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Der Traum eines kleinen Mädchens...(145) PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 10. Oktober 2012 um 12:27

 

Beauty gegen Waschmaschine und Carport...

 

Polly verbrachte, wie gewohnt,  den größten Teil ihrer Freizeit im Reitstall bei ihrem Pferd, der hübschen Tinker-Stute Beauty.  Nicht nur das, auch gedanklich drehte sich die meiste Zeit in der Schule um jenen Ort, der für sie den Mittelpunkt in ihrem jungen Leben bedeutete.

 

In den letzten Tagen allerdings hatte sie so ein wenig ein ungutes Gefühl, sobald sie den Stall betrat. Ihr war schon klar, woher dieses blöde Gefühl herrührte. Aber dennoch vermochte sie nichts dagegen zu unternehmen. Vorausging der schreckliche Vorfall letzte Woche. Ein fremder Familienvater hatte Polly sehr viel Geld für Beauty geboten. So ungeheuerlich dieses Angebot als solches schon war, so ungeheuerlich fand Polly die Reaktion ihrer Eltern. Sowohl Papa als auch Mama schienen ernsthaft in Erwägung gezogen zu haben, Pollys erstes eigenes Pferd zu verkaufen. Zu verlockend wirkte die Aussicht auf das viele Geld.

 

Ein  Klos so groß wie ein Tennisball steckte in ihrem Hals. Kreidebleich wankte sie in ihr Zimmer. Erst als die Tür hinter ihr leise ins Schloss fiel, schluchzte sie auf und brach in Tränen aus. Sie heulte laut und heftig. Sie griff gleich nach einem Handtuch, was Mama ihr am Vormittag frisch gefaltet aufs Bett gelegt hatte. Ein Taschentuch wäre zu klein gewesen für die Sturzflut von Rotz und Tränen.

 

Danach beschloss sie, etwas gegen die drohende Gefahr, ihr Pferd zu verlieren nur wegen Geldes, zu unternehmen. Sie überlegte. Das dauerte. Dabei kreisten ihre Gedanken immer wieder und unwillkürlich um die herrliche Stute Beauty. Polly dachte an das weiche, lange Fell des Tinkers, das so angenehm durch ihre Hände glitt, wenn sie das Tier streichelte. Sie dachte daran, wie viel Mühe sie sich dauernd geben musste, um die lange, dichte Mähne zu entwirren. An den dicken Schweif dachte sie, den zu kämmen schier unmöglich war. Kurz: sie liebte ihr Pferd so sehr, dass sie eine Trennung kaum überleben würde. Das würde nun geschehen. Und das alles nur des Geldes wegen.

 

Die aller größte Enttäuschung waren ihre eigenen Eltern. Die kapierten mal wieder überhaupt nichts. Papa dachte jedoch bereits daran, das Carport-Dach neu decken zu lassen. Pferd gegen Dach! So was konnte doch nur Erwachsenen einfallen. Genau wie Mama. Die dachte an eine neue Waschmaschine.

 

Plötzlich kam ihr die rettende Idee. Eigentlich gab es nur die eine Lösung: Wenn die Eltern Geld wollten, musste Polly welches besorgen. Dann könnte Beauty bei ihr bleiben, die Interessenten an Beauty wiederum könnten woanders hingehen und so viele Pferde kaufen, wie sie wollten. Pollys Pferd sollten sie jedenfalls nicht bekommen.

 

Da sie aber noch ein Kind war und außerdem zur Schule gehen musste, sah sie keine Möglichkeit, durch Arbeit Geld zu verdienen. Es blieb ihr nur die Möglichkeit, Dinge von sich zu verkaufen.

 

Aber, was gehörte ihr, das so wertvoll war, dass jemand dafür bares Geld hinlegen würde? Viel war das nicht. Schmuck aus Gold und Silber besaß Polly überhaupt nicht. Nur ein kleines Goldkettchen von Oma, das in der Mitte goldene Buchstaben hatte, die den Namen Polly ergaben. Außer sich selber kannte Polly niemanden mit dem gleichen Namen. Das hieß: Niemand würde so ein auf Personen bezogenes Kettchen kaufen. Aber das Kettchen war das einzige von Wert, was ihr allein gehörte.

 

Die blaue Casio-Plastique-Uhr besaß ebenfalls keinen materiellen Wert, kam also für das Unternehmen Geldbesorgen nicht in Frage.

 

Mittlerweile waren die Tränen getrocknet. Es blieb ein kratzende Schicht Salz auf ihrer zarten Gesichtshaut. Beim Darüberwischen mit der Hand fühlte es sich an wie Schmirgelpapier. Polly zog alle Schubladen heraus und öffnete sämtliche Schranktüren. Sie durchforstete alles nach Gegenständen, die zu Geld gemacht werden könnten.

 

Ihre Gedanken kreisten dabei dauernd um das Tier, für das sie doch auch die Verantwortung trug. Mit einem Verkauf würde die Verantwortung für das Wohlergehen des Pferdes auf den Käufer übergehen. Nicht vorzustellen, dieser Umstand! Vor allem, wie würde sich Beauty dabei fühlen, wenn Polly nie mehr an ihre Box herantreten würde, um ihr ein Zückerchen zu reichen.

 

In Gedanken zog Polly eine Reithose nach der anderen, ein Reitshirt nach dem anderen aus den Schränken. Sie holte bei ihren Überlegungen die Söckchen mit den Pony-Motiven heraus und sortierte sie, damit sie auch zusammen passten. Zwei Kaputzenjacken aus Baumwolle, zwei Reitwesten mit gestickten Reitkappen und Gerten darauf und eine gefütterte Jacke mit einem goldenen Hufeisen auf dem Rücken breitete sie auf ihrem Bett aus. Dabei bemerkte sie, dass ihr Bettzeug mit herumtollenden Fohlen auf einer Weide bedruckt war. Kurzerhand zog sie die Bezüge von Kissen und Daunendecke und legte sie zusammengefaltet neben die Kleidung. Es war doch einiges zusammengekommen.

 

Polly setzte sich an ihren Schreibtisch, auf dem sie sonst ihre Schulaufgaben zu machen hatte. Sie griff nach dem Papierblock und rupfte einen gelben Zettel nach dem anderen herunter. Dann drehte sie den Drehstuhl, betrachtete die zurecht gelegten Sachen und überlegte, was man für die einzelnen Teile wohl verlangen könnte. Danach griff zu einem Kuli und schrieb die ausgedachten Preisangeben auf die gelben Zettel und heftete sie mit Nadeln auf die einzelnen Sachen. Für das hübsche Bettzeug, so meinte sie, könnte man durchaus 30 Euro fordern. Also: Zettel und 30 Euro darauf notiert.

 

Jedes Teil war nun preislich erfasst. Polly zählte zusammen, sie kam auf 290 Euro, sollte alles weggehen.

 

Nun überlegte sie, wo sie alles zum Kauf anbieten könnte. Es hatte sicher wenig Sinn, die Sachen mit in die Schule zu nehmen. Es gab zwar Leute in ihrer Klasse, die auch mal zum Reiten gingen, aber ernsthaft Sport betreiben wie sie, da war keiner darunter. Sie beschloss, alles in den Reitstall zu bringen. Dort gab es ja es viele Kinder, die an den Pony-Stunden teilnahmen. Die könnten doch sicherlich auch richtige Reitklamotten gebrauchen. Blieb nur das Problem: Wo Tüten oder Kartons hernehmen.

 

Polly bemerkte gar nicht, dass ihre Mama leise die Tür geöffnet hatte. Sie streckte den Kopf herein und beobachtete, was ihre Tochter so trieb im Zimmer. Mit Schulaufgaben beschäftigte die sich sicher nicht. Leise schloss Mama wieder die Türe und verzog sich wortlos. Polly hatte nichts bemerkt.

 

Später hörte sie Papa nach ihr rufen. Sie solle in die Küche kommen. Polly hatte sich inzwischen wieder gefasst, war nicht mehr empört. Sie konnte ja jetzt ihre Pläne offenlrgrn, was sie sich ausgedacht hatte, um die Familienkasse zu sanieren. Die kalkulierte Summe aus dem Verkauf ihrer Sachen war zwar Lichtjahre von dem zu erzielenden Kaufpreis für Beauty entfernt. Aber es war ein Anfang. Dazu würde Polly sich schriftlich wie in einem richtigen Vertrag verpflichten, wenn sie erwachsen wäre, also mindestens 18 Jahre alt, den verbleibenden Differenzbetrag an ihre Eltern zurückzuzahlen.

 

Gerade wollte sie ihren Eltern die Einzelheiten ihres Vorhabens auseinandersetzen, da sah sie, dass sich Mama die Augen mit einem Küchentuch abwischte. Sie hatte offensichtlich geweint. Papa schaute sehr ernst. Von der Vorfreude auf den möglichen Preis für Beauty war nichts mehr zu spüren.

 

„Du kannst die Zettel wieder abmachen und Deine Sachen zurück in die Schränke räumen“, sagte Papa mit rauer Stimme. „Aber, ich wollte….“, hob sie an zu widersprechen. „Wir verkaufen Beauty nicht“, sagte der Vater, und Mama schluchzte auf, wie Polly noch vor eineinhalb Stunden.

 

Polly konnte sich einen Moment lang gar nicht freuen, musste erstmal begreifen, dass sich die katastrophale Situation in Luft aufgelöst hatte. Nicht verkaufen???

 

Polly hatte mit ihren Plänen ihre Mama so gerührt, dass sie Papa überreden konnte, Beauty nicht zu verkaufen – Trotz Aussicht auf viel Geld. Allerdings hatte Mama die gelben Zettelchen an den Reitsachen so interpretiert, dass Polly ihren Lebenstraum, eine berühmte Reiterin zu werden, ganz aufgeben wollte, sollte Beauty veräußert werden.

 

Polly lachte und weinte zugleich. Sie lief von Papa zu Mama und von Mama zu Papa. Sie umarmte beide und hörte nicht auf sie zu küssen. „Ihr seid die besten Eltern der Welt“, rief sie immer wieder.

 

Obwohl es mittlerweile schon 22 Uhr war, rief sie die auf einem abgebrochenem Bierdeckel notierte Nummer des Kaufinteressenten an und schrie in den Hörer: „Wir verkaufen nicht.“

 

Glücklich ging sie am nächsten Tag  in den Stall, dort traf sie auf Reitkollegin Petra, die war so traurig wie Polly am Tage zuvor. Petras Pony Diana, das sie sieben Jahre hatte, sollte abgeholt werden. Petra hatte das Pony schon als kleines Kind erhalten. Eigentlich war Petra jetzt sogar wirklich schon zu groß für Diana.  Das war wohl auch der Grund, warum sich Petras Eltern zu einem Verkauf  entschlossen. Die Familie, die Beauty nicht erhielten, hatten nun Diana erworben.

 

Polly konnte Petra verstehen, sie fühlte sich irgendwie sogar schuldig deswegen, weil ihre Beauty nicht verkauft wurde und dafür Petra nun litt. Aber sie hätte niemals ihre Tinker-Stute hergeben können, um keinen Preis der Welt. Das müsste doch jeder verstehen. Petra würde sicherlich sofort eine neues, großes, Pferd von ihrem reichen Vater erhalten, der hatte das sogar schon bereits versprochen.

 

Dennoch überkam Polly ein mulmiges Gefühl. Der Hänger zum Abholen von Diana stand bereits in der Auffahrt, die Klappe zum Verladen war heruntergelassen…

 

(Fortsetzung folgt…)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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