Ludwigshafen. Im Springen fehlen Titelverteidiger Daniel Deußer und dazu der erfolgreichste deutsche Titelträger Ludger Beerbaum, und in der Dressur kommt der vage angekündigte Totilas unter Matthias Rath nicht – den Deutschen Reitmeisterschaften am Wochenende in Balve geht einiges ab…

Gleich vorab: Totilas kommt nicht nach Balve, das angedachte Comeback des Dressur-Weltstars lässt noch etwas auf sich warten. „Er ist auf gutem Weg, aber es ist noch ein bisschen früh, ihn jetzt schon gehen zu lassen“, informierte Bundestrainerin Monica Theodorescu gestern im RHEINPFALZ-Gespräch. So dürfte bei den deutschen Meisterschaften ab Freitag vor allem  Doppel-Titelverteidigerin Kristina Sprehe im Blickpunkt stehen.

Balve 2014  war ein einziger Triumphzug für  Sprehe und ihren in Piaffe und Passage so ausdrucksstarken Rapphengst Desperados: klarer Sieg im Grand Prix als wichtige Einlaufprüfung, klarer Sieg im Special und haushoher Sieg in der Kür. Die internationalen Erfolge dann bei der WM in Caen – Team-Gold und Einzel-Bronze im Special – unterstrichen das, was Monica Theodorescu betonte: „Beide haben viel an Reife dazugewonnen.“ Desperados ist wahrlich kein leicht zu handhabendes Pferd, kann auch mal kernig sein. „Sie setzt sich dann durch und  bekommt ihn schnell wieder an die Hilfen,  ganz ohne Druck“, lobt die Bundestrainerin: „Man muss Desperados auf seiner Seite haben. Beide sind richtig zusammengewachsen.“  Die Frühform des Paares aus Niedersachsen stimmt, in Hagen und München gab’s souveräne Siege.

Dass Sprehe nun für die Meisterentscheidungen von Balve (Special am Samstag, Kür am Sonntag) die Topfavoritin ist, liegt im Jahr 1 nach Helen Langehanenberg und Damon Hill sicher auch an einem weiteren Ausfall. Isabell Werth kann ihre grandiose Stute Bella Rose nicht ins Sauerland bringen. „Das Pferd war gut in Form“, erzählt Monica Theodorescu, „hat sich aber vor Wiesbaden blöd gezerrt.“ Und dann dauert es eben, auch ein Ausnahmepferd wie die Belissimo-Tochter seriös auf ein großes Turnier  vorzubereiten. So bringt Werth nun ihren immer munteren Wallach Don Johnson mit.

Klar, dass auch Fabienne Lütkemeier mit D’Agostino und Jessica von Bredow-Werndl mit Unee, einem anderen schicken Rapphengst,  vorne mitmischen wollen. „Jessica hat einen irrsinnigen Sprung gemacht, auch durch die Weltcup-Saison“, findet die Bundestrainerin. Im Finale von Las Vegas wurde das Paar aus Bayern Dritter. Bereits in Balve trainiert Theodorescu vor Ort mit der Karlsruherin Jenny Lang und ihrem in Mannheim abräumenden  Wallach Loverboy. Spannend wird in Balve Dorothee Schneiders „Projekt“: Die Olympia-Mannschaftszweite aus Framersheim stellt den erst zehnjährigen Sandro-Hit-Sohn St. Emilion vor. „Der muss jetzt mal in größere Konkurrenzen“, sagt Theodorescu über den hochtalentierten Rapphengst.

Die Pfälzerin Uta Gräf (RFV Weisenheim) verzichtet in diesem Jahr notgedrungen auf ihren Start in Balve, weil  Wallach Dandelion nicht ganz fit ist.  Und für Totilas und Matthias Rath ist mit Blick auf die EM in Aachen  der CDIO in Hagen im Juli als zweites Sichtungsturnier Pflicht. Theodorescu: „Da muss er gehen.“