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Der Traum eines kleinen Mädchens...(105) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 16. November 2011 um 12:29

 

Statt reiten - Eimer mit Wasser schleppen...


Jeden Tag passierte etwas im Reitstall. Eigentlich brauchte man überhaupt keine Schule, wenn man regelmäßig in einen Reitstall ging, fand Polly. Was man bei den Pferden und in so einem Sportverein lernte, war viel näher am Leben als Mathematik oder Sozialkunde.

 

In der Schule wurde heute unter anderem über das Wetter gesprochen. Vorausging das Thema „Jahreszeiten“. Daraus ergab sich ganz automatisch eine Diskussion über das Wetter im Allgemeinen. Mitten rein platzte, wie fast jeden Tag in den letzten Monaten, Arnulf, er kam zu spät. Er betrat das Klassenzimmer, als die Begrüßung des Lehrers und die Einführung in den heutigen Lernstoff schon längs vorbei waren. Arnulf fuhr immer mit dem Fahrrad. Schon tausend Mal hatte der Lehrer ihn ermahnt, doch einfach etwas früher los zu radeln. Aber Arnulf bekam das einfach nicht hin. Jeden Tag kam er ungefähr zehn Minuten zu spät. Auffallend dabei, dass es immer ziemlich genau zehn Minuten waren und nicht etwa sieben oder dreizehn. Also: Eine gewisse Regelmäßigkeit war deutlich zu erkennen. Aber zu spät bleibt zu spät! Der Lehrer ärgerte sich, der Unterricht wurde gestört, er motzte rum.

 

Allerdings benutzte heute der Arnulf das Wetter als Entschuldigung: Es wäre glatt gewesen. Polly und die Klassenkammeraden, die pünktlich den Unterricht angetreten hatten, schüttelten nur den Kopf. Wem wollte Arnulf denn erklären, dass Raureif Einfluss aufs Fahren mit einem Fahrrad hätte? Beim Auto ja, aber beim Fahrrad…?

 

Auf der Fahrt in den Reitstall sinnierte Polly über das Wetter. Jetzt war alles wieder normal. Etwas kälter vielleicht, aber nichts schien mehr gefroren oder auch nur etwas weiß. Die Sonne schien. Im Auto spürte sie die Kälte von draußen nicht. So gesehen, war das Wetter heute toll. Außerdem trug sie einen Pullover über ihrem Sweatshirt, der sie vom Frieren in der Reithalle schützen sollte.

 

Als Opa abbremste, wartete Polly gar nicht, bis der Wagen stand, sondern öffnete die Autotüre noch beim Fahren und sprang schnell hinaus. Opa rief ihr noch was nach und wendete dann. Vier Lieferwagen standen in der Zufahrt zum Stall. „Heizung/Sanitär/Wasser/Solar“ stand bei allen drauf. Dass sie von einer Firma waren, erkannte Polly sofort: die Wagen sahen alle gleich aus. Was wollten die nur hier? Polly wunderte sich. Gab es doch nur zwei Klos und die kleine Küche in der Tränke? Wieso also vier Werkstattwagen auf einmal?

 

Im Stall kamen ihr nur Kinder entgegen, die Eimer schleppten. Ihre Freunde und auch andere, die nicht so oft zur Ponystunde kamen, trugen Wassereimer zu den Ponys. Polly wunderte sich, schaute sich um und stellte fest, dass auch Erwachsene Wassereimer in den Händen hatten.

 

Harald lief mit zwei Eimern, aus denen Wasser schwappte. Er lief an Polly vorbei und rief: „Die Wasserleitung ist kaputt!“

 

Da war klar, warum vier Werkstattwagen draußen standen. Der Reitstall war nämlich groß und hatte mehrere Stallgassen und Pferdeboxen. Polly besorgte sich erst einmal einen leeren Eimer, um dann auch Wasser schleppen zu können. Die Kübel wurden an einem Wasserschlauch gefüllt. Herr van Hopps höchst persönlich hielt den Schlauch in die Eimer.

 

„Durch den Frost in der Nacht sind die Leitungen geplatzt“, erklärte er Polly. Die anderen Kinder wussten das schon. Auch ihnen erklärte der Reitlehrer das Unglück. „Wenn in den Rohren noch Wasser ist und das gefriert, platzen die Leitungen. Wenn Wasser zu Eis wird, dehnt es sich aus. Dann ist nicht mehr genügend Platz in den Rohren und sie platzen eben“, erklärte er weiterhin und hielt den Schlauch von einem Eimer in den nächsten. Aha, das war es also, in der Nacht waren durch den Frost die Rohre geplatzt.

 

Am längsten dauerte es, um den oder mehrere Haupthähne zu finden. In dem alten Gebäude, das erst viel  später zu einem Reitstall umfunktioniert wurde, kannte sich keiner mehr richtig aus. Die Hauptwasserleitungen mussten unbedingt abgestellt werden. Und ausgerechnet heute hatte der Pitter frei. Er war nicht aufzutreiben. Er war gestern Abend sofort nach Feierabend weggefahren. Keiner wusste wohin. Er würde wohl erst am Abend wiederkommen. Bis dahin konnte man aber mit den Reparaturen nicht warten. Die Tiere hatten Durst und wurden schon ganz unruhig. Harald erzählte, dass einige Ponys sogar schon gewiehert hätten, weil der Durst sie quälte. Polly hörte die Ponys quasi schon wiehern, als sie sich das Szenario vom Morgen vorstellte.

 

Die Handwerker liefen im ganzen Stall hin und her. Sie suchten etwas. Ganz gereizt riefen sie sich dauernd zu, dass hier nichts zu finden sei und dort auch nicht. Polly sah sie überall in irgendwelchen Ecken herumkriechen. Schließlich fasste sie sich ein Herz und sprach einen ganz jungen Handwerker an. Der erklärte ihr, dass sich mehrere Hauptleitungen in dem Komplex befinden müssten. Der Stall sei aus verschiedenen alten Gebäuden zusammengelegt worden. Deswegen existierten offenbar mehrere Hauptleitungen und dementsprechend mehrere Absperrvorrichtungen. Das Wasser musste aber wegen der Arbeiten ja komplett abgestellt werden. Sonst könne man die Reparaturen nicht durchführen.

 

Das Chaos im Stall wurde immer größer. Einige Erwachsenen waren schon müde und verzogen sich in die beheizte Tränke. Dort gingen sie unmittelbar zum Biertrinken über.

 

Der Reitlehrer, Joachim und die Kinder blieben übrig, um beim Finden der Wasserleitungen zu helfen, vor allem beim Suchen nach Wasseruhren, denn die saßen ja jeweils auf einer Hauptleitung.

 

Es wurde immer dunkler. Endlich kam der Pitter. Er hatte eine kleine Reisetasche in der Hand und trug nicht den üblichen Blaumann, sondern schwarze Jeans und ein Hemd. Darüber sogar eine ordentliche Jacke. So hatte Polly ihn noch nie gesehen. An der schrägen Kopfhaltung hatte sie ihn aber sofort erkannt.

 

„Was ist denn hier los?“ fragte er erstaunt. Dabei hatte er die Autos und die Handwerker natürlich sofort bemerkt. An Ort und Stelle ließ er seine Tasche fallen, zog die Jacke aus. Dann ging er schnurstracks an ganz bestimmte Stellen und drehte an Hähnen das Wasser ab. Es waren vier Stück insgesamt, Pitter kannte sich aus, er wusste, welcher Hahn zu welcher Leitung gehörte.

 

Die Handwerker begannen mit den Reparaturen der defekten Leitungen, nachdem sie die verschiedenen Schadstellen gefunden hatten. Überall in den Ställen und den einzelnen Pferdeboxen schauten sie zudem nach, ob sie irgendwo Tropfen oder Eis feststellen konnten. Dort mussten überall die kaputten Stellen herausgesägt und neue Rohrstücke eingesetzt werden. Wegen der Schweißarbeiten waren auch die Pferde aus den betreffenden Boxen geholt worden, denn die Tire hätten sonst Angst vor den fliegenden Funken beim Schweißen bekommen.

 

Es war ein heilloses Durcheinander im Reitstall. Die Ponystunden konnte Polly sich abschminken. Da würde heute nichts mehr geben. Weil so viele Rohre kaputt waren und die Handwerker an so vielen Stellen gleichzeitig arbeiten mussten, waren mehrere Pferde zusammen in die Reitbahn geführt worden, denn so viele Möglichkeiten gab es nicht, an denen man die Pferde oder Ponys festbinden konnte, während in ihren Ställen gearbeitet wurde.

 

Später erklärte Harald seinen Freunden, dass er heute gar nicht in der Schule war. Als sein Vater, dem der Reitstall ja gehörte, heute Morgen den Anruf bekam, was im Stall los war, durfte Harald sofort mit in den Stall – für ihn fiel der Schulunterricht aus.

 

Bis kurz vor Mitternacht dauerten die Arbeiten der Sanitärfirma. Solange trugen auch die Kinder Wasser zu den Tieren, die gierig aus den Eimern tranken.

 

Polly schlief auf der Fahrt nach Hause fast im Auto ein. Dabei dachte sie, dass dieses Chaos im Reitstall mindestens eine Physikstunde ersetzt hatte und die praktische Erfahrung fürs Leben von einer Schule wohl kaum vermittelt werden würde. Sie hatte also Recht mit der Annahme, dass Schule voll überflüssig war.

 

(Fortsetzung folgt….)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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