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Der Traum eines kleinen Mädchens...(144) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 03. Oktober 2012 um 11:39

 

Hohes Geldangebot für Pollys Beauty...

 

 

Polly hatte bisher jeden Tag ernsthaft trainiert. Nicht nur in der Dressur-Trainerstunde gab sie sich besondere Mühe, sondern auch an den anderen Tagen, an denen sie selbstständig in der Freistunde ritt. Tatsächlich hatte Beauty die alte Durchlässigkeit wiedererlangt. Es war ein tolles Gefühl, auf Beauty zu reiten. Polly hatte wieder ein gutes Gefühl auf ihrer Tinker-Stute.

 

Außerdem hatte sich Polly daran gewöhnt, dass die Teilnehmer der Pony-Reitstunden ihr zuschauten. Bis vor ein paar Monaten noch ritt sie selber in der Pony-Schulstunde bei Reitlehrer van Hopps mit. Gewöhnlich endeten diese Stunden um siebzehn Uhr. Danach kam die Freistunde für Privatpferde. Diese nahm Polly nun auf Beauty, ihrem eigenen Pferd, wahr.

 

Oft standen dann noch die Schulpony-Reiter an der Bande und schauten den Privatreitern zu. Am Anfang war das ungewöhnlich für Polly, und sie war unsicher. Sie meinte, besonders gut sein zu müssen. Eigentlich dachte sie das sowieso immer. Aber dann erinnerte sie sich, wie es war, als sie selber früher den Privatleuten von der Bande aus zuschaute. Daher wusste sie, dass die Zuschauer meistens nicht auf Fehler guckten, sondern sich nur etwas von den „guten Reitern“ abspicken wollten. Nach ein paar Wochen hatte Polly sich daran gewöhnt. Jetzt vergaß sie sogar meistens, dass dort jemand stand.

 

In der vergangenen Woche geschah das regelmäßig. Polly hatte sich von Herrn Weber und Joachim erklären lassen, dass man den Pferdekörper genauso trainieren musste wie den menschlichen Körper. Als Beispiel zeigte Joachim die Turner oder die Leichtathleten auf. Wie diese über viele Jahre, meistens seit der Kindheit, die Muskeln, Bänder und Sehnen und nicht zuletzt die Ausdauer langsam aufbauen mussten. Man kann nicht von Geburt an Höchstleistungen bringen, man musste seinen Körper immer wieder darauf vorbereiten und fordern. Joachim wusste auch, dass der große Springreiter Ludger Beerbaum dreimal in der Woche ganz früh am Morgen joggte, ehe er mit dem Reiten begann.

 

Als Polly eine Woche Hausarrest hatte, wurde ihr Pferd nicht trainiert. Es strengte naturgemäß seine Muskeln nicht so an wie unter einem Reiter. Daher war es nur verständlich, dass Polly nach dieser Zwangspause das Gefühl hatte, auf einer Eisenbahnschwelle zu reiten. Furchtbar !

 

Um ihr Pferd wieder gelenkig zu machen, ritt sie immer wieder Wendungen. Ständig Schlangenlinien durch die ganze Bahn und immer wieder Volten rechts und Volten links herum. Meistens im Arbeitstrab. Manchmal schaute sie dabei auf die große Hallen-Uhr. Am vergangenen Donnerstag ritt sie einmal eine viertel Stunde an einem Stück im Trab. Danach waren sie und ihr Pferd in Schweiß gebadet. Aber Beauty wurde dabei immer durchlässiger. An dem Tag nahm Polly sich vor, am folgenden Tag noch einmal das gleiche Trainingsprogramm durchzuziehen.

 

Tatsächlich riss sie sich am Riemen und schaffte es, am Freitag die gleichen Übungen mit Beauty zu wiederholen. Schon nach dem ersten Leichttraben ließ sich Beauty in den Ecken und Wendungen schön biegen. Es war sehr angenehm. Außerdem schien es für Beauty überhaupt kein Problem mehr zu sein, längere Zeit an einem Stück im Trab zu laufen. Es war ein so gutes Gefühl, dass Polly es wagte, Lektionen in Angriff zu nehmen, die sie bisher nur bei den Turnierreitern gesehen hatte, selber aber noch nicht zu reiten brauchte.

 

Polly bog von Punkt A auf die Mittellinie ab und drückte Beauty mit dem rechten Schenkel nach links herüber auf den Hufschlag rechter Hand. Beauty reagierte: Polly ritt ein Schenkelweichen im Trab nach links auf den Hufschlag. In der nächsten Runde bog sie wieder bei A auf die Mittellinie ab und ritt Schenkelweichen nach rechts auf den Hufschlag linke Hand. Dabei versuchte sie, Beauty möglichst in sich gerade zu halten, parallel zum Hufschlag. Es klappte. Polly war äußerst stolz auf sich. Ihre Anstrengungen hatten sich gelohnt. Von dem Tag an ritt sie diese Lektion jeden Tag, um Beauty auf diesem Niveau zu halten.

 

Am Sonntag kam Joachim gerade an die Bande, als Polly übte. „Schau mal, ob das richtig ist“, rief sie ihm im Vorbeireiten zu und bog dann bei A  wieder auf die Mittellinie ab. Sie schielte zu Joachim hin, der keine Miene verzog, sogar grimmig  dreinschaute. Polly trieb Beauty etwas mehr an, um sie „gerade zu ziehen“. Sie wusste, wenn sie das tut, würde das Pferd nicht so schwanken. Der Halt einer Band fehlte ja. „Gut“, rief Joachim und ging weg.

 

Polly war überglücklich. Wusste sie doch, dass Joachim nicht wirklich liebenswürdig war. Aber ein „gut“ von ihm bedeutete auch gut. Sonst würde er es nicht sagen.

 

Montag wollte sie ihre Leistung noch steigern. Sie hatte sich vorgenommen, die Lektion „Viereck verkleinern und vergrößern“ zu reiten. Dabei würde sie an der ersten Ecke der langen Seiten Schenkelweichen bis zu X, danach wieder Schenkelweichen bis kurz vor die zweite Ecke der gleichen langen Seite reiten. Die Schwierigkeit lag darin, in nur der halben Länge der Bahn das X in der Mitte zu treffen, eine Pferdelänge geradeaus zu reiten und dann wieder nur in der halben Länge der Bahn den Hufschlag zu erreichen. Ganz schön schwierig!

 

Polly hatte Glück. Am Montag wollte sonst niemand mehr um siebzehn Uhr die Halle benutzen. Sie war völlig allein und hatte allen Platz der Welt, um die angesteuerte Lektion auszuprobieren. Ihr war schon klar, dass es nicht auf Anhieb klappen würde, aber Beauty fühlte sich gut an. Zuerst ritt Polly Schenkelweichen von A bis kurz vor die zweite Ecke der jeweiligen langen Seite. Beauty machte das schon sehr gut, fand sie. Jedenfalls reagierte die Stute gut auf die seitwärts treibenden Hilfen.

 

Dann entschloss sich Polly, die neue Lektion zu reiten. Es gelang nicht gleich, Beauty nach der ersten Ecke sofort vom Hufschlag wegzudrücken. Natürlich traf sie dann auch das X nicht früh genug. Zurück zum Hufschlag glückte dann gar nicht mehr, Polly kam irgendwo an der kurzen Seite, weit hinter der Ecke, aus. Noch Mal !  Sie ritt diese Lektion noch mal und noch mal. Einmal rechte Hand, einmal linke Hand. Wenn sie die Punkte traf, war das Schenkelweichen verlorengegangen. Das Pferd ging nicht mehr seitwärts. Alles nicht so einfach!

 

Bei all der Konzentration auf die schwierige Lektion hatte Polly gar nicht bemerkt, dass sie Zuschauer hatte. Eine ganze Familie stand an der Bande und beobachtete sie. Die beiden Kinder hatten vorher an den Pony-Stunden teilgenommen und wurden nun von ihren Eltern abgeholt. Durch Zufall sahen sie in die Reitbahn und Polly dort üben.

 

Erst als die Familie ihr immer noch zuschaute, selbst als sie abstieg und Beauty ein Zückerchen reichte, fiel sie Polly auf. Komisch fand sie auch, dass sie Polly in den Stall folgte, als sie dort ihr Pferd abpflegen wollte. Die Familie drückte sich in der nähe herum. Komisch war auch, dass die dauernd untereinander heftig flüsterten. Polly fühlte sich zurecht bei jedem Handgriff beobachtet.

 

Erst, als sie allen Pröll in die Sattelkammer geräumt hatte und sich von ihrem Pferd verabschiedete, kam der Vater der Familie auf sie zu. Er stellte sich vor. Aber Polly konnte sich seinen Namen so schnell nicht merken. Sie wurde nach ihrem Namen gefragt. Dann wollte der Mann alles über Beauty wissen. Dabei lobte er das schöne Pferd. Die Frau trat hinzu und fragte, ob Polly ihr Pferd alleine reiten würde oder ob ein Erwachsener das Pferd trainierte. Polly war fast beleidigt wegen dieser Frage. Die hatten doch gesehen, dass sie allein mit dem Pferd ernsthaft übte. Eigentlich, dachte Polly, hätte sie denen sogar sagen können, sie würde ihr Pferd sogar ausbilden. Aber das wagte sie nicht. Die Tochter der Familie, die ungefähr Pollys Alter oder nur etwas älter war, Polly schätzte sie auf dreizehn oder vierzehn, wollte Beauty eine Möhre geben. Großzügig erlaubte Polly dies.

 

Noch seltsamer war schließlich die Frage nach ihren Eltern, fand Polly. Der Vater der Familie fragte sogar nach der Festnetznummer. Dann hatte Polly das Gefühl, die führten etwas im Schilde. Sie hatte keine Ahnung was. Nur mühsam wollte das Mädchen sich von Beauty verabschieden, als deren Eltern und Bruder schon „Auf Wiedersehen“ gesagt hatten.

 

Polly schüttelte den Kopf, als sie die Stallgasse verließ, um zu ihrem Fahrrad zu gehen. Es war spät geworden. Diese Leute hatten sie doch ziemlich aufgehalten. Polly rechnete deshalb zuhause wieder mit Ärger. Sicherlich warteten die Eltern schon auf sie mit dem Abendessen. Polly trat seufzend in die Pedale. Ein weiterer Hausarrest würde den ganzen Erfolg wieder zunichte machen. Aber ihre Eltern verstanden das sowieso nicht.

 

Ihr Vater öffnete die Haustüre mit einem Schwung und rief Polly zu, sich zu beeilen. Er hatte einen Anruf. Polly war ahnungslos, was jetzt kommen würde. Jedenfalls sagte keiner was, dass sie zu spät gekommen wäre. Immerhin!

 

„Jemand hat viel Geld für Beauty geboten. Er will sie kaufen!“

 

Polly stockte der Atem. „Achttausend Euro“, sagte ihr Vater. „Da kann man doch nicht Nein sagen“, sagte ihre Mutter. So viel Geld, bar auf die Hand, für einen Tinker! Achttausend Euro!!! Polly wusste, dass ihre Eltern weit weniger für die Tinker-Stute gegeben hatten. Panik packte sie. Sie bekam keine Luft mehr.

 

Beauty verkaufen ? Das ging doch nicht! Sie hatte das Pferd doch erst seit den Sommerferien.

 

Es stellte sich heraus, dass die blöde Familie, die Polly so ausgefragt hatte, total begeistert von Beauty und ihrer Reiterin waren, dass sie das Pferd unbedingt für ihre Tochter haben wollten. Daher das Angebot. Polly stand ratlos ihren Eltern gegenüber. Dann brach sie in Tränen aus.

 

(Fortsetzung folgt…)

 

 

 

 

 


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