur Augen für das neue Pferd und wie cool Joachim es mitten auf dem Reitplatz longierte. Da knallte plötzlich der Motor von Hans` Motorrad. Peng! Fehlzündung! Das machte das Motorrad immer. Die Jungs kannten das schon.

 

Doch das neue Pferd erschreckte sich so, dass es in einem riesigen Satz nach vorne sprang. Es wollte einfach nur weg, riss an der Longe. Die wickelte sich ruckartig um die Hand von Joachim um Joachims Hand, er konnte sie nicht mehr herausziehen. Die Longe schloss sich immer enger um die Hand. Das Pferd begann wegzugaloppieren und zog Joachim hinter sich her Richtung Ausgang, auf die  geparkten Autos zu. Joachim konnte die Longe nicht lösen, die Hand lag wie in einem Schraubstock. Er wurde mitgeschleppt. Dann stürzte er auch noch. Das Pferd lief nun zwischen die Autos mit Joachim. Er wurde gegen den Kotflügel und Hinterrad eines Autos geschleudert. Polly hörte ihn aufschreien. Das Pferd lief weiter, wie in Panik, jetzt in Richtung Wiese vor dem Wohnhaus von Herrn van Hopps. Erst da blieb es mit bebenden Nüstern, zitternd und laut schnaubend stehen. Erst jetzt konnte der Hilfsreitlehrer die Hand aus der zugezogenen Longe befreien. Die Haut war aufgerissen, alles dunkelblau und hatte weiße Streifen. Das Blut war gestaut. Wo die Longe die Hand zusammengezogen hatte, konnte kein Blut mehr fließen. Daher die weißen Streifen.

 

Joachim hatte die Longe einfach fallen gelassen. Langsam rappelte er sich wieder hoch. Die herbeigeeilten Erwachsenen halfen ihm. Jemand ergriff die Longe und führte das neue Pferd in den Stall. Alle kümmerten sich um Joachim, der mit Schmerz verzogenem Gesicht zu einem Auto gebracht wurde. Jemand fuhr ihn ins Krankenhaus. Nur Polly hatte das Pferd beobachtet. Es war schweißnass und atmete immer noch schwer. Die Augen blickten  wild um sich. Das Tier hatte Angst vor dem unerwarteten Knall gehabt. Aggi, die Tochter des Reitlehrers, versorgte das neue Pferd. Der Eigentümer stand in seinem piekfeinen Anzug vor der Box und war so aufgeregt, dass er nur dummes Zeug redete. Er selber tat aber gar nichts, um sich um sein Pferd zu kümmern.

 

Polly lief wieder zu den anderen. Wie konnte das nur passieren? Ausgerechnet dem Joachim! Der hatte doch alles richtig gemacht. Polly hatte noch seine Worte im Ohr: „Niemals ohne Handschuhe longieren! Niemals die Longe oder Strick um die Hand wickeln!“. Er hatte Handschuhe getragen und die Longe hatte sich von selbst um seine Hand zugezogen. Alles war so schnell gegangen.

 

Frau Dimmer kam zurück. Sie hatte Joachim ins Krankenhaus gefahren und  musste nun berichten. Die Hand ist gequetscht. Aber nicht schlimm. Das wird wieder! Aber das Schlüsselbein hat sich Joachim gebrochen. Er muss seinen Arm vier Wochen in einer Schlinge tragen und kann so lange nicht reiten. Zur Beobachtung muss er eine Nacht im Krankenhaus bleiben. Eine Gehirnerschütterung kann nicht ausgeschlossen werden.

 

Gott sei Dank nichts schlimmeres passiert, dachte Polly. Ihr tat Joachim leid. Aber das erschrockene Pferd, das ganz neu war und sich hier nicht auskannte, tat ihr noch mehr leid. Es konnte ja das andauernd knallende Motorrad von Hans nicht kennen.....

 

Aber wie konnte sich die Longe um die Hand zuziehen? Darüber würde Polly noch ewig nachdenken. „Man kann nicht vorsichtig genug sein“, sagte Herr van Hopps zu den Kindern. Er hatte Recht.

 

(Fortsetzung folgt.....)

 


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