Sie befinden sich hier: Home Polly Der Traum eines kleinen Mädchens (90)

Wer ist Online

Wir haben 737 Gäste und 1 Mitglied online

Suche

Anzeige

Anzeigenschaltung

Google Translate

German Chinese (Simplified) Chinese (Traditional) Czech Danish Dutch English French Galician Greek Hungarian Italian Japanese Norwegian Polish Portuguese Romanian Russian Spanish Swedish Turkish Ukrainian

Zugriffe seit 16.09.2009

Anmeldung



Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Fotoanfragen über KHFrieler@aol.com

Anzeige

Banner

Anzeige

Banner
Anzeige



Der Traum eines kleinen Mädchens (90) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 27. Juli 2011 um 13:28

CHIO Aachen und das goldene Auto

 

Das große Reitturnier in Aachen lag schon einige Tage zurück, als in Pollys Reitstall immer noch darüber diskutiert wurde. Für die Kinder der Pony-Abteilung war der Ausflug zum CHIO eine aufregende Abwechslung des Reitstall-Alltags gewesen, dem sie lange entgegen gefiebert hatten. Für die Erwachsenen des Reitvereins schien einiges überwiegend eher ein Ärgernis.

 

Polly konnte es nicht so ganz verstehen. Für sie waren die Pferde und die besten Reiter der Welt das Wichtigste auf dem CHIO gewesen.  Es war zwar äußerst schwierig gewesen, diese zu beobachten, weil es nicht möglich war, die allerorts präsenten Ordner zu überreden, sie etwas dichter an die Reiter und deren Pferde heranzulassen. Es blieb den kleinen Bewunderern nur übrig, ihre Idole aus viel zu großer Entfernung zu bestaunen. Jedenfalls meinte Polly einmal, Isabell Werth, die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt,  erkannt zu haben. Das alleine hatte sich für sie schon gelohnt.

 

 

Die Erwachsenen waren in einem gesonderten Bus nach Aachen gefahren. Deswegen sahen sie ihre Kinder erst abends spät beim Eintreffen im Reitstall wieder. Es war zu spät geworden. Alle wollten nur noch nach Hause und ins Bett.

 

Aber am nächsten Tag traf man sich zufällig abends in der Tränke wieder. Es wurde heftig über das Reitturnier in Aachen diskutiert. Sogar die Kinder standen dabei und steuerten ihre CHIO-Erlebnisse bei. Die allgemeine Aufregung war kurz vor ihrem Höhepunkt, als Rolfs Vater an den Tresen trat. Er holte einen Fotoapparat aus der Tasche. „Seht mal her. Ich habe hier einige Fotos gemacht, auf denen man die Vielzahl der Mülltonnen erkennen kann.

Sie haben das Gesamtbild der Veranstaltung erheblich gestört. Ordnung hin oder her, aber so viele Mülltonnen mussten es ja nun auch nicht sein! Hätte man nicht besser den einen oder anderen Arbeitswilligen zum Aufsammeln des Abfalls anstellen können?

 

 

 

 

 

Damit hätte der Veranstalter noch ein gutes Werk getan.“, sagte er, während er die Kamera herumreichte, damit jeder seine Schnappschüsse betrachten konnte. Er führte sie an wie Beweise in einem Tatort-Krimi. Sogar die Kinder durften den Apparat in die Hände nehmen und auf das Display schauen. Sie klickten vorwärts und rückwärts. Es gab sehr viele Fotos.  „Da sind sie! Da sind die Ordner, die so verbissen waren!“, schrie der kleine Klaus. Er hatte sich besonders über die Ordner geärgert, weil einer von ihnen ihn festgehalten hatte, als er einen Klassenkameraden entdeckt hatte und nicht zu ihm durchgelassen worden war. Später hatte er den anderen Jungen nicht mehr einholen können. Dabei hatte er doch seine Eintrittskarte bereits in der Hand gehalten und dem Ordner zur Kontrolle entgegen gestreckt. Aber der betreffende Ordner hatte sie genau sehen wollen. Wahrscheinlich war der kurzsichtig oder so was. Klaus empfand das Vorgehen als Schikane. Es wäre doch so cool gewesen, einmal außerhalb der Schule miteinander zu reden.

 

Nur Petra stand etwas abseits von allen. Dabei schien sie an den Fotos überhaupt nicht interessiert zu sein. Sie lächelte vor sich hin. Dann ließ sie eine Bombe platzen. Sie zog nämlich einen kleinen Zettel aus der Tasche, auf dem ein Autogramm stand. „Das ist für meine Sammlung. Die hat noch keiner. Nicht einmal Aggi oder Gudrun“, sagte sie zu Polly und den anderen Mädchen. Voller Neid schauten sie auf den Zettel. „Wer ist das?“, fragten die Mädchen und fürchteten insgeheim, dass es Petra gelungen sein könnte, ein Autogramm von Isabell Werth oder Edward Gal ergattert zu haben. „Das ist das Autogramm der CHIO-Gewinnerin Janne-Friederike Meyer“, sagte sie bedeutungsvoll und schob gleich eine Erläuterung hinterher: „Janne-Friederike Meyer ist eine deutsche Springreiterin. Sie hat in diesem Jahr den Großen Preis von Aachen gewonnen. Sie ist die beste Springreiterin gewesen und ich habe ihr Autogramm.“ Die Mädchen staunten. Immer Petra! Die hatte auch immer irgendwie Glück. Sogar die Jungen wollten das Autogramm sehen. Eigentlich hatten sie nichts dafür übrig. Aber ein bisschen beneideten auch sie ihre Reitkollegin. Anton flüsterte Harald zu: „Das hat bestimmt ihre Mama besorgt.“ Jedenfalls befanden sich in Petras Autogramm-Buch bisher die meisten Einträgen. Dafür wusste aber nur Anne den Namen des Großen-Preis-Gewinnerpferdes von 2011. „Es heißt Lambrasco und es ist ein Wallach“, sagte sie ganz schüchtern. „Anne hat ganz Recht“, sagte Rolf, „Das  hat in der Zeitung gestanden. Du hättest das eigentlich wissen müssen, wenn Du schon ein Autogramm von der Reiterin hast“, sagte er herablassend zu Petra.

 

„Da ist ein Foto von Isabell Werth“, rief auf einmal Polly. Sie hatte immer noch den Fotoapparat von Rolfs Papa in der Hand. Sie war ungefragt einfach die ganzen Aachen-Fotos durchgegangen und darauf gestoßen. „Kann ich das haben? Können Sie es mir ausdrucken lassen?“, rief sie auf einmal ganz aufgeregt Rolfs Papa entgegen. Nun war sie sich sicher, der Reiterin, der sie nur auf Entfernung auf dem Vorbereitungsviereck in Aachen zugesehen hatte, war wirklich ihr großes Vorbild gewesen. Das hatte sie ganz richtig erkannt. Darauf war sie stolz. Deshalb musste sie das Foto unbedingt haben.

 

Eifrig schaute sie weitere Fotos durch, ob sie jemanden erkannte. So viele Prominente aus der Reiterszene hatte sie ja noch nicht live gesehen, geschweige denn kennengelernt. Aber einige kannte sie schon aus dem Fernsehen. Der Mann da, mit den grauen Haaren, war ein Trainer. Den hatte sie schon öfter am Abreiteplatz gesehen. „Jean Bemelmans ist das“, sagte Rolfs Vater. „Der kommt aus Krefeld. Der ist einer der besten Dressurausbilder der Welt. Ich habe ihn mal persönlich kennengelernt. In Krefeld. Sehr nett! Der trainiert sogar Nationalmannschaften anderer Länder wie die aus Spanien“, fügte er hinzu. Polly beneidete Rolf. Sein Papa kannte so tolle Leute. Warum begegnete ihrem Papa denn keiner. Jedenfalls kein so berühmter Dressurausbilder, der sogar in Aachen am Viereck steht? Polly wagte es nicht, Rolf zu fragen, ob er diesen Herrn Bemelmans auch persönlich kannte, vielleicht sogar mit ihm gesprochen hatte.

 

 

Hätte sie das alles nur vorher gewusst. Sie wäre Rolfs Vater nicht von der Seite gewichen. Aber die Erwachsenen waren ja sowieso woanders gewesen. Polly seufzte tief. Immer hatten die anderen so viel Glück.

 

Die Erwachsenen redeten sich in Rage. Jeder wusste zu dem Thema Reitturnier in Aachen, wie es früher war und was daraus geworden ist, etwas beizusteuern. Sie beschlossen, einen Beschwerde-Brief an den Veranstalter zu schreiben. Die Formulierungen sollten genau ihre Erlebnisse und Empfindungen ausdrücken. Die Diskussion über Worte und Formulierungen dauerte den Kindern zu lange. Die Erwachsenen beachteten sie gar nicht mehr, so dass Polly und ihre Freunde sich an den Jugendtisch zurückzogen.

 

Das Thema uncoole Ordner und viel zu hohe Hecken, die keinen Blick aufs Training zuließen, waren durch. Da kam Anton mit einer ungeheuerlichen  Behauptung: „Es gibt Autos ganz aus Gold!“, sagte er geheimnisvoll. „Du spinnst!“, konstantierte Rolf mit Nachdruck. Dem widersprach nun wahrlich keiner. Nicht einer von ihnen hatte jemals ein goldenes Auto gesehen. „Du meinst, eines mit Goldfarbe angestrichen. Sozusagen, Goldmetallic?“, fragte Harald einlenkend. Hansi meldete sich zu Wort. Er war der Autoexperte unter den Kindern. Er wollte einmal Automechatroniker werden. „Ja es gibt Goldmetallic. Eine Farbe!  Richtig glänzen tut das aber nicht“, sagte er, sich seiner Expertenrolle voll bewusst. Also, es handelte sich mal wieder um eine von Antons Lügengeschichten. Das mit dem Hühnerfußball hatte sich ja auch als gefakt herausgestellt.

 

Der goldene Geländewagen MB beim CHIO von Deutschland in Aachen 2011

(Foto: U.Ludwig)

 

Polly fing an, sich zu langweilen. Wollte sie doch nicht über Autos sprechen. Das war das Lieblingsthema der Jungs. Nicht ihres. Ihres waren die Tiere. Sie interessierte sich nur für Pferde. Deshalb hatte sie sich gerade erhoben, war aufgestanden, um den Tisch zu verlassen. Sie wollte ihre Zeit lieber im Stall bei den Ponys verbringen. Sie würde einfach Lisa noch einmal Putzen und ihr die Mähne schön bürsten. Vielleicht dürfte sie morgen dann eine extra Reitstunde ohne zu bezahlen mitreiten? Zufällig kam Rolfs Vater am Jugendtisch vorbei, und Anton bat, ihm nochmals die Kamera zu überlassen.

 

Es dauerte ein paar Minuten, bis er alle Aachen-Fotos durchgesehen hatte und er gefunden hatte, wonach er suchte. „Ich habs. Ich kann`s beweisen“, sagte er und zeigte triumphierend die Kamera herum. Tatsächlich! Ein goldenes Auto!

 

Die Kinder mussten zugestehen, irgendwie hatten Antons Lügen auch immer etwas Wahres in sich. Das Display konnte man nicht manipulieren.

 

(Fortsetzung folgt....)

 

 

 

 

 

 


Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>