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Der Traum eines kleinen Mädchens...(142) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 12. September 2012 um 12:42

Vokabeln pauken und Mauke...

 

 

Polly lebte ihren Traum, die Reiterei. Der Umgang mit Pferden und der sich daraus ergebende Sport nahmen den größten Teil ihres Alltages in Anspruch, die Schule trat in den Hintergrund. Ihre Stute Beauty war in den Mittelpunkt ihres Lebens gerückt. Pollys Gedanken kreisten ausschließlich um die Geschehnisse im Reitstall Hubertus.

 

Dagegen polterten nun die Eltern an. Sie drohten mit Sanktionen, drohten damit, jemanden zu engagieren, der sich um Beauty kümmerte, solange Polly Hausarrest hatte und für die Schule lernen müsse. Ihre Leistungen dort müssten unbedingt angehoben werden, sonst…. Schließlich lerne sie für ihr zukünftiges Leben und müsse jetzt die Grundlage schaffen, als Erwachsene ihren Lebensunterhalt nebst eigenem Pferd selbst zu verdienen. Deswegen wären gute Noten in der Schule unverzichtbar. Jetzt und damit sofort!

 

Polly zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt. Sie wusste, dass solche Maßnahmen nur weitere Auslagen verursachen würden. Das wollten ihre Eltern allerdings genauso vermeiden wie das Abrutschen ihrer Tochter in schulischen Leistungen. Hausarrest zur Verbesserung der Noten anzuordnen, fiel schon deswegen aus, weil das Pferd nicht einfach 24 Stunden am Tag in seiner kleinen Box gelassen werden konnte. Es musste bewegt und gearbeitet werden. Das konnte in ihrer Familie nur Polly selber tun. Die anderen waren komplett unfähig.

 

Zwei weitere Entwicklungen, die mit dem Reitstall zusammenhingen, nahmen Pollys Interesse in Anspruch. Die eine war das Zusammentreffen mit der Nachbarin, unweit der Reitanlage. Zu dieser Frau fühlte Polly sich sehr hingezogen, obwohl diese die Reiterei im allgemeinen sogar infrage stellte. Aber Polly fand sie irgendwie interessanter als alle Erwachsenen, die sie kannte.

 

Die andere Entwicklung betraf die Tochter des Reitstall-Tierarztes, Anja. Zu ihr entwickelte Polly eine freundschaftliche Beziehung. Ihre andere Freundin Martine beobachtete das mit Eifersucht, was Polly zu äußerst diplomatischem Verhalten zwang. Dazu war ihre ganze Aufmerksamkeit nötig.

 

Pollys Eltern konnten nicht verstehen, was Polly damit abverlangt wurde. Soviel Diplomatie zwischen zwei Freundinnen verlangte Höchstform. Polly kam abends so erschöpft aus dem Stall, dass für Schulaufgaben wirklich keine Energie mehr aufgebracht werden konnte. Allenfalls reichte sie noch zur Nahrungsaufnahme – am liebsten Spaghetti - und zu einem heißen Bad. Das müssten Eltern doch nachvollziehen können. Warum nur konnten Pollys Eltern das nicht verstehen und machten immer so einen Aufstand?

 

Heute ermahnte sie die Mama wieder, als sie in den Reitstall fuhr, frühzeitig nach Hause zu kommen, um noch einmal Vokabeln zu pauken. Sie würde abgefragt werden. Morgen sei der Test und Polly hätte sie noch nicht einmal angeschaut.

 

Als Polly die Haustür hinter sich zuzog, atmete sie erst einmal tief durch. Beauty wartete sicherlich schon auf sie. Ganz fest trat sie in die Pedale ihres Rades, um möglichst schnell im Stall zu sein.

 

Eine Trainerstunde bei Herrn Weber stand wieder an. Neuerdings nahm auch ihre neue Freundin Anja daran teil. Sie ritt einen Fuchs, der Diamant hieß und ihrem Vater gehörte. An Anja gefiel Polly, dass sie ein bisschen mehr Ehrgeiz hatte als Martine. Martine hatte kein Selbstvertrauen. Sie war etwas zu dick und außerdem bekam sie immer ihre sportlichere Schwester Brigitta vor die Nase gesetzt. Polly fand das voll unfair. Aber Martine hatte null Ehrgeiz und war auch von Polly nicht zu motivieren. Anja war da schon etwas anders. Die aber hatte eine Macke. Sie machte sich pausenlos einen Kopf, ob sie den Jungs gefiel oder nicht. Das war für Anja das wichtigste. Wichtiger als gut zu reiten. Ständig jammerte sie darüber, ihr Popöchen sei zu platt und außerdem zu breit. Völlig unverständlich für Polly und sehr nervend.

 

Anja war sonst voll okay. Dadurch, dass sie hauptsächlich mit ihrem äußeren Erscheinungsbild beschäftigt war, fiel sie als Reitkonkurrentin von Polly aus.

 

Martine. als Reiterin, war sowieso außen vor. Aber als Freundin und bisherige Vertraute von Polly blieb sie sehr wichtig. Dass sie aber jetzt anfing zu heulen, Polly hätte Anja lieber, weil die viel schlanker wäre, ging Polly ganz gehörig auf den Zeiger. Wer nun etwas dicker war als der andere, interessierte Polly überhaupt nicht. Ginge es allein darum, wer am besten reiten konnte, das hätte Bedeutung.

 

Also heute würden sich nun wieder alle zur Trainingsstunde treffen. Für Polly war das der wöchentliche Grund, Beauty besonders herauszuputzen. Als sie mit der groben Bürste an die Kötenhaare des rechten Vorderhufes kam, bemerkte sie so graue Knübbelchen, die aus dem Fell auf die Stallgasse fielen. Je mehr sie bürstete, desto mehr kamen heraus. Polly untersuchte das dicke Fell um den Huf. Es gab dort eine Wunde, Blut kam zum Vorschein. Polly erschrak. Beim Untersuchen der anderen drei Hufe, war es genau das Gleiche. Polly holte Anja. Die bestätigte, dass Beauty unter den langen Kötenhaaren wund war. Der herbeigerufene Reitlehrer bestätigte und erklärte, dass es sich nicht um etwas Schlimmes handelte. Bei den Pferderassen mit diesem Bewuchs um die Hufe trete wegen länger anhaltender Feuchtigkeit im Fell an der Stelle  eher als bei anderen Pferderassen die Erkrankung Mauke und Wundsein auf. Es musste behandelt werden. Das stand fest.

 

Polly solle eine Zeitlang darauf verzichten, Beauty nach dem Reiten die Beine abzuspritzen. Wegen einer geeigneten Medizin müsse der Tierarzt – in dem Fall Anjas Vater – befragt werden.

 

Polly solle wie gewohnt an der Dressurstunde teilnehmen. Das würde nicht schaden. Der Reitlehrer riet ihr, nach dem Reiten die Wunden trocken abzuputzen und auf den Tierarzt zu warten.

 

Polly war etwas beunruhigt. Die Situation kam überraschend für sie und war ungewohnt. Ihre Beauty war das erste Pferd im Reitstall, dass so einen Behang hatte und bei dem dieses Wundsein auftrat.

 

Polly war kurz vor der Trainingsstunde mit dem Putzen fertig. Sie wollte nur noch schnell die üppige Mähne von Beauty so zu einem Zopf flechten, dass nur ein Ende vom Widerrist herabhing. Als die erste Hälfte von Beautys Hals unbedeckt war, erkannte Polly auch hier eine offene Stelle. Beauty war wund am Hals.

 

Meistens hatte Polly mit der linken Hand den Hals von Beauty unter der Mähne gestriegelt und gebürstet. Dabei hatte sie mehr gefühlt, als gesehen, weil ja die lange Mähne darüber lag. Jetzt erst, als sie die Mähne hoch geflochten hatte, kam die Wunde zum Vorschein. Es sah ekelig aus. Das musste dem Pferd doch weh tun, dachte Polly. Beauty aber hatte sich noch nicht einmal geschubbert. So war die Wunde unentdeckt geblieben. Bis jetzt.

 

Polly schämte sich fast. Sie fragte sich die ganze Zeit, ob sie ihr Pferd nicht ordentlich genug gepflegt hätte. Abermals rief sie den Reitlehrer.  Der aber konnte wieder nur auf den Tierarzt verweisen. Polly sollte dennoch ruhig an der Stunde teilnehmen.

 

Polly tupfte mit einem sauberen Handtuch die Wunde ab. Sie nässte ein bisschen. Beauty tat Polly sehr leid.

 

In der Reitbahn hatte die Stunde schon angefangen. Herr Weber, der Trainer, schien aber gar nichts aufzufallen. Er bemerkte die Wunde gar nicht. Polly aber musste die ganze Zeit darauf schauen. Sie machte sich Vorwürfe. Sie war nicht bei der Sache. Mehrmals korrigierte Herr Weber sie. Aber das berührte Polly nicht so sehr wie sonst.

 

Es war das erste Mal, dass die Dressurstunde für Polly nicht schnell genug zu Ende ging. Gleich ritt sie beim Trockenreiten neben Anja und fragte, wann ihr Vater in den Stall käme. Anja schaute mitleidend auf Beautys Hals. Sie versprach, ihren Vater auf sein  Handy anzurufen, damit er so schnell wie möglich käme, um gleich nach Beauty zu sehen.

 

Während Polly ungeduldig auf den Tierarzt wartete, dachte sie nur daran, welchen Ärger sie obendrein nun noch zu Hause bekäme, weil sie doch heute früher zu Hause sein sollte. Wegen der Vokabeln. Sie befand sich in der Zwickmühle. Sie hatte doch Recht: Beauty, ihr Pferd, ging doch vor. Die Vokabeln könnten doch warten. Das müssten ihre Eltern doch auch verstehen.

 

Sie beschloss, weiter auf den Tierarzt zu warten. Vielleicht sollte sie aber aber ihre Eltern noch anrufen. Vielleicht hatten die doch Verständnis. Vielleicht war es auch gar nicht ihre Schuld, dass sich unter der dicken Mähne von Beauty ein Ekzem gebildet hatte…

 

(Fortsetzung folgt…)

 

 

 


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