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Der Traum eines kleinen Mädchens (89) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Dienstag, 19. Juli 2011 um 14:41

CHIO Aachen und die grauen Mülltonnen...

 

Montags in der Schule bemerkte Polly jedes Mal aufs Neue, dass sie ein aufregendes Leben führte. Bei den meisten ihrer Klassenkammeraden verlief dagegen ein Wochenende wie das andere. Dazwischen passierte bei denen gar nichts. Jedenfalls nichts wichtiges, fand Polly. Bei ihr schon.

 

Letzten Freitag war sie in den Reitstall gekommen, und ein Fohlen war da. Naomi, das Rappstütchen, das – mehr oder minder durch einen Streich von Anton letzten Sommer -  gedeckt worden war, hatte in der Nacht ihr Fohlen bekommen. Es war soooo süß! Polly sah, dass es im Stroh lag und schlief. Ganz lieb sah es aus. Polly konnte sich nicht satt sehen.

 

In dieser Woche hatte etwas besonderes auf dem Plan gestanden: Wie schon im letzten Jahr fuhren die Kinder in einem Bus zum CHIO nach Aachen. Alle wussten, dass es sich um das schönste Reitturnier der Welt handelt. Letztes Jahr hatten sie nachher so davon geschwärmt, dass sich in diesem Jahr viel mehr Kinder in die Liste fürs Mitfahren eingetragen hatten.  Diesmal gehörten dazu auch  Kinder, die regelmäßig in der Woche zum Ponyreiten kamen, aber nicht direkt zu Pollys Clique gehörten. Man kannte sich aber untereinander.

 

Die Eltern der Kinder fuhren in einem gesonderten Bus. Nur Petras Mama war als Aufsichtsperson eingeteilt worden. Aggi und Gudrun sowie Joachim hatten sich freiwillige gemeldet, um bei den Kindern zu bleiben. Daher brauchten sie ihre Eintrittskarten auch nicht selbst zu bezahlen. Diese Kosten und für die drei und ein kleiner Beitrag zur Verpflegung wurden vom Verein übernommen.

 

Das hatte der Vorstand beschlossen, um neue Mitglieder anzulocken, damit der Verein immer größer werden sollte. Je mehr Mitglieder, desto mehr Geld in der Kasse! Das interessierte Polly aber ganz und gar nicht.

 

Sie wollte den berühmten Hengst Totilas und seinen jungen, blonden Reiter Matthias Rath live sehen. Ihre ganze Clique, sogar die Jungs, wollten sich „zu der Dressur“ begeben, um den Ausnahme-Rappen Totilas mit eigenen Augen zu bestaunen. Einige der Kinder hatten Photos von dem berühmtesten  Dressurpaar der Welt in der Hand. Sie wollten sichergehen, dass sie ihn auch erkennen und nicht am Ende noch verpassen würden.

 

Aber es war ein weiter Weg zum Dressurstadion. Dauernd zählten Aggi und die anderen Erwachsenen die Kinderschar durch, dass auch nur ja keines fehlte. Dauernd wurden die Namen der Kinder gerufen. Sie hatten jedes Mal mit „Ja“ oder „Ja, hier“ zu antworten. Das war sehr lästig. Da wusste noch keiner von Ihnen, dass es noch schlimmer werden sollte.

 

Die Gruppe wurde von Joachim angeführt. Er hatte sich ein Programm aus dem Internet kopiert und wusste genau, wann und wo welche Prüfung stattfand. „Ich versuche, noch eine Starterliste zu bekommen“, sagte er. „Was ist das?“, krähte Maria. „Na, da stehen die Reiter in der richtigen Startfolge drauf. Wann ein Reiter ins Viereck reiten muss, du Blödi“, motzte Anton die kleine Maria an. Wieso der überhaupt mitgefahren ist, wusste keiner. Der war doch an Pferden gar nicht interessiert! Polly wunderte, dass der dabei war. Aber er hatte sich von Anfang an in den Aushang eingetragen.

 

„Ihr müsste Eure Karten zeigen!“, befahl Joachim. Die Ordner hielten jedes Kind einzeln an und kontrollierten die Karten (es könnte eines ja unberechtigt hindurchwischen). Erst dann durften die Kinder weitergehen. Sie sahen schon die Abreite-Vierecke. Nein! Sie sahen sie nicht, sie konnten sie erahnen.  Eine viel zu hohe Hecke war dazwischen, Die Kinder konnten nur die Köpfe mit den schwarzen Zylindern über der Hecke vorbeischweben sehen. Die teuersten Dressurpferde der Welt sahen sie überhaupt nicht, so sehr sie auch die Hälse streckten. Na ja, vielleicht aber die teuersten Zylinder wenigstens?

 

„Wir können doch die Mülltonnen zusammenstellen und darauf klettern“, schlug Rolf vor. Er war der kleinste der Jungen (nicht der jüngste!). „Es stehen ja satt und reichlich Mülltonnen überall herum“, fügte er schnell hinzu und lief auf die nächste Mülltonne zu. Wie ausgerechnet er hätte darauf steigen mögen, war nicht vorzustellen. Polly hörte Frau Dimmer zu Gudrun sagen: „Die hässlichen Tonnen verschandeln überall das ganze Bild. Von „edel“ kann man bei der Anlage da nicht mehr sprechen. Wirklich vornehm sieht das nicht aus. Schau mal, die Tonne steht direkt da, wo man sich hätte mal schön entspannt auf eine hübsche Bank hinsetzten können. Kannst Dur Dir die Dessous-Freundin von Lothar Matthäus neben einer Mülltonne vorstellen? Oder Frau von der Leyen?“.

 

Polly wendete unwillkürlich den Kopf in die angezeigte Richtung. Frau Dimmer hatte Recht: graue Tonnen, wohin man blickte. Polly zählte durch: es gab mehr Abfall-Tonnen als Bänke an der Allee für die Besucher. Dabei war es doch mal eine so schöne Blumenallee gewesen, der sie Richtung Dressur-Stadion entlanggingen. Einige Besucher hatten sich ins Gras gelegt. Petra flüsterte Polly zu: „Ich würde mich nie neben so einer Tonne hinlegen“. „Wo kannst Du dich denn dann überhaupt noch hinlegen?, entgegnete Polly spitz.

 

Polly versuchte vergebens, einen Blick auf das nächste Vorbereitungs-Viereck zu werfen. So sehr sie sich streckte, ihre Größe reichte nicht. Ach, wie gerne würde sie alles beobachten, was dort geschah, wie die ganz großen Dressurreiter ritten... Es schaute nur ein Gesicht mit einem Zylinder über die Hecke hinaus. Die Idee von Rolf war vielleicht gar nicht so schlecht gewesen.

 

„Karten zeigen!“. Der Befehl kam wieder von zwei Ordnern. Sie standen jeweils links und rechts vom Weg und streckten ihre Hände nach den Karten aus. Es war kein Denken daran, dass ein Kind, ohne kontrolliert zu werden, durch einen Einlass gelaufen wäre. Absolut kein Kind durfte ohne Kontrolle hindurch. Auch kein Erwachsener. Viele Zuschauer stauten sich hinter Pollys Gruppe. Es ging aber nicht voran. Polly vernahm den Unmut der anderen Gäste und schämte sich ein wenig, wegen der Größe ihrer Reitstall-Gruppe. Aber dabei hatte sie genügend Zeit, die Ordner zu beobachten. Alle sahen gleich aus. Jedenfalls trugen alle die selben Jacken. Eine blasse Farbe kennzeichnete diese Jacken. Polly würde so was nie tragen. Konnten die Ordner nicht ein knalliges Rosa tragen? Wäre doch viel schöner.

 

Und schon wieder kam das Kommando „Karten zeigen!“. Dabei sind sie doch gerade erst kontrolliert worden! Langsam reichte es den Kindern. Sie wollten doch nur mal Totilas und die anderen berühmten Pferde sehen. Aber pausenlos streckte irgendein Ordner die Arme aus und drängte Leute in eine andere Richtung: „Sie dürfen dort nicht stehen!“. Diesen Satz sollten die Kinder des Reitstalles Hubertus an diesem Tag nicht nur einmal zu Hören bekommen. Von dort, wo sie sich aufhalten durften, konnten sie aber nichts sehen. Vielen Erwachsenen ging es genauso, stellten sie fest. Immer wieder kam der Spruch: „Du darfst da nicht sein“, „Sie dürfen dort nicht stehen“, oder „Zeigen Sie mal ihre Karte...Nein, hier dürfen Sie nicht durch.“

 

Polly beobachtet eine Frau, die dem Ordner sagte, dass sie vorhin aber näher an den Abreite-Platz gedurft hätte. Warum denn jetzt nicht? „Das war ein Fehler der Kollegin“, antwortete dieser Ordner prompt. „Mit ihrer Karte kommen Sie nicht durch“. Dann kam eine Frau in einer braunen Jacke mit einem Klemm-Brett unterm Arm herbei. „Was ist hier los?“, fragte sie den Ordner.

 

Als das mit der Zuschauerin zu deren Nachteil geregelt war, vernahm Polly die Anweisung der Frau mit dem Klemmbrett. Sie versammelte einige Ordner um sich und redete auf diese ein: „Wir kommen in Teufels Küche! Wir bekommen den größten Ärger. Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Lasst keinen durch. Schaut Euch die Karten gründlichst an. Wir bekommen alle größte Probleme“. „Aber, Anke.....“. Was einer der Ordner zu dieser Anke sagen wollte, konnte Polly nicht mehr hören. Wenn sie selber aber so unter Druck gesetzt werden würde, wie die Ordner von dieser Frau, würde sie nie selber so ein Ordner werden wollen. Auch wenn sie dann dem Totilas ganz nahe kommen könnte. Die alte Hexe ist Schuld, dass die Ordner so blöd zu den Gästen waren,

 

Von dem Weg zu den Tribünen-Plätzen konnten die Kinder erkennen, dass es zwei Vorbereitungs-Dressurplätze gab. Zwischen dem Weg, auf dem sie standen und diesen Sandplätzen, gab es eine Baumreihe. Man konnte also nicht ungehindert auf das Abreiten der bekanntesten Dressurreiter der Welt schauen. Außerdem schien eine Zahl von Zuschauern dort stehen zu dürfen. Hatten die es gut. Die Reitstall-Kinder konnten aber an diesen bevorzugten Gästen nicht vorbei auf das Reiten schauen. Ständig lief ihnen jemand in die Sicht. Polly dachte daran, dass man zuhause im Fernsehen öfter und besser die Gesichter, das Lächeln oder den Ausdruck der Reiter sehen konnte als hier vor Ort.

 

Plötzlich ertöne ein lautes Gepolter. Polly war so damit beschäftigt, einen Blick auf  eines der tollen Dressurpferde zu werfen, dass sie glatt die Tonne übersehen hatte. Anne erging es genauso. Fast gleichzeitig waren die Mädchen gegen eine hässliche graue Mülltonne gestoßen, die mit ungeheurem Lärm umfielen. Puter rot vor Scharm rappelten sich die Kinder auf und liefen schnell zu ihrer Gruppe. Wo das schöne Dressurpferd nun in das Stadion einritt, hatten sie verpasst. Schade, vielleicht hätten sie von dort aus mehr sehen können. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als das nächste Pferd abzuwarten.

 

Es kam aber nicht mehr dazu. Die ganze Gruppe baute sich vor dem Tribünenaufgang auf. Sie mussten aber warten, Ein Ordner war es natürlich, der sie nicht durchließ. Joachim erklärte, das sei ganz richtig, weil es sonst zu viel Unruhe geben würde. Das Pferd, welches sich unten im Viereck, in der Prüfung befand, könnte gestört werden. Das verstand Polly. Da wartete sie gerne.

 

Von ihren Plätzen aus hatten alle Kinder freie Sicht auf das Prüfungsviereck m Stadion. Sie konnten alles, was dort geschah, sehen. Schade fand es Polly aber, dass sie nicht etwas näher heran konnte. Die Gesichter der Reiterinnen und Reiter waren von dort nicht mehr so genau zu beobachten. Wenn die große Anzeige-Tafel die Namen von Pferd und Reiter nicht aufleuchten ließe, würde man nicht erkennen können, um wen es sich handelte. Deswegen waren Polly und ihre Freunde ja so scharf darauf gewesen, einmal näher an die Abreiteplätze zu kommen. Nur einmal Isabell Werth ins Gesicht schauen zu können......Das wäre ein Traum gewesen.

 

Tatsächlich waren nicht nur Polly strenge Ordner, die auf Mülltonnen saßen,  im Traum erschienen.

 

(Fortsetzung folgt.....)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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