Sie befinden sich hier: Home Polly Der Traum eines kleinen Mädchens...(138)

Wer ist Online

Wir haben 1942 Gäste online

Suche

Anzeige

Anzeigenschaltung

Google Translate

German Chinese (Simplified) Chinese (Traditional) Czech Danish Dutch English French Galician Greek Hungarian Italian Japanese Norwegian Polish Portuguese Romanian Russian Spanish Swedish Turkish Ukrainian

Zugriffe seit 16.09.2009

Anmeldung



Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Banner

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Fotoanfragen über KHFrieler@aol.com

Anzeige

Banner

Anzeige

Banner
Anzeige



Der Traum eines kleinen Mädchens...(138) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 15. August 2012 um 11:56

 

Eigenes Pferd und - eigene Sorgen

 

 

Pollys Status in der Reitgemeinschaft des Reitstalles Hubertus hatte sich deutlich verändert. Sie gehörte nicht mehr zu den Kindern. Ein Traum war in diesen Sommerferien in Erfüllung gegangen. Sie gehörte nun zu den Privat-Pferde-Besitzern. Der Ankauf des Tinkers namens Beauty hatte die Veränderung ermöglicht.

 

Aber das war für Polly nicht die entscheidende Veränderung. Für sie zählte in erster Linie, dass sie sich Eigentümerin eines eigenen Reitpferdes nennen durfte. Beauty gehörte ihr. Nur sie durfte bestimmen, was mit dem Pferd geschah. Sie durfte es zu jeder Zeit aus der Box führen und es betüddeln, wann immer sie das wollte. Es durfte ihr keiner mehr sagen: „ Jetzt lass mal das Pferd in Ruhe.“  Spätestens bei dieser Überlegung wurde ihr bewusst, dass dieser Umstand auch mit sehr viel Verantwortung zusammenhing. Sie musste selber im Gefühl haben, wann das Tier seine Ruhe brauchte.

 

Die warnenden, fast drohenden Worte ihrer Mutter, als der Kauf des Pferdes am Urlaubsort in Bayer anstand, verstand sie erst jetzt so richtig. Vor Kaufvertragsabschluss konnte und wollte sie die Bedenken ihrer Eltern nicht verstehen. Sie hatte nur daran gedacht, wie schön es für sie wäre, im Heimatverein ihr eigenes Pferd in die Reitbahn zu führen und es dort vor allen Freunden in den Sattel zu steigen. Eine göttliche Vorstellung! Nun war sie Realität.

 

Gestern Abend allerdings schlichen sich erstmals ernste Gedanken in ihren Kopf. Aggi, die Tochter des Reitlehrers, machte sie darauf aufmerksam, dass sie ja einen Schmied haben sollte, der von nun ab regelmäßig die Hufe von Beauty ausschneiden müsste. Das gleiche galt für die Wahl eines Tierarztes, der zumindest regelmäßig Impfungen durchführen sollte. Wen aber wollte Polly an ihr Pferd lassen?

 

Aggi wies auch darauf hin, dass Polly jemanden bestimmen müsste – nicht sofort, aber doch für die Zukunft – wer sich um Beauty kümmern sollte, falls Polly einmal krank würde oder mit den Eltern in Freiern wäre. Daran hatte sie bisher überhaupt nicht gedacht.

 

Fest stand für sie, dass weder Mama noch Papa dafür in Frage kämen. Mama hatte sowieso viel zu viel Angst vor Pferden. Die wüsste nicht einmal , wie sie die Hufe richtig aufzunehmen hätte, geschweige denn, wie man sie auskratzen müsse. Papa tat immer ganz schlau, aber er hatte überhaupt kein Gefühl für das Lebewesen Pferd. Hatte der überhaupt Gefühl für irgendein Lebewesen? Polly konnte sich gar nicht vorstellen, wie der ihre Beauty liebevoll anfassen würde. Die beiden kamen also überhaupt nicht in Frage.

 

Aggi hatte Recht. Über diese wichtigen Dinge musste sie sich Gedanken machen. Von den Großen hatte sie schon häufig gehört, dass Unterschiede zwischen den einzelnen Tierärzten beständen, das gleiche galt auch für die Schmiede. Da war noch ein anderes Problem, was Polly nun zu bewältigen hatte. Es gab jemanden, der einen sogenannten Hufpfleger für sein Pferd kommen ließ. Das war ein Mann, der – so hatte Polly das jedenfalls verstanden – keine Ausbildung bei einem Schmied  und vor allem keine gleichzusetzende Prüfung wie ein staatlich anerkannter Hufbeschlagsschmied aufwies. Der Reitkollege, der den Hufpfleger an sein Pferd ließ, behauptete zwar, dieser Hufpfleger hätte mehr Ahnung von Hufpflege als jeder Schmied. Aber je länger Polly sich Gedanken über dieses Problem machte, je mehr musste sie sich eingestehen, dass ein Hufschmied, der eine jahrelange Ausbildung bei einem anerkannten Schmied durchlaufen und mit einer bestandenen Prüfung abgeschlossen hatte, doch mehr Wissen vorweisen müsse. Durfte ein sogenannter Hufpfleger, wenn nötig, überhaupt ein Pferd beschlagen? Dürfte der überhaupt Hufeisen unter den Pferdhuf nageln?  Durfte der Nägel in einen Pferdehuf hineinhämmern? Noch nie hatte Polly den Hufpfleger beschlagen sehen. Aber das fiel ihr erst jetzt auf.

 

Die Frage nach dem geeigneten Tierarzt war nicht ganz so schwer. Es gab einen, der hier im Stall ein eigenes Pferd eingestallt hatte. Dessen Tochter Anja gehörte zu Pollys Clique. Der würde sicherlich auch Beauty impfen, wenn es an der Zeit war. Sie würde den Vater ihrer Freundin Anja einmal fragen. Polly war sich sicher, dass Beauty ansonsten keinen Tierarzt nötig hätte. Sie würde ihr Pferd so gut pflegen und darauf aufpassen, dass keine Verletzungen vorkommen würden.

 

Eines allerdings stand für Polly fest: Niemals würde jemand anderer als sie selber auf ihrer Beauty reiten dürfen. Niemals! Nicht einmal ihr Bruder Andy. Der würde sowieso nicht anständig genug mit Beauty umgehen. Die Stute wäre todunglücklich, von so einem robusten Kerl geritten zu werden. Nein, das kam gar nicht in Frage.

 

Gestern Abend also stand Polly vor einem Berg von Entscheidungen. Nicht, dass sie diese sofort treffen musste. Aber es sollte doch sehr gut überlegt sein, wie sie in Zukunft verfahren wollte. Die Sache mit den Hufen war am schwierigsten. Sie wusste, dass ein Hufpfleger nicht so viel Geld kosten würde, wie ein richtiger Schmied. Aber… Warum ließen alle großen Turnierreiter des Vereins nicht den Hufpfleger an ihre teuren Pferde, sondern nahmen immer den echten Schmied? Das musste doch einen Grund haben…

 

Eigentlich hatte Polly zu diesem Zeitpunkt schon für sich entschieden, dass sie es wie ihre Vorbilder halten wollte. Sie musste jetzt nur noch ihren Vater, der ja alles bezahlten musste, von der Qualität eines Hufbeschlagschmiedes überzeugen. Falls es in der Hinsicht Probleme geben würde, müsste Polly eben ihren Opa um Hilfe bitten. Der würde sicherlich auf ihrer Seite stehen.

 

Für Polly stellte sich die Vertretung für sie selbst, falls sie tatsächlich einmal ausfallen würde, als die größte Sorge heraus. Selbstverständlich konnte sie eine Reitkollegin, wie zum Bespiel Anne, darum bitten, sich um Beauty zu kümmern, falls sie einmal selbst mit hohem Fieber im Bett bleiben müsste. Das würde aber bestimmt nie passieren. Dafür würde sie schon sorgen.

 

Die Schwierigkeit aber läge im zwischenmenschlichen Bereich. Wie könnte sie nur eine Freundin darum bitten, zwar ihre Beauty zu putzen und vielleicht sogar zu longieren, ohne ihr zu gestatten, auch einmal zu reiten? Da würde doch jede Freundin total gekränkt sein, wenn sie „arbeiten“ sollte, aber kein Vertrauen ausgesprochen bekäme, das tolle Privat-Pferd auch reiten zu dürfen? Polly musste also jemanden finden, dem es nichts ausmachte, nicht auch reiten zu dürfen. Das war nun wirklich schwierig.

 

Polly entschied: „Ich falle nicht aus.“  Sie würde eben auch mit Fieber in den Stall kommen, um sich selber um Beauty zu kümmern. Das war sowieso das Beste. Sie brauchte keinen anderen, der ihr half, Aggi würde schon sehen, wie alles klappen könnte. Und wenn nicht? Dann müsste Beauty eben auf sie warten und solange nur auf die Weide gehen.

 

Polly musste sich eingestehen gestern Abend nach dem Gespräch mit Aggi, dass sie doch an viele Dinge nicht gedacht hatte, als der Kauf von Beauty anstand. Aber sie würde schon mit allem fertig werden. Die anderen Pferdebesitzer kamen ja auch mit allem klar. Früher vertrat sie selber ja einen Pferdebesitzer, den bekloppten Herrn Hermanns, der nicht jeden Tag zu seiner Fairness kommen konnte. Aber die durfte sie sogar reiten. Erst jetzt erkannte Polly, wie viel Glück sie damals hatte. Dennoch – ihre Beauty durfte keiner jemals reiten. Das stand fest. Alles andere würde sie schon hinbekommen.

 

(Fortsetzung folgt…)

 

 

 

 

 


Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>